SUBWAY TO SALLY - Himmelfahrt
Mehr über Subway To Sally
- Genre:
- Mittelalter Rock / Folk Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 24.03.2023
- Was ihr wollt
- Leinen los
- Weit ist das Meer
- So tief
- Gaudens in Domino
- Gott spricht
- Auf dem Hügel
- Autumn
- Eisbrecher
- Halt
- Ihr kriegt uns nie
- Lasst die Himmel fall'n
Ein Album, bei dem man das Gefühl hat, nach Hause zu kommen.
Ich bin schon sehr gespannt, wie wohl das neue Album von SUBWAY TO SALLY sein wird. Nicht, dass ich ein Album schon einmal schlecht fand, aber trotzdem bleibt eine gewisse Spannung bestehen. Der anfängliche, sehr auf mittelalterliche Musik zugeschnittene Sound hat sich nach und nach gewandelt und enthält inzwischen auch Elemente aus Folk und Rock, ist aber immer unverkennbar. Nicht zuletzt durch die charismatische Stimme von Eric Fish.
Und dann höre ich zum ersten Mal 'Was ihr wollt' und bin geflashed – anders kann ich es nicht ausdrücken. Eigentlich wollte ich mir ja gleich das ganze Album anhören, aber zuerst hat dieser Track die Repeat-Taste belagert. Leute, das ist ein Einstand, mit dem ich nicht gerechnet habe – grandios! So liebe ich diese Band! Das ist es, was ich will, was wir wollen! Auch 'Leinen los' und 'Weit ist das Meer' schlagen in dieselbe Kerbe.
Die ersten Ballade 'So tief' beschert in ihrer Eindringlichkeit die erste Gänsehaut, was an der wunderbaren Instrumentierung liegen mag, wozu nicht zuletzt auch Geigenvirtuosin Ally Storch beiträgt, deren Spiel mich sehr beeindruckt. Bei mir läuft im Kopf ein Film ab, der ein Schiff im aufgewühlten Meer zeigt, das es nicht schafft und langsam in den Fluten versinkt, bis es auf dem Grund ankommt. Das kurze lateinische Zwischenspiel 'Gaudens in Domino' geht wohl auf ein geistliches mittelalterliches Lied zurück, auch wenn sich mir trotz Übersetzung der Sinn nicht so ganz erschließt. Es mag als Übergang oder Einleitung zum düsteren, harten, anklagenden 'Gott spricht' zu sehen sein. Ein wütender, enttäuschter Gott, der über die verkommene, verdorbene Entwicklung "seiner" Menschen sinniert: "Niemand von euch kommt mir jemals nah, ihr seid der Fehler meiner Schöpfung, was habe ich getan?" Ein Lied, das mächtig unter die Haut geht und von einem brillanten Eric Fisch gesangstechnisch hervorragend umgesetzt wird.
Ein bisschen ruhiger lässt es die Band dann bei 'Auf den Hügeln' angehen. Ein nachdenkliches Lied, das viele Geschichten erzählt. 'Autumn' wird alle Instrumentalfans erfreuen, insbesondere weil Ally Storch ihre ganze Geigenkunst entfalten kann. Ein Stück zum Genießen. Den krassen Gegensatz dazu bekommen wir mit 'Eisbrecher' um die Ohren gehauen, das mit knallhartem Gitarrenriffing und treibendem Drumming besticht. Ich stelle mir jetzt schon vor, wie der Ruf "Eis bricht!" live durch die Konzertsäle hallt! Die zarte Geigenmusik am Anfang von 'Halt', die zuerst eine Ballade suggeriert, wird wieder von knallhartem basslastigem Riffing abgelöst und auch der Refrain geht unheimlich schnell ins Ohr: "Also halt dich, halt dich fest an mir. Wenn du strauchelst, bin ich da. Wenn du fällst, bin ich dir nah. Also halt dich, halt dich fest an mir. Sind wir dem Untergang geweiht. Bleiben wir doch stets zu zweit. Darum halte dich fest an mir." Ein Song, der ans Herz geht.
Die letzten beiden Stücke sind der heftige Ohrwurm 'Ihr kriegt uns nie', gefolgt von der gemäßigten Ballade 'Lasst die Himmel fall'n', bei der wieder Frau Storch brilliert und die auch Eric sehr gefühlvoll interpretiert. Ein wunderbares, aber wehmütiges Stück und ein bisschen trauriger Abschied von "Himmelfahrt". Mein erster Gedanke war zwar, dass mir 'Ihr kriegt uns nie' besser als Abschluss gefallen hätte, aber nach mehrmaligem Anhören konnte ich mich doch mit den gefallenen Himmeln am Ende anfreunden, bringt es doch eine gewisse Ruhe zurück, nachdem man sich bei vielen anderen Stücken so richtig austoben konnte.
Was bleibt noch zu sagen? Nun, ich habe SUBWAY TO SALLY schon immer als großartige Liveband geschätzt, die es jedesmal schafft, ihr Publikum zu packen. Das wird sie mit den Songs von "Himmelfahrt" mit Sicherheit auch wieder tun. Die Lieder gehen ins Ohr und haben alles im Gepäck, was man als SUBWAY-Fan hören möchte. Zumindest ist es mir so ergangen. Und wer sich von der Dynamik und Spielfreude der Band überzeugen will, der sollte sich das Video zu 'Ihr kriegt uns nie' anschauen – damit ist eigentlich alles gesagt. "Himmelfahrt" ist wie die Heimkehr zu guten, alten Freunden. Man kennt sich schon lange und freut sich wieder auf eine tolle gemeinsame Zeit.
'Ihr kriegt uns nie':
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer