STUMP, JOE - 2001: A Shred Odyssey
Mehr über Stump, Joe
- Genre:
- Neoclassic
- Label:
- Lucretia Records
- 2001: A Shred Odyssey
- Bullet Train
- Nocturne
- Still I'm Sad
- The Haunting
- Big Bad Groove
- Partita No.1 In A Minor
- Tear It Up
- Shredding In Shuffle City
- Psycho Shred Suite / Guitar Cadenza No.2
Soloalben von Gitarristen sind ja immer so eine Sache... Wirklich geeignet sind die meisten nur als (im Normalfall äußerst deprimierende) Lehrstunde für Klampfer oder solche, die es werden wollen. Und hier macht auch der gute Joe Stump mit seinem aktuellen Output „2001: A Shred Odyssey“ keine Ausnahme. Bereits der Opener, zugleich Titeltrack, weckt sofort den Anschein, als hätte man den altehrwürdigen Yngwie Malmsteen ohne Zigaretten und Alkohol in einen verlassenen Proberaum gesperrt und ihm mitgeteilt, er käme erst wieder heraus, wenn er 3,5 Millionen Töne auf der Gitarre fabriziert hat. Joe Stump holt hier das absolute Maximum an Geschwindigkeit aus seinen Fingern und präsentiert somit ein zwar beeindruckendes, effektiv gesehen aber wenig innovatives 6-minütiges Gitarrensolo.
Ab dem zweiten Track dürfen sich auch ein treibendes, aber einfallsloses Drumming, sowie ein ebenso einfallsloser Bass (Grundton olé) zu den Ergüssen des Herrn Stump hinzugesellen. Von der Geschwindigkeit her betrachtet wird ein Album geliefert, das die Kinnlade eines jeden Gitarristen dazu zwingt, den Gesetzen der Schwerkraft zu gehorchen und sich mit Entschlossenheit dem Erdboden zu nähern. Selbst die schnellsten und abgedrehtesten Soli eines Malmsteen wirken gegen diese Fiedelorgie wie frisch aus einem Doom-Song entnommen. Keine Frage: Joe Stump beherrscht sein Handwerk in jeder Hinsicht und lebt auf „2001: A Shred Odyssey“ hemmungslos einen 52-minütigen Orgasmus aus.
Das Album besteht aus acht im Studio aufgenommenen Tracks, die sich allesamt ziemlich ähneln. Zwar kann Stump durch einen sehr effektvollen Wechsel zwischen neoklassischem Gefiedel und wildem, fast chaotischem Frickelparts begeistern, die Innovation bleibt dennoch auf der Strecke. Zu diesen acht Studiotracks gesellen sich als Bonus noch zwei Liveaufnahmen, von denen insbesondere „Psycho Shred Suite“ hervorsticht. Lediglich bei diesem Kleinod gelingt es Joe Stump, neben aller Geschwindigkeit und technischer Perfektion auch neue Wege zu gehen und mit etwas mehr Gespür für Emotionen zu agieren.
Fazit: Joe Stump liefert ein technisch einwandfreies Soloalbum ab, das die gesamte Riege von Malmsteen über Blackmore bis hin zu Van Halen und Satriani in punkto Geschwindigkeit locker übertrumpft. Im Gegensatz zu den genannten Herren besitzt Stump leider keinen wirklich eigenen Stil, vielmehr scheint er sich krampfhaft an einer selbst gelegten Geschwindigkeitsskala festzuklammern, deren Ende in unerreichten Höhen liegt.
Diejenigen, die sich bei Yngwie Malmsteen schon immer am vorhandenen Songwriting sowie nebensächlichen Dingen wie einem Sänger gestört und zu den Solopassagen vorgespult haben, werden mit Joe Stump eine neue Gottheit vorgesetzt bekommen, die man so schnell nicht mehr los wird. Wer auf wirklich innovative Instrumentalalben steht, dem sei an dieser Stelle ausdrücklich der aktuelle Output von PLANET X namens „Moonbabies“ ans Herz gelegt.
Anspieltipps: Psycho Shred Suite, Bullet Train
- Redakteur:
- Christian Debes