STYX SHIPPING SOCIETY, THE - City On Fire
Mehr über Styx Shipping Society, The
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenpressung / Eigenvertrieb
- Release:
- 20.01.2012
- The Lonesome Rider
- Life Means To Fall
- And Blood Flows Through The Mouthlike Gates...
- The Spiritual Funeral Of My Best Friend
- "Father, It's Me, The Death"
- Leviathan Awakes
- City On Fire
- Nothing But Ashes
- Dancing Around The Hanging Tree
Eine der ernstzunehmendsten Black-Metal-Bands ohne Plattenvertrag mit großartigem Full-Length-Debüt.
In Ermangelung großer schiffbarer Gewässer muss man sich als passionierter Fährmann im Fichtelgebirge alternative Betätigungsfelder suchen, und so setzen die vier Herren von der STYX SHIPPING SOCIETY eben über den Fluss der Unterwelt. Das machen sie seit inzwischen knapp fünf Jahren, und der Soundtrack zu ihrer Tätigkeit ist ungeschliffener, rockender und charakterstarker Black Metal der ganz besonders lässigen Art.
Den haben die Herren schon vor gut drei Jahren in Form der Demo-EP "A Grand Opening For A Coming End" in unsere Hallen geliefert, und damit konnten sie gleich vom Fleck weg des Rezensenten Gunst gewinnen. Daher ist meine Vorfreude auch ziemlich groß, als ich mit "City On Fire (Or How To Awake The Beast In Man)" nun das erste vollständige Studioalbum in die Hände bekomme. Dabei handelt es sich erneut um eine Eigenpressung, doch diese ist professionell aufgemacht, auf eine industriell gepresste CD gebannt und noch dazu von Larsen Beattie im Frost Studio aufgenommen und von keinem Geringeren als Andy Classen persönlich gemastert.
Wer nun befürchtet, dass diese Neuerung zu Lasten des ursprünglichen und rohen Sounds des Debüts ging, der sieht sich zum Glück getäuscht. Zwar lässt die differenzierte Produktion zu, dass man die einzelnen Instrumente sehr gut heraus hört, doch ist das Klangbild dennoch unverändert grimmig, knochentrocken und aggressiv. Der bedeutungsschwer grummelnde und knurrende Gesang des heiligen Patrick passt perfekt zu den angriffslustig riffenden Gitarren, die direkt an die Kehle gehen, es dabei aber nicht versäumen, zusammen mit der Rhythmusgruppe einen pechschwarz rockenden Groove auf die stygischen Wogen zu zaubern.
Doch damit haben wir erst die äußeren Rahmendaten abgesteckt. "City On Fire" geht viel tiefer, ist es doch ein Konzeptalbum, das versucht, die Frage zu klären, was passiert wäre, wenn Jesus der Kreuzigung entkommen wäre, bar der Antwort auf die Frage "Vater, warum hast du mich verlassen?". Über diesen bizarren Gedanken könnt ihr während des elegischen, marschierenden Intros 'The Lonesome Rider' reflektieren, bevor der eigentliche Opener 'Live Means To Fall' als schleppender, wuchtiger Groover aus den Boxen bricht, der den typischen trockenen Black Metal der Band mit kurz aufblitzenden stilistischen Referenzen zu CELTIC FROST und MAYHEM würzt.
Das folgende 'And Blood Flows...' rockt in der besten Manier der späteren SATYRICON, ersetzt deren stylish-sterilen Ansatz jedoch durch einen erdigen, natürlichen Drive, der gerade dem Bass viel Raum lässt und den Song so zu einem gnadenlosen Headbanger avancieren lässt. Mit einem Intro aus gezupften Gitarren und drohend geflüstertem Gesang präsentiert sich 'The Spiritual Funeral' von Anfang bedeutungsschwanger und apokalyptisch, was sich durch den alles zermalmenden, stoisch hämmernden Rhythmus noch verstärkt, der im weiteren Verlauf das Ruder übernimmt. Auch rhythmisch vertrackter wie bei 'Father, It's Me, The Death!' oder dem im Intro fast schon jazzig angehauchten 'Leviathan Awakes' funktioniert die bizarre, abgedrehte und dabei doch richtig straight ins Mark gehende Eingängigkeit der Band perfekt.
Das großen Finale leitet das weitgehend aggressive Titelstück mit seinem manisch-entrückten Zwischenstück ein, das zum Ende hin förmlich explodiert und im kurzen, hörspielartigen 'Nothing But Ashes' konzeptionell passend ausklingt. Das getragen-doomigen Epos 'Dancing Around The Hanging Tree' macht dem Album schließlich den Garaus und zeigt nochmals eindrucksvoll, dass sie Truppe ihren ganz eigenen Ausdruck gefunden hat und diesen konsequent und auf Albumlänge überzeugend in Szene setzen kann. Für mich ist THE STYX SHIPPING SOCIETY aktuell eine der ernstzunehmendsten Black-Metal-Bands ohne Plattenvertrag, und sollte somit für jeden Genrefan interessant sein, der von jungen Kapellen aus diesem Bereich mehr erwartet, als nur das Auswalzen musikalischer und lyrischer Klischees der Neunziger.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle