SULPHUR - Thorns in Existence
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2010
Mehr über Sulphur
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Plastic Head (Soulfood Music)
- Release:
- 14.05.2010
- Revelation
- True Father Of Lies
- The Purifying Flame
- Hunting Sickening Seas
- Luna Noctiluca
- Into Nothingness
- Invented Visions Of Eternal Salvation
- Ravner Beiter I Banesar
- Throne Of Illusion
- A Crimson Line
Krasse Mixtur, die nur bei intensiver Nutzung ihre Magie entfaltet
Wie aus dem Nichts kommt dieses kleine Juwel schwarzer Klangkunst, das sich wahrlich geschickt zwischen Neunziger Jahre Melodic Black Metal und modernem Death Metal platziert. "Thorns Of Existence" der Bergener Band SULPHUR ist leider der erste Kontakt mit den Norwegern. Ein Blick auf die Diskographie in den Archiven zeigt, dass der 2010er das zweite Album der Band ist und Nachfolger von "Cursed Madness" aus dem Jahr 2007. Das aktuelle Album läuft über Dark Essence Records und beinhaltet neun starke Songs und ein Intro.
So weit zu den Randfakten. Die Musik der Bergener ist schon deutlich schwerer zu fassen. Moderne Rhythmen grooven auf der einen Seite massiv, nein, massivst, ebenso wie auf der anderen Seite Highspeed-Eskapaden mit Blast-Monumenten den Horizont erweitern. Thomas Skinlo Høyven am Mikro klingt wie eine etwas jüngere Ausgabe von Martin Schirenc (HOLLENTHON, PUNGENT STENCH) und gibt der variablen Musik von SULPHUR eine gewisse Harmonie durch verbindende Homogenität. Ansonsten werden auf den ersten Blick wahllos Blast-Beat-Passagen neben hemiole Rhythmen gestellt, die sich erst bei genauerem Hinhören erschließen – dafür aber umso deutlicher.
Die Brutalität der Band entsteht durch eben jene Verbindung aus modernen Extreme- oder Death-Metal-Elementen, wie sie GOJIRA in der Szene etabliert haben – natürlich ohne sich allzu sehr jenem französischen Extreme Progressive Metal verschrieben zu haben – und Elementen aus dem atmosphärischen Melodic Black Metal der Neunziger, der immer wieder durchscheint. 'Hunting Sickening Seas' beginnt also mit einem fetten Groove-Part, sehr modernen Gitarren, alles im stampfenden Midtempo gehalten, bevor sich die Band in vollständig dem abgrundtief schwarzen und bösartigen Ozean des Black Metals verliert.
Doch dabei bleibt die Band noch längst nicht stehen. Mit 'Luna Noctiluca' sucht und findet die Band bewusst oder unbewusst die Nähe zu ihren Landsleuten von ENSLAVED und derem jüngerem Schaffen. Wie eine schwarze und bösartigere Variante von "Vertebrae" klingt das wandelbare Soundgewand von SULPHUR in diesem Moment, nur um sich dann tief vor der Epik BATHORYs zu verbeugen.
Fazit: Wer auf straighte Songs mit einheitlichen Genre-Zuweisungen steht, nun, der muss sich wahrscheinlich hinten anstellen oder besser gleich eine andere Schlange suchen. SULPHUR sind derart wandelbar und unvorhersehbar, dass Puristen sofort jeden Realitätssinn verlieren und sich die Haare raufen werden. Und genau das ist der Vorteil dieser Kombo: Auch wenn bekanntes kombiniert wird, macht es einfach Spaß, den verrückten Wegen und Irrungen der Band zu folgen und sich so nach und nach das Konzept der Band zu erschließen.
Anspieltipps: A Crimson Life, Luna Noctiluca, Hunting Sickening Seas
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer