STUKA SQUADRON - Zeppelin
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/24
Mehr über Stuka Squadron
- Genre:
- NWoBHM
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Metal On Metal
- Release:
- 15.12.2023
- Totenmarsch (Anthem Of The Subterranea)
- Pit Of Fire
- The Last Valkyrie
- Tiger II
- It Is Him
- One Man Blitzkrieg
- Montague Summers
- Warriors Of The Undead
- Zeppelin
- Destroyer Of Worlds
- The Weeper
- Our Bloody Ragnarok
- Angel Of Mons
Die Schwadron aus England legt uns ein krudes, aber gutes WW2-meets-Fantasy-Konzept im klassischen Stahlgewand vor.
Die britische Band STUKA SQUADRON legt Wert auf die Feststellung, dass in ihrem Bandnamen keine politische Solidaritätsbekundung mit jenem Regime zu sehen sei, welches die Junkers Ju 87 bauen ließ und im zweiten Weltkrieg weidlich einsetzte. Gut zu wissen, auch wenn mir der Gedanke, dass es anders sein könnte, durchaus weit hergeholt scheint. Wir haben deutsche, griechische und skandinavische Bands, die nach der britschen Spitfire benannt wurden, und hier haben nun eben Engländer eine Stuka im Banner. Die Schwadron hat eine bewegte Geschichte hinter sich, eine EP von 2008, ein Album von 2011, dann der Zerfall, Teile der Band fanden sich dann bei IRON KNIGHTS wieder, und seit 2014 ist man nun wieder mit dem alten, und durchaus originelleren Bandnamen am Start, wenn auch mit dem neuen Sänger Captain Strange, der seit 2019 das Mikro übernommen hat.
Damit sind die Rahmendaten abgehandelt und wir können uns dem Comebackalbum "Zeppelin" widmen. Jenes befasst sich in einem sehr ausführlichen Konzept, das sich mit einer mystisch-mythischen Story der Spätphase des zweiten Weltkriegs widmet, und die geschichtlichen Fakten mit magischen Fantasy-Elementen und Versatzstücken aus Verschwörungstheorien vermengt. Dabei ist nichts zu albern, zu heilig oder zu sehr tabu: Rasputin, Wewelsburg, Sanskrit-Mythen aus der Bhagavad Gita und eddische Ragnarök-Motive samt Walkürenritt? Gibt es alles! Ihr seht, die Band fährt ein ziemlich gut bestücktes okkultes Arsenal auf.
Auf der musikalischen Seite haben wir es dafür weitgehend mit straightem, eindringlichen und eingängigem Heavy Metal mit epischer Schlagseite und ordentlichem Faustfaktor zu tun. So höre ich beim Opener 'Pit Of Fire' eine ordentliche RUNNING WILD-Note bei den Leadgitarren, während das folgende 'The Last Valkyrie' einen guten Schuss MANOWAR-Epik abbekommen hat. 'Tiger II' schmeichelt sich bei mir zunächst mit einem astreinen CIRITH UNGOL-Riff ein, atmet in der Folge dann aber mit den Hooklines und den Chören auch recht viel IRON MAIDEN und ruft auch frühe CAGE-Werke ins Gedächtnis. Der Sound ist in Großen und Ganzen ziemlich laut und unprätentiös, dabei zwar nicht übermäßig dynamisch, aber trotzdem klassisch und knusprig, nicht wie moderner Power Metal zugeballert. Er lässt Luft zum Atmen und kennt auch ruhigere Momente mit dem einen oder anderen Erzähler-Part und Hörspiel-Einschub. Sicher nicht jedermanns Sache, diese Art von metallischem Musiktheater, aber ich finde, dass es zu einem solchen Konzept passt. Schöne, klassische, singende Gitarrensoli werten das Werk zusätzlich auf, gerade am Ende des Songs um besagten Kampfpanzer, das zudem mit einem astreinen Dickinson-Style-Scream endet.
Auch punkig-thrashige Momente kennt das Album, etwa wenn die Gang-Shouts beim Midtempo-Mosher 'One Man Blitzkrieg' übernehmen, oder finstere Creepy-Tale-Stilistik der Marke späterer ICED-EARTH-Werke etwa beim dunklen, schleppende, hinterhältigen 'Montague Summers'. Doch, die Bandbreite der stilistischen Einflüsse ist durchaus beachtlich, wenn auch stets tief im traditionellen Stahl zu verorten, wie etwa beim tollen 'Zeppelin', das ruhige-sphärische Parts hervorragend mit wilden, treibenden Elementen verbindet. Immer wieder bemerkenswert sind auch die herrlichen, teils folkig angehauchten Zupfgitarrenparts, die zusammen mit ein bisschen Minstrel-Style-Gesang etwa 'The Weeper' ungemein aufwerten und sich irgendwo zwischen den erwähnten Bodenfrostern, BLIND GUARDIAN und JETHRO TULL einsortieren lassen. Dafür gibt es dann bei 'Destroyer Of Worlds' einige frühe METALLICA- und MEGADETH-Vibes, während das Finale mit dem grimmigen Uptempo-Smasher 'Our Bloody Ragnarok' und dem galoppierenden 'Angel Of Mons' nochmals die kriegerische und epische Seite der Band betont.
Wer also auf Konzeptalben mit völlig kruden Pulp-Stories, schrägen Hörspiel-Elementen, urklassischem Metal und einer räudigen, krawalligen Produktion abfährt, der möge der STUKA SQUADRON mal sein geneigtes Ohr leihen und eine Menge Spaß daran haben. Wer ob der genannten Referenzen indes eher dazu neigt, die Stirn in Falten zu legen, oder wer eine polierte, gebügelte Produktion und holperfreie Geschmeidigkeit erwartet? Nun, der möge von dannen schreiten und lieber eine der zahlreichen Mainstream-Pop-Scheiben aus dem aktuellen Soundcheck liebkosen, während hier die Trompeten von Jericho heulen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle