SULPHER - No One Will Ever Know
Mehr über Sulpher
- Genre:
- Industrial Metal
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- Oblivion / SPV
- Release:
- 31.08.2018
- No One Will Ever Know
- Follow You Down
- Used
- You Threw It All Away
- Take A Long Hard Look
- Didn't Ever
- Nothing
- Tomorrow
- Fell Through
- Feels Like The End
Kein gewaltiges Industrial-Breitwandkino.
Da hätte ich mehr erwartet. Hinter der Band SULPHER steht immerhin Gitarrist und Sänger Rob Holliday, der nicht nur in den Neunzigern seine Finger bei Gruppen wie LAIBACH, THE MISSION und den SHAKESPEARE SISTERS im Spiel hatte, sondern im neuen Jahrtausend als Live-Gitarrist schon mit THE PRODIGY und MARILYN MANSON unterwegs war. Und genau in dieser Schnittmenge kann das Zweitwerk "No One Will Ever Know" (das erste Album erschien bereits 2003) verortet werden. Klassischer Industrial Metal, mal punkig wild, mal atmosphärisch, aber stets elektronisch.
Die Scheibe beweist aber auch, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Zwar wissen die Jungs ganz genau, was ihre Zielgruppe erwartet, aber an der Umsetzung hapert es. Allem voran hat die Produktion nicht die Wucht, die eine moderne Veröffentlichung in diesem Bereich benötigt. Die Gitarre kommt genretypisch aus der Konserve, kennt analoge Röhrenverstärker nur vom Hörensagen. Das mag hier normal sein, entwickelt aber gar keine Energie. Und auch das Schlagzeug, das auf diesem Album überraschenderweise gespielt klingt, ist so dermaßen kraftlos, da will einfach kein Breitwandgefühl aufkommen.
Musikalisch macht es das Quartett aus London eigentlich ganz gut. Sie variieren das Tempo über die ganzen knapp achtundvierzig Minuten sehr ordentlich und setzen gelegentlich auch artfremde Instrumente wie Cello und Klavier ein. Mit Dynamikspielchen kennen sich die Jungs aus, doch wollen die Songs nicht wirklich explodieren. Von den einzelnen Ideen her ist das nicht uninteressant, nur können sie die Spannung selten hoch halten. Das mit einigen Wutausbrüchen gespickte 'Take A Long Hard Look', das mit einer beklemmenden Grundstimmung versehene 'You Threw It All Away', das groovige 'Nothing At All' oder das schleppende Industrial-Titelstück lassen durchaus kurz aufhorchen, sind aber insgesamt nicht fesselnd genug. Die positive Ausnahme ist die Ballade 'Tomorrow', die mit sehr emotionalem Gesang veredelt ist und richtig unter die Haut geht. Ein strahlender Stern im Dunkel.
Entscheidend ist auch der Gesang von Rob Holliday. Klar, im Industrial Metal darf ich keine Sangeswunder erwarten, aber der Vortrag vom Bandchef ist über weite Strecken eher monoton. Die vielen langgezogenen Gesangsmelodien nehmen stets die Fahrt raus und sorgen für gewisse Längen innerhalb der Songs. Das berührt mich nur selten und kann daher "No One Will Ever Know" nicht über meine imaginäre Ziellinie retten. Die Voraussetzungen für ein großes Album wären durchaus vorhanden gewesen, deshalb ist das Resultat umso enttäuschender. Schade.
Anspieltipps: Tomorrow, Threw It All Away, Take A Long Hard Look
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Chris Staubach