STRATOVARIUS - Polaris
Mehr über Stratovarius
- Genre:
- Powermetal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- e.a.r.MUSIC/Edel
- Release:
- 15.05.2009
- Deep Unknown
- Falling Star
- King Of Nothing
- Blind
- Winter Skies
- Forever Is Today
- Higher We Go
- Somehow Precious
- Emancipation Suit I: Dusk
- Emancipation Suit II: Dawn
- When Mountains Fall
Gespannt wie ein Flitzebogen sauge ich die neue STRATOVARIUS in mich auf...wie soll´s werden ohne Tolkki, den Treiber, den Songwriter, den Vater der Band?
Ich kann Entwarnung geben! "Polaris" ist nicht nur ein starkes Power-Metal-Album geworden, sondern eines, das wohl in der Ahnenliste der Veröffentlichungen der Finnen einen der vorderen Ränge einnehmen wird. So frisch, spielfreudig und ungezwungen hab ich die Band seit seligen "Destiny"- und "Intermission"-Zeiten nicht mehr gehört. Das neue Album strotzt vor Ideenreichtum, die sich sehr häufig im Detail verstecken (man muss die Scheibe öfter hören, bevor sie sich in vollem Glanz offenbart) und umschifft jede Kitschklippe, an der die Band noch in der "Elements"-Ära zerschellte. Auf "Polaris" gibt´s größtenteils intelligentes Songwriting und keine tausendmal vernommenen Kindermelodien. Mal wird´s verflucht heavy ('King Of Nothing'), mal hat's ordentlich Dampf ('Blind', 'Higher We Go') und mal wird's richtig nachdenklich und schwermütig ('Winter Skies' – grandiose Ballade mit richtig Tiefgang). Fast allen Tracks bleibt eines gemein: die stimmigen Arrangements, die sich zu einer runden Sache entfalten und von der man als Powermetaller in dieser Qualität nur noch selten gefüttert wird. Auf "Polaris" klingt nichts überfrachtet, kein Musiker glänzt besonders, alles ist kompakt und schlichtweg gut, ohne dass das jetzt heißen soll, die Finnen waten nur noch in schlichtem Notenmatsch. Im Gegenteil. Denn unbestritten sind STRATOVARIUS Ausnahmekönner an ihren Instrumenten, doch verwunderlich ist es zumindest für mich schon, dass die Jungs so reif klingen und auch ohne Tolkki ein Album voller Kraft und Emotionen aufnehmen, das sich der Wurzeln bekennt, Tollkis Erbe antritt und somit trotz aller interner Streitereien eine Brücke zum ex-Bandkopf schlägt.
Kotipelto singt dabei wie eh und je genial, Jörg Michael ist und bleibt unbestritten einer der besten Kesselrührer in diesem Genre, für Jens Johannson gilt the same on the keys, Basser Lauri Porra atomisiert sämtliche Tieffrequenzen erstklassig und Neuzugangsjungspund Matias Kupilainen lässt die Klampfenkünste Tolkkis ziemlich schnell vergessen. Er brilliert allerfeinst, ohne sich in den Vordergrund zu schieben, agiert mit Johannson auf einer Wellenlänge und wird so zum Teamplayer, der den Namen STRATOVARIUS zukünftig nur noch aufwerten kann.
Übrigens ist der Sound der neuen Scheibe richtig fett und transparent, dass ich fast behaupten würde, Mixer Mikko Karmila ist nun endgültig in die Liga der ganz Großen vorgestoßen. "Polaris" klingt ausgewogen und dynamisch und ist vor allem nicht zu heftig komprimiert. Danke Mikko...
So viel Licht und kein Schatten? Kein Licht ohne Dunkelheit...? Es wäre zu schön...! 'Forever Is Today' hat massig HELLOWEEN-Anleihen und eine derbe Trallalla-Schlagseite und wirkt gegenüber dem ernsthaften Restmaterial deplaziert und im historischen Genre-Kontext wie wiedergekäut. Das kann man zukünftig auch gerne mal unterlassen...
Ansonsten bieten STRATOVARIUS eine durchweg positive Comeback-Scheibe, sowohl vom Gesamtbild als auch von der emotionalen Grundsausrichtung. Denn traurige Nummern wie 'Emancipation Suite Part II: Dawn' und 'When Mountains Fall' oder düstere Songs wie 'Emancipation Suite Part I: Dusk' bieten die Minderheit, machen das stimmungsvolle Werk aber erst richtig schmackhaft.
Unterm Strich? "Polaris" ist eine Scheiblette geworden, auf deren Veröffentlichung STRATOVARIUS stolz sein können, und die allen Fans runtergehen wird wie Öl. Gut gemacht Jungs and welcome back!
Anspieltipps: 'Winter Skies', 'King Of Nothing', 'Higher We Go'
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Alex Straka