STYGMA IV - A History In Pain - Live
Mehr über Stygma IV
- Genre:
- Powermetal
- Label:
- Eigenvertrieb
- I.N.R.I. (Overture To Jesus Christ Superstar)
- Isolation
- Dark Desire
- The Void
- Mirror Man
- Sleep
- Earth Children
- Solum Mente Infirmis
- Calculation Towers
- Greedmachine
Muß ich STYGMA IV überhaupt noch irgendwem vorstellen? Das Quartett aus Österreich veröffentlicht immerhin seit über einer Dekade erstklassige Scheiben. Zuerst firmierten sie unter dem Banner BIG HEAT, dann als STIGMATA und seit geraumer Zeit halt als STYGMA IV. Trotz hervorragender Presse im In- und Ausland gelang es ihnen aber nie größere Fanresonanzen daraus zu verbuchen. Selbst ein exzellenter Auftritt auf dem Wacken Open Air endete nicht in einem wohlverdienten Deal. Für mich ein absolutes Rätsel, denn STYGMA IV spielen genau die Art von Metal, die sich hoher Beliebtheit erfreut. So sind sie eine der wenigen europäischen Bands, die Powermetal der amerikanischen Schule zelebrieren, ohne dabei peinlich zu klingen. Klar, wir hören hier Anleihen bei alten METAL CHURCH und vor allem SAVATAGE, aber das Quartett hat ausreichend eigene Identität, um nicht als Plagiat unterzugehen.
Allen voran Sänger Ritchie Krenmaier, der nicht selten an Jon Oliva erinnert. Zieht Euch bloß mal den Beginn von 'Mirror Man' rein. Diese tiefen Passagen erzeugen bei mir Gänsehäute am Fließband. Seine Stimme hat einfach Volumen und Flexibilität, klingt trotz alledem roh und rauchig. Kurz gesagt, sie hat Seele.
Was die drei Instrumentalisten zaubern, wird nicht nur mich völlig begeistern. Abseits der progressiv ausgetretenen Zick-Zack-Pfade hämmern sie dabei gradlinige, dafür aber schön verbrämte Songgebilde in die Gehörgänge der Bangerscharen. Testet bloß mal 'Earth Children'! Ein Nackenbrecher erster Kajüte, der bei jedem SAVATAGE-Gig zum Highlight werden würde. Um mal kurz bei dieser Parallele zu verweilen, sei angemerkt, dass STYGMA IV sich eher am "Hall Of The Mountain King"-Sound orientieren als am Bombast-Theater-Orchester-Aus-Dosen-Stil der aktuelleren Werke der Florida-Boys. Vor allem der Klampfen-Sound vom Gitarrenhexer Günter Maier erinnert mit seinen wuchtigen Riffs nicht selten an den seligen Criss Oliva. Der Junge rockt sich wirklich den Arsch ab. Im Verhältnis zu den Studiowerken kommen die anspruchsvollen Kompositionen livehaftig um einiges druckvoller und roher aus den Speakern. Trotz aller Verspieltheit und allen kleinen spielerischen Schnörkel, die uns hier geboten werden, macht diese Livescheibe einfach einen höllischen Spass. Hier wird nicht mit dem Kopf gespielt, sondern aus dem Bauch heraus. 'Calculation Towers' ist noch so ein Nackenbrecher, der mit seinen symphonisch angelegten Keyboardsounds massive Zuckungen beim Hörer erzeugt. Überhaupt sorgen die durchdacht eingesetzten Synthies eher für atmosphärische Dichte als für überflüssige Spielereien.
Ich denke, wenn STYGMA IV mal zu einer Tour mit einer Kapelle wie VICIOUS RUMORS, SAVATAGE oder auch ICED EARTH deutsche Hallen beackern würden, wären sie sehr schnell in der ersten Powermertal-Liga. Selbst extrem lange Nummern wie das hier vorliegende 'Sleep' verstehen es, den Hörer in ihren Bann zu ziehen, da die Österreicher halt in erster Linie auf mitreißendes, zündendes Songwriting achten und nicht auf selbstverliebtes Gefiedel.
Ich hoffe, die Jungs finden bald einen coolen Deal, der es ihnen ermöglicht, ihre extrem guten Werke flächendeckend über Europa zu verkaufen. Bis dahin müßt Ihr Euch an die Bandhomepage wenden. Wer sich nun fragt, weshalb ich die dort genannte Coverversion von '22 Acacia Avenue' in meinem Review nicht erwähne, sollte als Erklärung gelten lassen, dass diese sich auch bei intensivster Suche nicht auf meiner Version entdecken ließ.
Anspieltips: 'Calculation Towers','Mirror Man', 'Greed Machine', 'Earth Children'
- Redakteur:
- Holger Andrae