SUN OR THE MOON, THE - Andromeda
Mehr über Sun Or The Moon, The
- Genre:
- Psychedelic Rock / Space Rock / Krautrock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Tonzonen Records / Soulfood
- Release:
- 16.06.2023
- Operation Mindfuck
- Psychedelik Kosmonaut
- Planet 9
- Andromedan Speed Freaks
- The Art Of Microdosing
- Into Smithereens
- Surfin' Around Saturn
- 40 Days
Musikalischer Trip von Mainz zur Nachbargalaxie.
"Cosmic", das Debüt von THE SUN OR THE MOON, war mir nach dem Erscheinen im Jahr 2021 wegen des extrem schicken Artworks gleich ins Auge gefallen. Auch der Zweitling "Andromeda" begeistert visuell mit einer ähnlichen Farbwahl, ist aber weniger flächig und abstrakt. Für Vinyl-Freaks ist der Longplayer sicher wieder ein Leckerbissen, zumal die Ausführung in blauer Farbe kommt.
Auch musikalisch haben die Mainzer eine ganze Menge zu bieten. Die Grundidee ist eine Kombination aus Psychedelic Rock und Space Rock, veredelt durch eine gehörige Zugabe an Krautrock, dazu etwas Prog, Jazz, Ambient und Electronica im Stil von TANGERINE DREAM. Da sind schon viele von meinen nicht-metallischen Lieblingsgenres in dieser feinen Melange versammelt.
Die sirrenden, flirrenden, sausenden und zischenden Keyboard-Klänge, die Susanne Schneider gezaubert hat, lassen an der SciFi-Thematik keinen Zweifel aufkommen. Der Gesang von Frank Incense (toller Name!) ist emotional unterkühlt, manchmal durch Chöre unterstützt, und vermittelt einen leicht mechanistischen Eindruck, wie wir ihn etwa von KRAFTWERK kennen. Stellvertretend kann der erstklassige, sich langsam rauschhaft steigernde Opener 'Operation Mindfuck' mit seinem unwiderstehlichen Rhythmus genannt werden. Nein, ich werde jetzt nicht über mögliche Bezüge zu einer gewissen Band aus Seattle spekulieren! Der nächste Anspieltipp folgt sogleich darauf mit dem spektakulären 'Psychedelik Kosmonaut', dessen genialer deutscher Text das Sahnehäubchen ist ("Psychedelik Kosmonaut, du strahlst so grell in deiner Silberhaut"). Der Track sollte eigentlich jede Tanzfläche von Niveau zum Kochen bringen. Bei 'Andromedan Speed Freaks' wird es dann stellenweise fuzzy, wobei der Text mit Humor glänzt.
Verträumt Atmosphärisches findet sich zuhauf auf dem Langspieler. Das stimmungsvolle 'Into Smithereens' erweist recht deutlich PINK FLOYD seine Reverenz. Entspannte Flötenklänge und sanft lockende Vocals laden zum Träumen auf 'Planet 9' ein, während ein beschwörendes Saxofon auf 'The Art Of Microdosing' die Sinne betört. Großartig ist auch 'Surfin' Around Saturn', und das gilt nicht nur für den Songtitel.
"Andromeda" eignet sich aufgrund der hypnotischen Rhythmik und repetitiven Strukturen in Text und Musik zwar gut als musikalische Begleitung für verschiedene Tätigkeiten im Haushalt, empfehlenswert ist jedoch unbedingt eine intensive Beschäftigung mit den Songs, denn die Fülle an vielen kleinen Details macht eine Menge Spaß. Dies können Stereoeffekte, ein leises extraterrestrisches Kichern in Hintergrund, Vocoder-Verfremdungen, ein Streicherensemble oder ähnliche Dinge sein. Man merkt, dass das Quartett mit viel Liebe und Hingabe lange Zeit an seinen Songs getüftelt hat. Und dann muss unbedingt noch die galaktisch gute Produktion erwähnt werden. Vielschichtig, kristallklar und plastisch tönt die Scheibe. Und wenn ich mir einen Schlagzeugsound wünschen dürfte, wäre es genau der von "Andromeda". Auf diese Reise in die Spiralgalaxie werde ich mich wohl häufiger begeben. Alle sind herzlich eingeladen, es mir gleichzutun.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jens Wilkens