SUBWAY TO SALLY - Engelskrieger
Mehr über Subway To Sally
- Genre:
- Metal
- Label:
- Universal/Mercury
- Release:
- 10.03.2003
- Geist des Kriegers
- Falscher Heiland
- Unsterblich
- Kleine Schwester
- Abendlied
- Narben
- 2000 Meilen unterm Meer
- Knochenschiff
- Wolfstraum
- Verloren
- Abendland
Wer hätte das gedacht..., nachdem SUBWAY TO SALLY auf ihrem letzten Album „Herzblut“ noch ordentlich die romantisch-mittelalterliche Seite ihrer Musik herauskehrten und dabei gewohntermaßen nicht an Geige, Dudelsack und Drehleier sparten, zeigt das neue Werk der Potsdamer eine ganz andere Seite der siebenköpfigen Truppe: Wo sich ehemals noch über Hofnarren, Gaukler und Galgen ausgelassen wurde, haben ernste, nachdenkliche und mitunter schwermütige Texte das Feld erobert – kein Schwelgen mehr in der „guten alten Zeit“, sondern modern-zeitgenössische Themen wie Selbstverstümmelung, Krankheit, Kindesmissbrauch und Todeswunsch. Und auch musikalisch hat sich einiges getan. Die verspielten Mittelaltermelodien, ohne die Alben wie „Foppt den Dämon“ oder „Bannkreis“ gar nicht zu denken gewesen wären, sucht man auf „Engelskrieger“ so gut wie vergebens. Stattdessen geht es äußerst schwermetallisch, hart, fast kalt zur Sache, wobei die brachialen Gitarren nicht selten an RAMMSTEIN erinnern. Gänzlich arbeitslos hat man die gute Frau Schmitt jedoch nicht gemacht, vereinzelte Geigenintermezzi in Stücken wie „Unsterblich“, „Kleine Schwester“ oder „Verloren“ erinnern zumindest ansatzweise an frühere Zeiten. Ansonsten wurde das Streichinstrument primär auf subtile Riffbegleitung degradiert. Bleibt noch der Gesang von Herrn Fish, und dieser offenbart ebenfalls merkliche Veränderungen: Düsterer, aggressiver, drohender und zynischer präsentiert er sich, passend zu den neuen beklemmenden Lyrics.
Kurzum: SUBWAY TO SALLY haben sich auf ihrem neuen Album augenscheinlich daran gemacht, das ihnen zu eng gewordene Korsett des Mittelalter Metals zu sprengen. Dass man keine Lust mehr darauf hat, weiterhin in die Schublade der Dudelsack- und Drehleiermusik gesteckt zu werden, ist angesichts des radikalen Umschwungs des Septetts nur zu deutlich. Was aber nicht unbedingt eine Minderung der Bandqualitäten bedeuten soll: Auch auf der härteren, kämpferischen Schiene beweisen SUBWAY TO SALLY ein einwandfreies Gespür für gute Songs mit Hitpotential, was vor allem die explosiven Kracher „Falscher Heiland“ und „Knochenschiff“ belegen, genauso wie das schleppende „Narben“, das sich rein textlich durchaus mit SENTENCEDs „Bleed“ messen könnte. Wer sich fragt, ob die Berliner hier auch Balladen zu bieten haben, ja, haben sie, jedoch entsteht die ‚Gänsehaut’ diesmal kaum durch intensive Liebesbekundungen wie zu „Maria“-Zeiten, sondern durch schonungsloses Aufgreifen an Gewalt gegen Kinder („Abendlied“) und Selbstaufgabe („Verloren“).
So interessant die neue moderne Seite von SUBWAY TO SALLY auch sein mag – ich persönlich empfinde „Engelskrieger“ als durchaus hörens- und empfehlenswert, obwohl die Klasse älterer Alben nicht erreicht wird – ist es mehr als fraglich, ob man damit die alten Fans wird halten können; Meinungsspaltungen sind definitiv vorprogrammiert. Sicher ist zumindest: Wer auf eine weitere Mittelalterperle der Band hoffte, wird von der neuen Scheibe jäh enttäuscht sein, während Befürworter der modernen Weiterentwicklung durchaus angetan sein könnten. Am besten sollte das jeder durch Probehören von „Engelskrieger“ für sich selber entscheiden.
Anspieltipps: Falscher Heiland, Narben, Knochenschiff
- Redakteur:
- Kathy Schütte