STREAM OF PASSION - Live In The Real World
Mehr über Stream Of Passion
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Inside Out
- Release:
- 16.06.2006
- Intro
- Spellbound
- Passion
- Waracle
- Wherever You Are
- Computer Eyes
- Calliopeia
- Valley Of The Queens
- Haunted
- The Charm Of The Seer
- Deceiver/Songs Of The Ocean
- Day One: Vigil
- Day Three: Pain
- Nostalgia
- Out In The Real World
- The Castle Hall
- Into The Black Hole
- When The Levee Breaks
- Day Eleven: Love
Es wundert nicht, dass zunächst kaum jemand an den Band-Charakter des letzten Outputs des holländischen Projekt-Königs Arjen Lucassen glauben mochte. Trotzdem ist es eher ungewöhnlich, dass er bereits nach der ersten CD des international besetzten "wir sind wirklich eine Band"-Kollektivs STREAM OF PASSION eine Live-DVD auf den Markt schmeißt. Zieht man aber das umfangreiche Schaffen des sympathischen Hünen hinzu, wird schnell deutlich, dass es sich dabei nicht automatisch um einen lauen Live-Abklatsch der CD plus ein paar belanglose Cover-Versionen handeln muss (wobei, ein Cover gibt's ebenfalls - LED ZEPPELINs 'When The Levee Breaks'), kann er doch auf einen schier unerschöpflichen Fundus von AYREON-, STAR ONE- und AMBEON-Stücken zurückgreifen. Somit gibt es auf "Live In The Real World", das unter der Überschrift "STREAM OF PASSION featuring AYREON" läuft, neben sieben "Embrace The Storm"-Songs ein interessantes AYREON-Potpourri von "The Final Experiment" bis "The Human Equation" sowie je einen Song von STAR ONEs "Space Metal" und AMBEONs "Fate Of A Dreamer" plus einen Gastauftritt von Damian Wilson, der für AYREON-Fans ja kein Unbekannter ist. Die kleine Schwester der STREAM OF PASSION-Sängerin, Diana Bovio, sorgt außerdem dafür, dass die mehrstimmigen Gesangsparts des Albums live nicht verloren gehen.
Aufgenommen wurde die Club-Show im niederländischen Rjissen gegen Ende der Europatour im Februar 2006, so dass sich die Combo bis dahin bestens eingespielt haben dürfte. Besondere Effekte - bis auf eine stimmungsvolle Licht-Show - bietet der Auftritt zwar nicht, aber der von Schlagzeuger Davy Mickers über Keyboarder Alejandro Millán, Bassist Johan von Stratum, Sängerin Marcela Bovio und schließlich die beiden Gitarren Arjen Lucassen und Lori Lindstruth der Reihe nach erfolgende Aufzug zu 'Spellbound' ist sehr gelungen und bietet vor allem Johan einen der wenigen Momente, in denen er selbst genussvoll im Mittelpunkt steht. Überhaupt ist es die leidenschaftliche Hingabe, die die sechs Musiker auszeichnet. Die zierliche Front-Lady, welche bei einigen Stücken zur Geige greift, beweist darüber hinaus erfreuliches Bang-Talent, wie die komplette Band sich sehr bewegungsfreudig zeigt: Alejandro ist spätestens ab der Mitte des Sets schweißgebadet, der etwas linkisch wirkende Arjen scherzt ausgiebig mit jedem, der ihm vor die Füße kommt, Johan ist agil wie ein Gummiball, und selbst die etwas reserviertere Lori schüttelt hin und wieder ihr üppiges Haupthaar.
Nach dem "Embrace The Storm"-Doppelpack 'Spellbound' und 'Passion', der wie alle anderen Songs des Albums begeistert aufgenommen wird, folgt mit 'Waracle' der erste, bereits von der "The Final Experiment" Special Edition Bonus-CD in Marcelas Version bekannte AYREON-Song. Hinreißend sind die Duette der beiden Bovio-Schwestern in 'Computer Eyes' (AYREON - "Actual Fantasy") oder 'Valley Of The Queens' (AYREON - "Into The Electric Castle"). Meister Lucassen wird zu 'Songs Of The Ocean' (STAR ONE - "Space Metal") und 'Day One: Vigil' (AYREON - "The Human Equation") selbst als (Background-) Sänger aktiv, und mit letzterer Scheibe geht es auch weiter. Allerdings - so gut manche ursprünglich von einem männlichen Sänger eingesungenen AYREON-Werke mit Marcela funktionieren - von 'Day Three: Pain' hätte man besser die Finger lassen sollen, denn ohne Devin Townsends fieses Gekeife fehlt etwas. Ganz im Gegensatz zur ersten Zugabe, dem von einem Comic-Video eingeleiteten 'The Castle Hall' (AYREON - "Into The Electric Castle"), in dem 'The Knight' himself, Mr. Damian Wilson, die Bühne erklimmt und mein sowieso schon liebstes Stück dieser CD auch zu meinem persönlichen Konzert-Hightlight macht. Und wo er schon mal da ist, darf er noch das dramatische 'Into The Black Hole' (AYREON - "Universal Migrator") mit seiner phantastischen Stimme veredeln. Eine Art Hidden Track, weil auf der DVD-Hülle nicht extra benannt, ist AMBEONS 'Cold Metal' - schön, dass Lucassen wirklich alle seine Projekte wenigstens anreißt. Den wirklich krönenden Abschluss vor den verdienten standing ovations bildet 'Day Eleven: Love' (AYREON - "The Human Equation"), das nicht nur von Arjen, Marcela und Diana, sondern auch von Alejandro gesungen wird.
Ein superber, fast schon zu perfekter Sound und eine abwechslungsreiche, detailverliebte Kameraführung runden das Ganze ab. Leider sieht man von dem bei 'Songs Of The Ocean' mit Plastik-Bananen (!) schwenkenden Publikum erst zur Zugabe hin wieder etwas häufiger etwas, und Ansagen hätten es gerne ein paar mehr sein dürfen.
Was außerdem anhand der von mir erwähnten Tracks dieser DVD bereits offensichtlich sein dürfte, ist dass nicht alle STREAM OF PASSION-Songs qualitativ mit den Werken von AYREON mithalten können, weshalb gerade die "fremden" Stücke die Höhepunkte des Konzerts ausmachen. Trotzdem liefern STREAM OF PASSION insgesamt einen mitreißenden Auftritt, dem hoffentlich noch viele, viele weitere folgen werden. Denn ihr wisst ja - es handelt sich hier um eine echte Band ...
Als Bonus-Material gibt es ein paar wacklige "Behind The Scenes"-Aufnahmen, bestehend aus dem immerwährenden Rhythmus Bus - Soundcheck - Auftritt - Bus und nur gelegentlich unterbrochen von Autogrammstunden oder Radio-Auftritten. Ferner eine Schnappschuss-Fotogalerie, das Video zu 'Out In The Real World' sowie das Making-of dazu und ein Tourtagebuch. "Live In The Real World" ist parallel auch als Doppel-CD erhältlich.
- Redakteur:
- Elke Huber