STONE DUST ENGINE - Zerrspiegel
Mehr über Stone Dust Engine
- Genre:
- Metalcore
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 07.03.2008
- Staub
- Ok Warte ... Fick Dich!
- Besoffen/ Bekifft
- Kleiner Revolverheld
- Schon tot
- Neue Kraft
- Nur ein Schatten meiner selbst
- Monster
- Entropie
- Weltenbrecher
- Dolendi Voluptas
- Von Staub zu Stein
- Zerrspiegel
Es ist immer wieder bewundernswert, wenn Künstler und Bands versuchen, neue Wege zu gehen, altbekannte Strukturen zu durchbrechen oder weiterzuentwickeln. Die Berliner STONE DUST ENGINE dürften das Rad zwar nicht neu erfunden haben, aber ein moderner Thrash-Metal-Cocktail mit durchgehend deutschen Texten ist mir bisher noch nicht unter gekommen. Mit "Zerrspiegel" stellt das Quartett gerade ihr erstes in Eigenregie veröffentlichtes Album vor, das die unterschiedlichen Fanlager auf eine schwere Belastungs- und Toleranzprobe stellen wird.
Rein technisch gesehen haben die Jungs aus der Hauptstadt einiges auf der Pfanne. Gitarrist Daniel Sander packt immer mal wieder fette Metalriffs aus, Björn Müller versteht seinen Bass mehr als Soloinstrument, Schlagzeuger Tobi Seidel ist extrem variabel und abwechslungsreich in seinem Spiel und Sänger Markus Fett schreit wie ein Großer, überzeugt aber auch bei den vielen gesungenen Passagen. Gerade was dieses gesangliche Wechselspiel betrifft, erinnert er mich gelegentlich stark an Chester Bennington von LINKIN PARK oder Dero von OOMPH!. Ansonsten ist die Musik aber eher im fetten Metalbereich der Marke MACHINE HEAD zu Hause, wobei sich die Band da aber nicht genau festlegen und lieber auf ihre musikalische Vielfalt aufmerksam machen möchte. Diese ist grundsätzlich auch vorhanden, doch gibt es nur sehr wenige Bands überhaupt, denen diese Nicht-Festlegung bisher von Vorteil war. Auch wenn die Band es nicht hören mag, ganz nüchtern betrachtet passt nach Anwendung der jeweiligen genretypischen Schablonen das Etikett "Metalcore" einfach am besten.
Wie bereits erwähnt kann man STONE DUST ENGINE rein technisch nicht viel vorwerfen, dafür mangelt es aber etwas an Struktur. Die Songs scheinen komplett nach dem Lustprinzip entstanden zu sein und jede aufkommende Idee wurde irgendwie in den Song gepackt, ohne wirklich auf Einheitlichkeit und Fluss zu achten. Es fehlt einfach die klare Line, die eindeutige Handschrift. Hier wäre weniger tastsächlich mehr gewesen. Man sollte in Zukunft verstärkt darauf achten, die Fähigkeiten innerhalb des Songs zu verarbeiten, anstatt ihn nachträglich noch mit allerhand Ideen zu überfrachten. Das verwirrt, ist anstrengend zu hören und lädt am Ende nicht wirklich zum erneuten Genuss des Albums ein.
Die ganz große Einzigartigkeit von STONE DUST ENGINE besteht aber darin, dass sie uns ihre Musik mit deutschen Texten servieren. Klingt auf den ersten Blick sehr fremd, könnte aber tatsächlich funktionieren. Jedoch gilt hier das gleiche Kriterium wie für die Musik: es darf nicht überladen sein. Teilweise ist der Gesang so schnell, so hektisch und ineinander übergehend, dass man selbst mit Textblatt nicht mehr folgen kann. Das nervt und ist auch hier mehr als anstrengend. Außerdem sollte man sich bei aller Provokation und "seinen Gefühlen freien Lauf lassen" noch einmal grundsätzlich Gedanken über die Texte machen. Während ein Song wie 'OK Warte ... Fick Dich!' einfach nur albern ist, gibt es für 'Kleiner Revolverheld' ein absolutes "No-Go". Das ist einfach nur gewaltverherrlichend.
Insgesamt ist "Zerrspiegel" ein interessantes Album mit großen perspektivischen Möglichkeiten, die STONE DUST ENGINE auf ihrem Debütalbum aber leider noch nicht ausgelotet haben.
Anspieltipps: Schon tot, Nur ein Schatten meiner selbst
- Redakteur:
- Chris Staubach