STINKING LIZAVETA - Scream Of The Iron Iconoclast
Mehr über Stinking Lizaveta
- Genre:
- Stoner-Jazz
- Label:
- Monotreme Records
- Release:
- 13.04.2007
- Gravitas
- Scream Of The Iron Iconoclast
- To The Sun
- Secrets Of The Past
- Willie Nelson (Tired Of The War)
- Unreal
- Yagans Head
- Thirteenth Month
- Soul Retrieval
- Indomitable Will
- Presence Of Mind
- Requiem For A Rock Band
- That's How I Feel
- Cyclops
- The Neutral Ground
- Nail
Jazzdoom? Avantgardestoner? Novumrock? "Call it prog-stoner-post-rock-metal-sludge-doom-jazz, or whatever you like, we just rock. And no matter where we go, rockers love us." Diejenige, die da zum Rundumschlag ausholt, ist auch sonst die Schlägerin in diesem Trio aus Philadelphia. Agusta ist neben den beiden Brüdern Alexi (b) und Yanni Papadopoulos (git) die Taktgeberin. Wichtig, wichtig, denn hier wird reine Instrumentalmusik zelebriert und ausgelebt. Indes die Brüder sich garantiert in ihren Saiten verbeißen, hämmert Agusta filigran bis brachial auf die Felle ein, als gäbe es kein Morgen. Das war bildlich gesprochen übertrieben, denn das J-A-Z-Z von da oben ist wörtlich zu nehmen. Hier und da fällt ein Break mal recht beiläufig, fast programmatisch wird die eine Struktur zerdeppert, um eine andere auch nur anzudeuten. Und alles so schön disharmonisch.
Was zum Edwin überhaupt nicht diskutiert werden darf, ist das technische Können der drei Amis. Das Konzept der Band steht und fällt mit der fabelhaften Beherrschung der jeweiligen Zuteilungen. Und dann ist da auch noch dieser Albini-Effekt. Was der Steve in den letzten Monaten schon wieder so produziert hat, ist so arbeitsintensiv, wie die Queen Mary II anstreichen. Der scheint in seinem Chicagoer Electric Studio zu schlafen, früh aufzuschließen und schon fließen die Mucker rein wie in ein Meldeamt. Das hört man der Platte von STINKING LIZAVETA auch an – vor allem der Drumsound erinnert mich doch stark an SHELLACs Ausdünstungen. Urban erkältet und messerscharf. Keine Musik für den Badespass.
Die Kompositionen verarbeiten wie gesagt eine Vielzahl von Einflüssen, da kreischt der Balkan um die Ecke, pfeffert KARMA TO BURNs rationale Energie heran oder es wummert sich ein freejazziges Basssolo an die gekräuselte Oberfläche durch. Gerade habe ich 'Secrets Of The Past' auf dem Schädel, das zum Beispiel ist wahrscheinlich für Musiker höchst amüsant, mich strengt das eher an. 'Scream Of The Iconoclast' also ist keine leichte Kost. Eher inspirierend. Das tut ja auch manchmal weh. Dass die Band schon bald Fünfzehnjähriges feiert, ist dahingehend nicht verwunderlich. Erwachsen und gereift ist das, was aus einem der durchindustrialisiertesten Teile Amerikas da gewoben wurde. Die baldige Tour mit BEEHOVER und THE HIDDEN HAND werde ich mir geben, da ich livehaftig die Energie vermute, die mir teilweise auf der Platte fehlt. Dass die Genregrößen C.O.C. und CLUTCH dem Dreier die Anrocke zugestehen und zutrauen, kommt ja nicht von ungefähr. 2006 ist die US-Tour gemeinsam vollbracht worden.
Zusammengenommen ist mir die Platte etwas zu überambitioniert, vertrackt und fröstelnd geraten, jedoch weise ich auf das stärkere Innenteil ab 'Unreal' über 'Yagans Head', das fast funkige 'Soul Retrieval' oder metallene 'Indomitable Will' hin. Das lohnt sich. Ich denke, auch ich werde mich mehr und mehr in STINKING LIZAVETA verhören. Bin ja noch jung!
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben