STILLERS TOD - Jupiter
Mehr über Stillers Tod
- Genre:
- Avantgarde Black Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Schattenpfade
- Release:
- 04.09.2020
- Angstbeißer
- Erlkönig
- Rosmarin
- Metamorphosen
- Die Himmelskörpersymphonie Part I: Zricha
- Die Himmelskörpersymphonie Part II: Mutter Sonne
- Die Himmelskörpersymphonie Part III: Zrichat Yare‘ach
- Die Himmelskörpersymphonie Part IV: Vater Mond
Experimentelle Ausschweifungen auf solidem Schwarzmetall-Fundament
Die Avantgarde-Black-Metaller STILLERS TOD ließen sich noch nie wirklich gut in eine Schublade stecken, dafür war die Musik der achtköpfigen Band schon seit der Gründung im Jahr 2006 viel zu vielschichtig. An diesem Umstand hat sich auch in den vergangenen elf Jahren, die inzwischen seit dem ersten und bisher letzten Langspieler "Katharsis" ins Land gezogen sind, nichts geändert und so ist auch "Jupiter" eine verrückte Reise durch sämtliche Spielarten des Schwarzmetalls geworden, die gerne einmal musikalisch und textlich über den Tellerand schielt und auch vor eher obskuren avantgardistischen Versatzstücken nicht zurückschreckt.
In den besten Momenten gelingt diese Gratwanderung zwischen allen Stühlen hervorragend und bringt spannende Kompositionen wie den Opener 'Angstbeißer' hervor, dessen Riff-Landschaften von Klargesang und Orchestrationen untermalt werden und der trotz recht epischer Spielzeit von vorne bis hinten fesselnd aus den Boxen dröhnt. Ähnlich gelungen ist auch 'Metamorphosen', das sich ganz klar am melodischen Black Metal der Neunziger orientiert und gerade dank des Verzichts auf zu exotische Experimente in meinen Ohren einen Höhepunkt der Scheibe darstellt. Andererseits überspannt das Oktett aus Baden-Württemberg auch immer wieder den sprichwörtlichen Bogen, wenn die Extreme des eigenen Sounds wie in 'Erlkönig' auf die Spitze getrieben werden. So präsentiert der Track, der natürlich eine Goethe-Adaption ist, nicht nur typische Growls und Screams, sondern wird phasenweise auch von Sprechgesang dominiert, dessen Ausdruck und Darbietung ein wenig an RAMMSTEIN oder GOETHES ERBEN denken lässt. Gepaart mit vielen Dark-Wave-Versatzstücken gerät der Song so zu einer extrem zähen Angelegenheit, die in meinen Ohren nicht wirklich rund klingt. Ins gleiche Horn stößt auch der abschließende Vierteiler 'Himmelskörpersymphonie', der ebenfalls weitgehend extrem experimentell geraten ist und dessen Longtracks 'Mutter Sonne' und 'Vater Mond' meine Aufmerksamkeit nicht für die gesamte Spielzeit binden können.
Erschwert wird der Stand von "Jupiter" zussätzlich noch durch die Tatsache, dass auch die technische Umsetzung nicht immer einwandfrei ist. So gehen die etwas künstlich klingenden Streicher-Samples in diesem Genre defintiv noch in Ordnung, doch wenn die Leadgitarren in 'Erlkönig' oftmals knapp am korrekten Ton vorbeirutschen (für mich als Gitarrist gleichzusetzen mit Fingernägeln auf einer Tafel), dann kann das nicht mehr nur mit Trueness und "das gehört im Black Metal so" gerechtfertigt werden. Auch in den finstersten Wäldern lassen sich noch Stimmgeräte finden, die solche Unsauberkeiten verhindern.
"Jupiter" ist damit insgesamt eine Herausforderung an jeden Hörer und jede Hörerin, die den musikalischen Kosmos dieses Langeisen erst einmal für sich erschließen müssen. Mit ein wenig Toleranz für handwerkliche Makel und ein offenes Ohr für phasenweise ungewohnte und fordernde Experimente kann diese Prüfung gemeistert werden. Ich persönlich jedoch muss zugeben, dass ich an der überbordenden musikalischen Vielfalt gescheitert bin, denn in meinen Ohren klingt "Jupiter" einfach zu zerrissen, um in seiner Gesamtheit ein starkes und schlüssiges Album zu ergeben.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs