STORM SEEKER - Beneath In The Cold
Mehr über Storm Seeker
- Genre:
- Folk Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 18.05.2019
- Nemo
- Drag O Below
- Pirate Squad
- Deep Sea Waltz
- Drink Till Dawn
- Barrel Of Grog
- Darkest Of Caves
- Prophecy
- Plunderer And A Thief
- Rum
In Neuss wird wieder geplündert.
STORM SEEKERs erstes Lebenszeichen, eine EP namens "Pirate Scum", erschien vor drei Jahren und löste bei mir wunderschöne Sehnsüchte aus. ALESTORM war vor über zehn Jahren eine wichtige Band für meine metallene Sozialisation, doch zwischenzeitlich war dort ziemlich die Luft raus. STORM SEEKER setzte an, diese Lücke zu füllen - und es gelang. 2017 erschien dann "No Grave But The Sea" und alles war im Grunde wieder beim Alten (auch wenn Mister Bowes lieber seine Zeit bei GLORYHAMMER zu verschwenden scheint). Ich wünschte mir 2016 ein Album von STORM SEEKER, jetzt halte ich es endlich in den Händen.
Und es stimmt mich weniger melancholisch. Vielleicht, weil die große Überraschung zwangsläufig aubleibt. Denn mir ist schon vor dem ersten Öffnen des schönen Digipaks bewusst, was diese Band drauf hat. Stattdessen bin ich zunächst sogar etwas enttäuscht. Hatte ich etwa zu große Erwartungen? Nach epischem Intro und dem wunderschönen 'Drag O Below', das völlig zurecht vorab als Musikvideo veröffentlicht wurde, folgt erstmal etwas simpleres Songwriting. Es dauerte tatsächlich mehrere Durchgänge, bis ich erste Feinheiten und Melodienwiderhaken entdeckte, die mich zum genaueren Hinhören ermutigten.
Zum Glück. Denn obwohl das folgende 'Pirate Squad' Wert auf einfachere Melodien liegt, ist es ein wirklich schöner Song geworden. Harte Riffs zimmern ein festes Gerüst für einen fantastisch versoffen eingesungenen künftigen Live-Hit. 'Deep Sea Waltz' lässt dann etwas die Luft aus den Segeln, was nichts an dem zwingenden zweistimmig gesungenen Refrain ändert. Und Platz für einen epischen Schifferchor, der vor einer Meeresbestie warnt, ist auch noch übrig. 'Drink Till Dawn' ist im Gegensatz zum getragenen Walzer sehr schnell. Gehört sich ja auch so für den obligatorischen Sauf-Titel, der mich trotz toller Instrumentierung nicht so ganz begeistern kann. In 'Barrel Of Grog' geht es dann zwar wieder um Alkohol, jedoch etwas gewitzter. Müde tönt die Geschichte über zwei gestrandete und verfeindete Piraten aus den Boxen, die sich wünschten, das Gegenüber wäre doch ein Fässchen Grog und kein Pistolero.
'Darkest Of Caves' und auch 'Prophecy' sind nicht besonders gut und gerade gesungen und versanden trotz schönem Songaufbau und wunderbar düsterer Atmosphäre recht plötzlich. Ganz anders ist anschließend 'Plunderer And A Thief' ausgearbeitet. Hier lässt sich STORM SEEKER viel Zeit für einen geschickten Songaufbau mit manch progressivem Versatzstück und schafft damit ein sieben-minütiges mitreißendes Kleinod. Nicht zuletzt zeigt hier der männliche Stimmgeber Timothy Abor auch sein ganzes Können und wechselt famos zwischen Gegrummel und glasklarem Gesang. Warum "Beneath In The Cold" hier nicht beendet ist, sondern es das feucht-fröhliche Alberlied 'Rum' an die wichtige letzte Stelle geschafft hat, bleibt wohl ein Geheimnis der Freizeitpiraten. Klar, Saufen gehört hier zum guten Ton, aber mir vergeht bei dem Quatsch dann doch eher der Durst.
Trotz etwas zwiegespaltenem Fazit, muss ich für STORM SEEKERs Debüt eine Empfehlung aussprechen. Denn für ein selbst produziertes Erstwerk ist "Beneath In The Cold" wirklich stark geworden. Die Band aus Neuss legt viel Wert auf ausgefallenere Instrumente wie Cello, Nyckelharpa, Drehleiher und Bouzouki. Das alles so wunderbar abgemischt auf CD zu bannen, erfordert einiges an Geschick. Zumal der Metalcharakter wegen der deutlichen Gitarrenspuren auch nie verloren geht. Wenn STORM SEEKER jetzt vielleicht noch etwas mehr auf die düstereren Momente baut und die stumpfen Trinkspiele der Konkurrenzband überlässt, könnte hier eine ernstzunehmende Folk-Metal-Band heranwachsen. Das Zeug dazu haben die Freibeuter*innen jedenfalls.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Marius Luehring