SUBWAY TO SALLY - Hey!
Mehr über Subway To Sally
- Genre:
- Folk Rock / Alternative Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- STS Entertainment / Universal
- Release:
- 08.03.2019
- Island
- Imperator Rex Graecorum
- Königin der Käfer
- Messias
- Die Engel steigen auf
- Anna's Theme
- Am tiefen See
- Selbstbetrug
- Bis die Welt auseinanderbricht
- Alles was das Herz will
- Aufgewacht
- Ausgeträumt
- Hey!
STS 3.0
Jeder von uns kennt die Situation, wenn eine geliebte Band eine neue Scheibe veröffentlicht. Vor dem ersten Auflegen kämpfen zwei hoffnungsvolle Gefühle in der Brust, auf der einen Seite der Wunsch, nicht zu sehr vom gewohnten Pfad abzuweichen, auf der anderen der Zweifel, ob ein simples "weiter so" noch genauso großartig sein würde wie die vorherigen Alben. In Bezug auf SUBWAY TO SALLY kann ich sagen, dass der erste Eindruck, den "Hey!" macht, nicht trügt. Hier ist tatsächlich vieles anders.
Die Potsdamer haben in ihrer Karriere bereits mehrere teils drastische Stilwendungen hinter sich, von der Mittelalter-Band zu einer Rockband, dann kam mit "Engelskrieger" ein Anflug Neuer Deutscher Härte und der Wandel zu einer waschechten Metalband mit deutschen Texten, der man mit Akustiktouren und elektronischen Einsprengseln unter dem Titel "Neon" neue Facetten hinzufügte. Stillstand ist Rückschritt, und auf "Hey!" steht SUBWAY TO SALLY ganz sicher nicht still, sondern sucht sich ein neues Flußbett, das ich instinktiv als eine Melange aus Metal, "Engelskrieger" und "Neon" titulieren möchte.
In verschiedenen Liedern kommen diese drei Elemente unterschiedlich stark durch und werden immer angereichert, so passt 'Messias' zu der NDH-Schiene, klingt aber zwischendurch zerbrechlicher und kann mit einem poppigen Chor einen Gegenpol setzen. 'Imperator Rex Graecorum', das auf Latein gesungen wird (wobei ich nicht sicher bin, ob da nicht auch altgriechisch vorkommt, so genau kann ich das nicht heraushören und ein Booklet liegt mir nicht vor), nimmt die elektronischen Elemente auf und gibt der Band sogar einen gewissen Elektro-Rock-Anschein. Natürlich bleiben typische Elemente erhalten, die Band hat ihre Trademarks nicht über Bord geworfen, so hätte 'Königin der Käfer' auch auf den letzten Alben stehen können und akustisch wird es auch immer mal wieder, 'Engel steigen auf' weist dagegen auf, dass man auch vor Popelementen nicht zurückschreckt.
Und das ist nur die erste Hälfte des mit elf Liedern, einem Instrumental und einem Reprise gefüllten Albums von 52 Minuten Länge, die den Hörer auf eine abwechslungsreiche Reise durch ein erweitertes SUBWAY TO SALLY-Universum führt, das den musikalischen Teppich der Band zu allen Seiten lang ausfransen lässt und trotzdem die Trademarks nicht willkürlich vernachlässigt.
An dieser Stelle muss ich eine Note geben, was mir ungewöhnlich schwer fällt ob der Weigerung des Materials, sich kategorisieren zu lassen. Deswegen lasse ich euch mal meinen Gedankengängen folgen. Zum ersten trauere ich den metallischen Brechern mit unsterblichen Melodien nach, die 'Grausame Schwester' zu meinem Lieblingslied der Brandenburger machten, andererseits finden sich Melodien dieser Art natürlich auch auf "Hey!" wieder, eben nur anders arrangiert wie beim tollen 'Bis die Welt auseinanderbricht'. Die spannende Abwechslung der Lieder machen das Album in den ersten Durchläufen zu einer Entdeckungstour, die sich aber irgendwann etwas abnutzt und sicherlich für jeden Hörer, je nach Vorliebe, andere Highlights offenbaren wird. Das ist ein großer Vorteil, aber auch ein kleiner Nachteil des Albums, denn jeder findet Hits, aber nahezu niemand außer den eingefleischtesten Fans wird hier nur Treffer verorten. Die neuen Elemente wie Growls, Elektro und manchmal sogar platte Mitsingchöre lockern auf, sind aber nicht immer ein uneingeschränkter Pluspunkt für jeden Song, aber an dieser Stelle wird erst die Langzeitwirkung die Spreu vom Weizen trennen und darauf zu warten habe ich keine Zeit, denn ihr wollt ja meine Meinung nicht erst in drei Monaten lesen. Und zum Schluss noch ein weiterer wichtiger Aspekt, der schon immer wichtig war bei SUBWAY TO SALLY: Textlich ist die Band weiterhin über jeden Zweifel erhaben, schafft es sogar mit großen Hymnen wie 'Alles was das Herz will' ganz große Lyrik zu präsentieren. Das ist ganz klar weiterhin ein großes Pfund, mit dem SUBWAY TO SALLY wuchern kann.
Was ist das für eine Note? Ich tue mich weiterhin schwer, aber im Zweifel für den Angeklagten und da ich glaube, dass "Hey!" bei mir noch lange rotieren wird, gibt es gleich noch ein Sonderlob für den Mut, nicht auf der erfolgreichen Schiene weiterzureisen. Gut gemacht, Freunde, das ist möglicherweise das reifeste, mutigste und klanglich beste Album eurer Karriere. Das muss man einfach honorieren.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger