STOZHAR - Dukhom Svobody, Razryvaia Okovy
Mehr über Stozhar
- Genre:
- Folk Metal
- ∅-Note:
- 4.00
- Label:
- Stygian Crypt Productions
- Release:
- 04.08.2021
- Durch den Geist der Freiheit die Fesseln brechen
- Trizna vor dem Winter
- An der Schwelle zu neuen Errungenschaften
- Gefallener Krieger
- Lied der Vergangenheit
- Die Kälte eines Herbstmorgens
- In Gedenken an Swjatosla
Schlimmer Folk-Trancecore-Hybrid.
STOZHAR ist eine selbsternannte Folk Metal Größe aus Yaroslavl in Russland und nach eigener Einschätzung spielen sie eine Mischung aus Extrem Metal und traditioneller Folklore. Ohne Vorkenntnisse würde ich jetzt von einer Melange aus Viking/Pagan Metal mit szenetypischem Schwarzmetall ausgehen.
Diese Erwartungshaltung wird durch das schöne mystische Artwork noch zementiert und ein Blick auf die Tracklist, lässt mich freudig feststellen, dass auch alle Songs durchgängig in der Muttersprache performt werden. Optimale Voraussetzungen also, um ca. 40 Minuten in die slawische Mythologie abzutauschen und die Reise ins eisige Hinterland zu unternehmen. Väterchen Frost lässt grüßen.
Doch schon der Einstieg sorgt für Stirnrunzeln, da die epischen Pianoklänge des Titeltracks ungewöhnlich sauber produziert scheinen und der Übergang zu den anderen Instrumenten etwas willkürlich wirkt. Ohne Vorwarnung wird dann eine richtig fiese Klimper-Dudel-Melodie auf den Hörer zugelassen, die sich von nun an durch den ganzen Song zieht und teilweise plötzlich so penetrant in den Vordergrund gedrängt wird, dass man das Gefühl bekommt, dass der Mixer während den Aufnahmen kurz mal einkaufen war. Die Metal-Elemente beschränken sich leider alleine auf Schrammelgitarren und vorhersehbare Drums. Hier zählt nur die "Konzentration" auf diese nervtötende Melodie und einen, gelinde gesagt, ausbaufähigen weiblichen Klargesang, welcher eher in Richtung Eurovision geht als das, was man so erwarten würde. Sorry, aber das ist ein ganz schlimmer Song.
Beim zweiten Lied wird dann schon eher versucht mit folkloristischen Grundtönen eine atmosphärische Einleitung zu schaffen, bevor man, bereits nach 40 Sekunden, von einer Trance-Walze aus jedem Gedankenszenario gerissen wird. Gerade noch am Schaitan-See gesessen und versucht zu meditieren und nun Front-Of-Stage am Ballermann. Was ist das für ein Übergang? Ich wusste zwar, dass es Eskimos in Russland gibt, aber ESKIMO CALLBOYs auch? Und dieses Lied will es nun wissen. Der weibliche Gesang versucht sich kläglich in Operngesang, während ein männlicher Gegenpart selbst die harschen Vocals in den Sand setzt.
Und dieser Track ist ein Paradebeispiel wie auch die anderen Songs Homogenität, Nachvollziehbarkeit im Songwriting oder Knowhow im Bereich Produktion mit Füssen treten. Ich könnte mir tatsächlich vorstellen, wenn man direkt sagen würde, man macht nun Trance-Core, dass Band, Hörer und Plattenfirma viel mehr Spaß mit dem Ergebnis haben würden. Die Dance-Elemente sind mit Abstand das stärkste auf dem Album und würden im Soundgewand von zum Beispiel ONE MORNING LEFT viel mehr Wirkung erzielen. Aber auch als Metalcore-Band müsste man die Lieder deutlich straffen, auf einen Song wie die unfassbar schleimige ESC-Ballade 'Песнь о былом...' komplett verzichten und sich beim Gesang noch deutlich steigern.
Vielleicht war die Intention der Band eine ähnliche Entwicklung wie EQUILIBRIUM zu vollziehen, aber davon ist STOZHAR noch sehr weit entfernt.
Der Vollständigkeit halber hier die russische Trackliste, deutsche Übersetzung ohne Gewähr.:
Духом свободы, разрывая оковы (Durch den Geist der Freiheit die Fesseln brechen)
Предзимняя тризна (Trizna vor dem Winter)
На пороге новых свершений (An der Schwelle zu neuen Errungenschaften)
Павший воин (Gefallener Krieger)
Песнь о былом (Lied der Vergangenheit)
Холод осеннего утра (Die Kälte eines Herbstmorgens)
Памяти Святослава (In Gedenken an Swjatoslaw)
- Note:
- 4.00
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal