SUM OF R - Spectral
Mehr über Sum Of R
- Genre:
- Doom / Sludge / Post Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Dusktone
- Release:
- 03.10.2025
- Solace
- Agglomeration
- Waltz Of Death
- Veer Cans In A Bottomless Pit
- Empty Rooms
- The Solution
- Violate
- Cold Signature
Es wird noch skurriler...
Eine Platte wie "Spectral" sollte man vielleicht nicht gerade laufen haben, wenn die Angebetete plötzlich zur Türe hineinkommt und sich fragt, was denn nun schon wieder abgeht. Die verstörenden, flehenden Screams in 'Null' beispielsweise könnten sonst Vermutungen aufkommen lassen, ob man sich vielleicht gerade irgendwelchen kranken Snuff-Kram reinzieht oder irgendwelchen anderen gestörten Leidenschaften nachgeht, die mit dem reinen Musikgenuss primär nichts gemeinsam haben. Wieder mal etwas dazugelernt...
Davon abgesehen ist das neue Album von SUM OF R aber erneut keine Angelegenheit für zart besaitete Genießer. Zwar steigt das finnisch-schweizerische Ensemble mit dem brachialen Sludge-Monster 'Solace' noch halbwegs konventionell ein, doch schon im Anschluss wird die Chose wieder relativ abgefahren, streut avantgardistische Arrangements in nahezu psychopathische Klangexperimente, schafft in 'Waltz Of Death' mit opernhaften femininen Vocals verdammt bizarre Kontraste und hat schon zur Hälfte der Spielzeit so viele außergewöhnliche und folglich auch gewöhnungsbedürftige Ideen platziert, dass man sich fragen darf, ob wirklich ein tieferer Sinn hinter "Spectral" steht, oder ob es hier tatsächlich nur darum geht, abstrakte Sounds möglichst abartig klingen zu lassen, um dann wieder in ein ziemlich merkwürdiges, harmonisches Setting zurückzukehren. 'Beer Cans In A Bottomless Pit' gibt diesbezüglich schon mal sehr viele Fragen mit auf den Weg, da die Casio-Keyboards in der dort gegebenen Soundtrack-Atmosphäre dem Wahnsinn schon frühzeitig die Krone aufsetzen.
SUM OF R hat in der Vergangenheit schon sehr gewagte Gegensätze erstellt, musikalische Extreme bis an die jeweiligen Grenzen ausgelotet und sich irgendwie nie so recht in die Karten schauen lassen. Dieser Tradition bleibt die Truppe erwartungsgemäß auch treu, dehnt die Spannweite des eigenen Sounds aber noch viel krasser, sodass der Special-Interest-Charakter der Band noch weiter in den Vordergrund rückt. Und tatsächlich ist es schwer auszumachen, wem man eine Platte wie "Spectrals" letztlich empfehlen kann, denn die eigenwillige Kunstform von SUM OF R wird nur selten den exakten Geschmack einer bestimmten Zielgruppe treffen, obschon das alles eine gewisse Spannung birgt. Es empfiehlt sich daher, "Spectrals" einmal zu erkunden, sich dafür aber auch die nötige Zeit zu nehmen. Freunde des Abstrakten, Wahnsinnigen, ja des total Außergewöhnlichen werden hier sicherlich genügend Herausforderungen finden, um sich eine längere Zeit mit diesem sehr speziellen Act zu befassen. Und das kann ich an dieser Stelle trotz aller eigenartigen Geisteszüge, die dieses Album beinhaltet, durchaus empfehlen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes