STURMGEIST - Meister Mephisto
Mehr über Sturmgeist
- Genre:
- Industrial Metal
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 25.01.2005
- Ragnarok
- Shock & Awe
- Erlkönig
- Army Of Odin (Hafrsfjord)
- Master Hunter
- Rattenfänger
- Grimmer Than Ugly
- Walpurgisnacht - 1. Satz: Die Flamme
- Walpurgisnacht - 2. Satz: Meister Mephisto
STURMGEIST ist das Soloprojekt von Cornelius von Jeckhelln, seines Zeichens Gründungsmitglied der norwegischen Avantgardisten von SOLEFALD. Der Sturmgeist selbst bezeichnet die Musik seines Soloprojekts als grimmigen germanischen Thrash. Diese Bezeichnung ist ein wenig irreführend, denn "Meister Mephisto" klingt eigentlich nicht besonders nach dem infernalischen Trio des Teutonenthrash. Vielmehr handelt es sich bei STURMGEIST um ein Grundgerüst, das teils dem norwegischen Black Metal, teils auch dem Thrash Metal entlehnt ist. Dieser Mixtur verpasst Cornelius einen mächtigen industriellen Anstrich mit teils verzerrten Vocals, massig Samples, sphärischen Keyboards.
Was daran nun "germanisch" sein soll? Nun ja, Cornelius sieht das Album als Trip durch die Geschichte seiner norwegischen und deutschen Ahnen. Die Art und Weise, wie er Stücke von Goethe in deutscher Sprache darbietet, ist schon sehr markant, und wer sich dadurch an RAMMSTEIN und neuere IN EXTREMO erinnert fühlt, liegt goldrichtig. Die völlig krasse Darbietung von 'Erlkönig' und 'Rattenfänger' könnte durchaus auch auf dem Mist von Till Lindemann & Co. gewachsen sein. Zu Anfang war ich davon noch ein wenig abgeschreckt, aber nach mehreren Durchläufen muss ich zugeben, dass die Songs mit der Zeit wirklich richtig gut zünden. Besonders den Rattenfänger von Hameln gibt STURMGEIST sehr überzeugend, wobei STURMGEIST allerdings schon etwas metallischer zu Werke gehen als RAMMSTEIN. Den norwegischen Akzent hört man dabei zwar deutlich raus, aber das macht die Aktion ja nur noch sympathischer. Mit 'Walpurgisnacht' gibt's ein weiteres Werk von Goethe, das allerdings nicht so sehr an die erwähnten Bands erinnert, sondern eher in sphärischem, industriellem Black Metal gehalten ist.
Neben deutscher Dichtkunst gibt's mit 'Ragnarok' und 'Army Of Odin (Hafrsfjord)' auch nordgermanisches Kulturgut zu bestaunen. Die Thematik ist hier natürlich wikingischer Natur, gesungen wird in norwegischer Sprache. Musikalisch bewegt man sich hier mehr in schwarzmetallischen Gefilden, die allerdings witzigerweise immer wieder durch DEPECHE MODE-artige Goth-Passagen und entsprechende Vocals aufgelockert werden.
Mit 'Master Hunter' kehrt man wieder zu mächtig groovendem und zerstörerischem Industrial Metal zurück. Laut Cornelius handelt das Stück von einem großen Kater aus dem Schwarzwald, der Jäger mit einem alkoholischen Getränk zur Strecke bringt. Nun, wie das witzige Coverartwork schon verrät, ist dieser große Kater nichts anderes als die grüne Jägermeisterflasche. Im Refrain brüllt der Sturmgeist dann auch standesgemäß "Jägermeister, Jägermeister - du bist meine Waffe!". Das ist nun auch der endgültige Beweis dafür, dass wir es hier nicht mit einem todernsten Projekt zu tun haben, sondern mit einem Musiker, der das "Germanentum" durchaus mit offensichtlichem Augenzwinkern "glorifiziert".
Dementsprechend heißt es auch in der Bandinfo "STURMGEIST is for all the party in man". Genau dafür dürfte sich dieses abgedrehte Album auch hervorragend eignen. "Meister Mephisto" verstößt zwar gegen alle metallischen Reinheitsgebote und die wahrhafte Black-Metal-Fraktion wird sich fragen, wie man ein Album aufnehmen kann, das ein gutes Maß an Humor enthält. Aber das wird STURMGEIST genauso wenig stören wie tolerante Fans, denn die Songs gehen gut ab, direkt ins Ohr und sorgen einfach für gute Laune. Dabei sind sie aber keineswegs platt, sondern haben auch einen gewissen Anspruch und Charme. Wer auf die als Referenz genannten Bands steht oder sich zur Fanschicht von Metalbands mit Industrialschlagseite wie THE KOVENANT oder STRAPPING YOUNG LAD zählt sowie auf eine Prise epischen nordischen Black Metals steht und dabei nicht immer alles bierernst haben muss, sollte STURMGEIST unbedingt mal eine Chance geben.
Anspieltipps: Ragnarok, Army Of Odin, Rattenfänger, Master Hunter
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle