SULPHUR AEON - Seven Crowns And Seven Seals
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/23
Mehr über Sulphur Aeon
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Van Records
- Release:
- 13.10.2023
- Sombre Tidings
- Hammer from the Howling Void
- Usurper of the Earth and Sea
- The Yearning Abyss Devours Us
- Arcane Cambrian Sorcery
- Seven Crowns and Seven Seals
- Beneath the Ziqqurats
Starkes Comeback einer der besten aktuellen Death-Metal-Bands.
Ich will ganz ehrlich sein: "The Scythe Of Cosmic Chaos" konnte mich nie wirklich packen. Natürlich war die dritte Scheibe von SULPHUR AEON kein schwaches Album, aber nach dem Hitfeuerwerk "Gateway To The Antisphere" war die Messlatte aus meiner Perspektive einfach sehr hoch, und sie konnte nicht übersprungen werden. Natürlich überragt auch der neue, vierte Langspieler, "Seven Crowns And Seven Seals", das bisherige Bestwerk nicht, aber es kommt ihm deutlich näher als der Vorgänger. Damit meine ich nicht, dass der Klang kopiert wird, denn am Klangbild hat sich wenig geändert. Aber das Dauer-Ohrwurm-Potential ist einfach deutlich höher als beim Vorgänger.
Ich denke, dass das sowieso niemand erwartet hätte, aber Kommerzialisierung ist hier nicht in Ansätzen zu befürchten. Der sehr eigenständige Sound klingt auch nach einer fünfjährigen Absenz weiter nur nach SULPHUR AEON. Die Produktion ist also druckvoll aber nie "ballerig". Dank geht an Michael Zech von SECRETS OF THE MOON und Simon Werner für die Produktion, sowie an V. Santura aus meiner Landshuter Gegend, den ihr sicher von DARK FORTRESS und TRIPTYKON kennt, für das Mastering. Die Gitarrenharmonien sind hochmelodisch aber nie kitschig, der Gesang leidet vielleicht stärker als auf früheren Alben. Das ist zumindest mein Empfinden. Hier wird nicht nur böse gegrowlt, sondern auch gelitten, ohne dass es je eine gotische Note hat. Hört euch den Opener 'Hammer From The Howling Void' an, und ihr wisst, was ich meine. Bei 'Usurper Of The Earth And Sea' wird dagegen gekeift, und vor allem die klirrenden, mehrstimmigen Gitarren faszinieren mich. Die Songs sind lang und brauchen Zeit, um sich zu entfalten. Für sechs Lieder und ein Intro gibt es 45 Minuten Spielzeit - untypisch lang, auch für die Band selbst. Der vierte Titel 'The Yearning Abyss Devours Us' erinnert mich mehr als nur ein bisschen an CELTIC FROST auf der "Monotheist"-Scheibe. Generell sind schwarzmetallische Einflüsse omnipräsent, nicht nur bei den Gitarren und beim Drumming, sondern gerade auch im atmosphärischen Bereich. Bei diesem Song meine ich dann auch, mich an eine Band wie TRIBULATION erinnert zu fühlen. Hier gibt es also schon Gothic-/Post-Punk-Einflüsse. Ich stehe da ja eh drauf, also ist das kein Problem.
Stärker im Death Metal verwurzelt ist für mich 'Arcane Cambrian Sorcery', das aber auch von der superben Gitarrenarbeit lebt und sich am Schluss massiv in einen Rausch hineinsteigert. Der fast neunminütige Titelsong nimmt sich eine einminütige Anlaufzeit, um dann erstaunlich stampfig zu sein. Hier wird mit repetitiven Elementen und getragenem Gesang gearbeitet. Wenn auch atmosphärisch ganz anders gelagert, erinnert mich die Nummer doch ein wenig an die besten Momente von CULTES DES GHOULES. Mit 'Beneath The Ziqqurats' endet ein enorm intensives Album. Der Song hat es mit einer Spielzeit von über neun Minuten in sich. Hier gibt es noch mal ganz anders gestaltete Schreie von Sänger M. Aber auch mystische Gesangselemente, die an mönchische Choräle erinnern, werden geschickt eingebaut. Ein sehr starker Abschluss!
Verpackt mit einem wundervollen Artwork von Paolo Girardi (DIVISION SPEED, HELLWELL, INQUISITION, MANILLA ROAD, MEGATON SWORD, POWER TRIP) gibt es für alle Genre-Fans eine Pflicht-Scheibe. Aber auch Leute, die mit Death Metal sonst wenig anfangen, verehren zurecht SULPHUR AEON aufgrund des eigenständigen Zugangs zu diesem bösartigen Genre - denn es gibt wahrscheinlich nur eine ansatzweise vergleichbare Band: CHAPEL OF DISEASE, die es ebenso vermag, ihren Death Metal mit vielen Elementen anzureichern und trotzdem immer absolut traditionsbewusst klingt. Möglicherweise ist "Seven Crowns And Seven Seals" das beste Death-Metal-Album 2023. Ich habe bisher zumindest nichts Besseres gehört.
Anspieltipps: Hammer From The Howling Void, The Yearning Abyss Devours Us, Beneath The Ziqqurats.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer