STILBRUCH - Alles kann passieren
Mehr über Stilbruch
- Genre:
- Akustikrock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 12.10.2013
- Alles kann passieren
- Zeig mir die Nacht
- Glücklich
- Was anderes
- Nichts bleibt
- Keine Macht
- Rot
- Alles oder nichts
- Stummer Schrei
- So gut
- Nur ein Leben
- Du schweigst
- Wie ein Feuer
- Mon Parnasse
Ob nun Akustikrock oder New Classic - hier gelingt drei Straßenmusikern mit Hochschulabschluss eine induviduelle Mischung aus rockigen Klängen mit klassischen Instrumenten.
Die Spielarten des Rock sind offensichtlich unermesslich. Akustikrock heißt das, was die dreiköpfige Band STILBRUCH aus Dresden sich auf die Fahne geschrieben hat und das man in dichter Nachbarschaft zum Folk Rock ansiedeln könnte.
STILBRUCH, das sind deutsche Texte, die in der Stammbesetzung mit Cello, Violine und Schlagzeug dargeboten werden. Auf dem zweiten Studioalbum der Dresdner Truppe um Bandkopf Sebastian Maul, "Alles kann passieren", finden sich darüber hinaus einzelne Titel, auf denen Gitarre, Bass, Harfe und Fagott zu hören sind. Die Instrumentalbesetzung mutet also weniger wie eine Rockformation an, sondern könnte auch einem Kammerorchester entstammen. Diesen Eindruck verstärkt die Unterstützung durch einen Jugendchor, der sich aus Schulkindern und Mitgliedern einer Kirchengemeinde zusammensetzt.
Und doch: STILBRUCH rockt. Das beweist die Band nahezu täglich in deutschen Fußgängerzonen, denn Sebastian (Gesang, Cello), Friedemann (Violine) und Gunnar (Schlagzeug) verdingen sich regelmäßig als Straßenmusiker. Ihre Fanbasis haben sich die Absolventen der Dresdner Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" in den letzten zwölf Jahren auf diese Weise erspielt. Dafür wurden sie unlängst mit der Teilnahme am Ferrara Buskers Festival in Italien, dem größten Straßenmusik-Festival der Welt, belohnt.
Live legen die Herren von STILBRUCH sich also ganz schön ins Zeug. Daher bin ich auch mit der Erwartung an die aktuelle Scheibe herangetreten, mitreißende, druckvolle Stücke vorzufinden. Widererwarten finden sich auf "Alles kann passieren" aber hauptsächlich nachdenkliche Titel mit tiefsinnigen Texten und eher verhaltenem Tempo. In ihrer Grundaussage weisen die Texte überwiegend in eine lebensbejahende Richtung, fordern auf, sich zu verwirklichen, durchzustarten und zwar jetzt. Und dann natürlich Lieder über die Liebe! Die Stärke dieser balladenhaften Kompositionen liegt in der bildhaft anrührenden Sprache.
Die schwungvollen Perlen, die ich mir nach meiner ersten Live-Begegnung mit STILBRUCH gewünscht habe, bleiben leider in der Minderheit. Aber es gibt sie. 'Zeig mir die Nacht' gehört dazu, ein Song mit einer raffinierten Rhythmik, die erfreulich zum Springen und Tanzen einlädt. Auch 'Nichts bleibt', ein Titel, der dazu auffordert, etwas zu wagen und damit für Veränderung zu sorgen, gehört nicht nur in lyrischer Hinsicht, sondern auch was das Songtempo angeht, zu den bewegten Stücken des Albums. Das größte Hitpotential in dieser Aufzählung hat allerdings 'Wie ein Feuer', bei dem es gelingt, das Spiel der Flammen durch geschickten Einsatz der Violine klanglich nachzuzeichnen. Dazu kommt ein Refrain, der zum Mitsingen einlädt – ziemlich geeignet für den nächsten Auftritt irgendwo in der Stadt.
Das Besondere am Akustikrock von STILBRUCH ist jedoch neben ihren bewegenden Texten die Ursprünglichkeit der Instrumente, die ohne überfrachtete soundtechnische Bearbeitung in natürlicher Klarheit erklingen, ohne den Gesang zu erdrücken. Und dann gibt es noch etwas Besonderes: "Alles kann kassieren" wurde über eine Crowdfunding-Campagne finanziert. Auf diese Weise ist es der Band gelungen, 13751€ zu sammeln. Die Mühe hat sich gelohnt.
Wer sich im Feld der Klassik-Rock-Fusionen ebenso zu Hause fühlt wie im herkömmlichen Folk-Rock-Genre, der dürfte sich auch von den sanften, aber authentischen Klangreisen STILBRUCHs angesprochen fühlen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Erika Becker