SULAMITH - The Manhunt Begins
Mehr über Sulamith
- Genre:
- Modern Death / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 13.11.2015
- Arson Anthem
- The Manhunt Begins
- Lost Resistance Army
- Surrogates
- Panther
- Carnage Certainty
- Kronos
- Leviathan
- Waste
- On The Trigger
- Earthlings
- A Memory To Carry On
Rohdiamant.
Die gute Nachricht vorneweg: SULAMITH lebt. Das Paderborner Modern-Death-Quintett, das vor fast drei Jahren mit der EP "Passion" einen hochspannenden Underground-Erstling ablieferte, hatte während des Fertigungsprozesses seines ersten Langspielers zwei gewichtige Abgänge zu verkraften. Glücklicherweise konnten sowohl Schlagzeuger- als auch Sängerposten nachbesetzt werden, so dass die Reise weitergehen kann und "The Manhunt Begins" nun schließlich das Licht der Welt erblicken durfte.
Und das Album hält, was die Vorgänger-EP versprach: Diesmal liefern unsere Landsleute gleich ein sattes Dutzend flotter Brutalo-Thrash/Death-Kracher ab, verbinden weiterhin auf originelle Weise modernen Thrash mit Hochgeschwindigkeits-Death-Metal und Hardcore-Aggression, inklusive weniger, dafür aber sehr effektvoller melodischer Einsprengsel. SULAMITH ist gewiss ein typischer Underground-Vertreter, der aber schon einen eigenen Sound, eigene Trademarks gefunden hat und auf "The Manhunt Begins" für einige Aha-Effekte sorgt. Nachvollziehbar und erfreulich ist dabei, dass drei der vier starken Kompositionen von "Passion" für den Langspieler in der neuen Besetzung noch einmal aufgenommen wurden. Somit ist das Album ein repräsentativer, aktueller Querschnitt des Schaffens der Band.
Dabei sollte betont werden, dass "The Manhunt Begins" klar DIY-Charakter besitzt. Zum einen weist die Platte dadurch einen ungehobelten, rohen Charme auf, andererseits ist auch noch etwas Sand im Sound- und Technikgetriebe. Wo auf "Passion" noch der Bass geschwächelt hat, würde diesmal den Gitarren noch mehr Druck gut zu Gesicht stehen. In meinen Ohren klingt zudem das Schlagzeug hier und da etwas unangepasst, während der Gesang im gutturalen Bereich gelegentlich noch etwas Feinschliff vertragen hätte. Wobei klar ist: Mit den entsprechenden Mitteln, also der Gage für einen externen Produzenten sowie ausreichend zeitlicher Ruhe, könnte SULAMITH nicht nur diese Unstimmigkeiten einfangen, sondern auch kompositorisch das letzte Stück Geschlossenheit herauskitzeln und so zur Speerspitze des modernen Todesstahls vorstoßen.
Auf der Habenseite stehen nämlich weiterhin eine unbändige musikalische Zerstörungswut, das Gespür für effektive, gehässige Killersongs, Abwechslungsreichtum in Sachen Songwriting, und eine gehörige Portion inhaltlichen Tiefgangs, wie er schon auf dem Vorgänger zu erahnen war. Auf "The Manhunt Begins" trifft extremes Bleigehacke auf mächtige Moshcore-Parts (fern übrigens jeglicher modischer Breakdown-Plattitüden), während die melodische Gitarrenführung und die seltenen Klargesangseinlagen bei einigen Refrains für Nachdenklichkeit sorgen – hier ist SULAMITH eine der wenigen härteren Bands, wo Melodie glaubwürdig und zweckmäßig eingesetzt wird, und nicht zum berechnenden Aufweichen der eigenen Brutalität. So bietet 'Arson Anthem' einen geradezu erhabenen Refrain, nachdem in den Versen noch gnadenlos die Bude abgerissen wurde; so wird in der bösen NRA-Abrechnung 'On The Trigger' (in der auch Charlton Heston zu Wort kommt) oder bei 'Surrogates' in herrlicher NEAERA-Manier alles platt gewalzt, die deftige Mischung hier und da jedoch auch mal mit ruhigen Akzenten versehen; so killt die bittere Abhandlung zum Thema Kindersolaten 'Lost Resistance Army' jegliches Wohlfühlgefühl, und sorgt zugleich im tragischen Chorus für schaurige Gänsehautmomente. Textlich bietet SULAMITH eben deutlich mehr als die meisten vergleichbaren Kapellen mit ihren stumpfen Gewalt- und Protestlyrics. Zwischendurch wird's mit 'Waste' beinahe Groove-metallisch, aber auch diese Nuance fügt sich perfekt in den SULAMITH-Sound ein. Ganz am Ende steht mit 'A Memory To Carry On' eine ungewöhnlich balladeske Nummer, die zunächst etwas deplatziert wirkt im brutalen SULAMITH-Sound, in ihrer Schlichtheit und mit den wunderschönen Lyrics aber tief unter die Haut geht und dabei zu einer Intensität hin steigert, die schließlich doch hervorragend an die vorangegangenen Songs anknüpft und "The Manhunt Begins" würdig beschließt.
Also: Produktionstechnisch ist hier noch mehr rauszuholen – aber die Basis stimmt, das Rohmaterial weiß zu überzeugen und zu gefallen. "The Manhunt Begins" ist ein grobschlächtiges, rohes Stück vom Metal-Metzger, ein gefälliges, modernes Death-Metal-Gulasch, mit vielen wohlschmeckenden, bluttriefenden Happen, und hoffentlich die Basis für weitere Großtaten und womöglich schon der erste Schritt aus dem Underground-Dasein. Drücken wir den Herren und der Dame die Daumen, dass auch die nächsten Hürden genommen werden können.
Anspieltipps: Arson Antheme, Lost Resistance Army, On The Trigger, Earthlings
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Timon Krause