STORYTELLER - Time Flies
Mehr über Storyteller
- Genre:
- (Pop) Punk
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Uncle M Music
- Release:
- 08.03.2019
- You
- Everything
- Games
- Everlasting
- With You
- Turn Back
- Time Flies
- Stuck In The Middle
- Upside Down
- Crazy
Zu viel glattpolierter Pop, zu wenig Rotzigkeit.
Mit einem haben die Pop-Punker STORYTELLER in ihrer Selbstbeschreibung durchaus recht, denn selbst hierzulande wird das Quintett wohl nur eingefleischten Genre-Fans ein Begriff sein. Sie selbst sehen die Schuld dafür im Promotext zur aktuellen Scheibe "Time Flies" hauptsächlich in der eher dünn besiedelten Punk-Szene im Osten der Bundesrepublik und haben damit nicht ganz unrecht, denn auch wenn die Metalszene in Leipzig und Umgebung in den letzten Jahren mehr und mehr aufgeblüht ist, so hat man es dort mit drei Akkorden und poppigen Refrains doch merklich schwerer. Davon hat sich der Fünfer aber nicht aufhalten lassen und trotz einiger persönlicher Rückschläge zehn Songs eingezimmert, mit denen erneut der Sprung heraus aus dem Underground versucht werden soll.
Musikalisch nehmen es die Jungs mit dem "Pop"-Anteil ihrer Genre-Beschreibung dabei ganz schön ernst, denn gegen den hier präsentierten Sound klingt selbst BLINK 182 nach räudigem Punkrock, dessen Urheber ihr Dasein in verranzten Szeneclubs fristen. So kommt schon der Opener 'You' eher wie ein aktueller Radio-Hit aus den Mainstream-Charts daher, in den sich auch ein paar kantige Gitarren verirrt haben, die sich aber immer mit modernen Synthie-Sounds ein Duell um den Fokus des Hörers liefern. Und genau in diesem Ton geht es dann auch weiter, wobei sich der Hörer nie so recht von dem Gefühl befreien kann, dass die Songs einfach etwas überproduziert daherkommen. Das deckt sich auch mit einer Anekdote von Fronter Rico Opitz, der im Interview zur Scheibe zu Protokoll gibt, dass er teilweise wie ein manisch depressiver seine Takes immer wieder neu aufgenommen hat, weil er mit seiner eigenen Leistung nie so recht zufrieden war.
Mit zunehmender Spielzeit drängt sich mir immer mehr der Gedanke auf, dass genau hier das Problem liegt. "Time Flies" ist einfach ein total verkopftes Album, dem über weite Strecken die Spontanität fehlt, die gerade zum Anfang des neuen Jahrtausends Pop-Punk zu einem solchen Phänomen in den Charts gemacht hat. Es muss eben nicht jede Gitarrenlinie perfekt eingespielt und nicht jede Gesangsmelodie perfekt eingesungen werden, sind es doch gerade die kleinen Unsauberkeiten, die handgemachter Musik ihren Charakter und Charme verleihen. Das demonstrieren die Jungs auch selbst zum Ende der Platte hin, wo bei 'Upside Down' oder 'Time Flies' wenigstens ein wenig der Spaß am Musizieren durchscheint.
Unterm Strich glaube ich entsprechend leider nicht, dass "Time Flies" den Leipzigern zum großen Durchbruch verhelfen wird, dafür ist der Silberling einfach zu steril und poppig. Schuld ist daran wahrscheinlich der Perfektionismus der Jungs, denn auch wenn sie mit ihrer Produktion locker mit den aktuellen Releases des Mainstreams mithalten können, geht ihnen durch die glattpolierten Sounds jegliche punkige Attitüde verloren, die den Nummer gerade gut zu Gesicht gestanden hätte. Schade, da wäre deutlich mehr drin gewesen.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs