STORMHUNTER - Best Before: Death
Mehr über Stormhunter
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- MDD Records
- Release:
- 21.03.2024
- Morituri Te Salutant
- Reaper
- Altar Of Illusions
- Nightmare
- Fallen Angel
- Death
- Empty Shell
- Vagabond
- Berceau De L'Enfer
- War Is Peace
- A Mourning In August
Wer den guten alten teutonischen Melodic Speed Metal liebt, so wie er war, bevor der Spuren-Overkill sich der Szene bemächtigte, der kann hier nicht fehl gehen.
Wenn man Teutonenstahl spielt, und nicht in den Achtzigern debütiert hat, dann gilt man irgendwie zwangsläufig noch immer als junge Band. Zumindest hat es manchmal den Anschein, und so habe ich den Eindruck, dass viele Leute STORMHUNTER noch immer nicht auf dem Schirm haben, wenn es um die etablierten Bands des Genres geht. Das ist ein derber Fehler, denn inzwischen ist das Quintett um Bandgründer Stefan Müller auch schon bald ein Vierteljahrhundert am Start, wenn es auch zwischendurch die eine oder andere Dürreperiode in der Bandbiographie gegeben haben mag. So ist das letzte Studioalbum "An Eye For An I" immerhin auch schon zehn Jahre alt, aber immerhin gab es seither zwei sehr coole EPs, um die Fans bei der Stange zu halten.
Nun ist es aber wirklich an der Zeit für einen Nachschlag mit der groben Kelle, und der kommt über MDD Records ins Haus und hört auf den schicken Namen "Best Before: Death". Ihr seht schon jetzt, dass sich eines im Hause STORMHUNTER schon mal nicht geändert hat, der Hang zum Wortwitz und zum schwarzen Humor. Doch recht hat der Titel gleichwohl. Sie leben noch, und so sind sie uns fraglos am liebsten, denn egal was euch die Leute darüber erzählen mögen, wie auserzählt das Genre sein mag oder auch nicht: Wenn im Intro und im Opener 'Reaper' die Leadgitarren von Stefan und Burkhard in bester Manier von Rock'n'Rolf & Majk Moti das Feld bestellen, dann ist das einfach wie Heimkommen, wenn man mit dem Sound aufgewachsen ist. Wieselflinke, melodische Riffs und verspielte Leads prägen den Sound der Band seit jeher, und warum sollte man dieses bewährte Rezept auch ändern?
Dem weiteren melodischen Speedster 'Altar Of Illusion', der die stilistische Basis der Band irgendwo zwischen RUNNING WILD, ganz frühen BLIND GUARDIAN und dem HELLOWEEN-Debüt bestätigt, folgt indes mit 'Nightmare' ein noch schnelleres, und schärfer riffendes Exponat, das sich wenigstens in den ausgedehnten Intrumentalparts recht nahe an den melodischen Thrash-Metal heranpirscht, und auch ein wenig an GRINDER oder CAPRICORN erinnert. Was STORMHUNTER indes angenehm von vielen Genrekollegen abhebt, das ist, dass es hier trotz eines ordentlichen Maßes an Backing Vocals und Chören, trotzdem ein wenig basischer, dreckiger und unpolierter zugeht, als bei der glattpolierten Fraktion. Daran hat Sänger Frank Urschler einen großen Anteil, denn hin und wieder packt er durchaus auch ein paar fiesere Shouts aus und hat ein dunkleres Timbre auf der Stimme, wobei sich seine umfangreiche Erfahrung mit BITTERNESS sicherlich bemerkbar macht. Gerade dieser Wechsel zwischen dunkler Härte und melodischer Epik macht ein Stück wie 'Fallen Angel' zum absoluten Volltreffer.
Unterstrichen wird dieser Ansatz auch durch die Produktion von Christoph Brandes in den Freiburger Iguana Studios. Wie schon bei vergangenen Arbeiten mit der Band gelingt es ihm sehr gut, einen transparenten, ausgewogenen Sound einzufangen, bei dem auch die Arbeit der Rhythmusgruppe um Basser Fritz und Drummer Andreas eine tragende, aber gut ausbalancierte Rolle spielt. Gerade das Schlagzeug gerät bei modernen Power-Metal-Produktionen ja bisweilen zur Loudness-Tortur. Genau das ist hier nicht der Fall, wenn selbst die Doublebass-Attacke beim GAMMA RAY-lastigen 'Death' schön ins Klangbild integriert ist und wirklich Spaß macht. Der Tod macht also Spaß? Nun, was erwarten wir von einer Band, die immer den Schalk im Nacken zu haben scheint, wo immer man sie trifft? Eben. Wo 'Empty Shell' in Sachen Riffing ebenfalls mit einer echt harten Kante um die Ecke shreddert, da hat der Refrain eine wirklich königliche Hookline verpasst bekommen und wird so schnell nicht mehr aus den Gehörgängen flutschen.
Mit einem Anflug orientalischer Melodiebögen und einem Schuss von Aram Khachaturians "Säbeltanz" startet sodann das speedig-eingängige 'Vagabond', bevor uns der Franzos' und seine Mannen mit 'Berceau De L'Enfer' wieder eine Eigenkomposition auf Französisch präsentieren, folgerichtig auch von Stefan selbst gesungen. Es gab früher schon mal ein frankophones TRUST-Cover auf der vorletzten EP, und auf der letzten EP dann den eigenen Song 'Balles Masquées', so dass sich hier eine Tradition fortsetzt. Schon durch die Sprachwahl hält das Stück auch ein paar Reminiszenzen an die baskischen KILLERS bereit, präsentiert sich auch ein wenig punkiger als der Rest des Albums und verbrät am Ende auch noch einen hübschen Retroeffekt. Eine Spieluhr leitet dann 'War And Peace' ein, dessen wuchtige und melodische Riffs und scharfes Drumming durchaus ein paar Black/Death-Metal-Vibes mitbringen. Würde Frank hier nicht singen, sondern kreischen, wären wir gar nicht so weit weg von so manchen Referenzbands der schwedischen Schule, wie etwa MÅNEGARM, die ja ihrerseits auch von der Hanseatischen Schule beeinflusst war.
Wenn schließlich das kurze Instrumental 'A Mourning In August' mit seinem tollen, mehrstimmigen, neoklassischen Leadmotiv das Album beschließt, ist klar, dass wir hier STORMHUNTER vom Fass bekommen, und wer mal im Biergarten war, der weiß, dass das etwas Gutes ist. Hier wird ein altbewährter Stil aus Überzeugung, mit Hingabe und mit viel spürbarem Spaß an der Arbeit gespielt. Die Songs zünden, der Spirit ist da, die Produktion ist erdig und bissig: Wer den guten alten teutonischen Melodic Speed Metal liebt, so wie er war, bevor der Spuren-Overkill sich der Szene bemächtigte, der kann hier nicht fehl gehen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle