SUNBEAM OVERDRIVE - Diama
Mehr über Sunbeam Overdrive
- Genre:
- Prog Metal / Alternative Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Tentacles Industries / Season Of Mist
- Release:
- 12.05.2023
- Ascending
- Diama
- Slave To The Void
- Crimson Stains
- Diamond Shape
- Junction: Buhl's Eye
- Deaf And Blind
- Shen
- Out Of Plato's Cave
- Hard Sun
- Fainted Core [Bonus Track]
Eine eigenwillige und gelungene Kombination.
"Diama" ist das erste Album der französischen Band SUNBEAM OVERDRIVE, von der bisher eine EP erschienen ist. Das Quartett um den Gitarristen, Sänger und Hauptsongschreiber Tom Abrigan bezeichnet die Scheibe ausdrücklich nicht als Konzeptalbum, auch wenn sich die Texte um das gemeinsame Themenfeld Energie, Bewegung und Abenteuer drehen, wobei die Themen Bewegung und Aufstieg oft in Berg-Metaphern Ausdruck finden. Diama heißt ein Gletscher des Nanga Parbat.
Wer mir seit einigen Jahren besonders auf die Nerven geht, sind junge Bands, die Kreativität vortäuschen, indem sie gegebene Stilrichtungen vermischen, ohne sich darum zu scheren, ob die dabei entstandene Kombination stimmig ist. SUNBEAM OVERDRIVE zeigt da wesentlich mehr Talent und präsentiert auf "Diama" eine überraschende, aber durchaus harmonische Verbindung von Heavy Metal, Alternative Rock und Prog mit ein paar Einsprengseln Grunge und Djent. Dabei wechseln sich wuchtiges, ja aggressives Riffing mit ruhigen, geradezu luftigen und verträumten Passagen ab, und zwar regelmäßig auch innerhalb einzelner Tracks. Es gibt Unmengen von Rockstücken, die ruhig anfangen und dann abrocken. SUNBEAM OVERDRIVE aber wagt hier auch wiederholt den riskanten umgekehrten Weg, ohne das die entsprechenden Nummern an Spannung nachlassen, sondern für prog-affine Hörer interessant bleiben. Es ist bemerkenswert, dass der Hauptsänger fast durchgängig mit seiner relativ hohen und klaren Stimme singt, was ebenso ungezwungen wirkt. Und weil in diesem Sound hin und wieder Textzeilen von zwei Stimmen parallel gesungen werden, schoss mir beim Anhören von "Diama" immer wieder der Name ALICE IN CHAINS durch den Kopf.
Bei häufigen und massiven stilistischen Brüchen auch in einzelnen Nummern besteht die Gefahr, dass die Tracks unterschiedslos am Hörer vorbeirauschen. Aber auch diese Klippe umschifft die Band. Zum einen hat sie mit recht harten Stücken wie 'Crimson Stains' mit seinen Industrial-Tendenzen und 'Out Of Plato's Cave' sowie dem beschaulichen 'Shen' ein paar eher homogene Pflöcke eingeschlagen, zum anderen wirkt "Diama" über alle Schwenks natürlich. Außerdem blitzen immer wieder einige besondere Stellen auf, seien es in 'Diamond Shape' die stampfenden Riffs in BLACK-SABBATH-Manier, sei es der gewaltige, introlose Einstieg in 'Deaf And Blind'.
Dass die Band bei aller Vielseitigkeit eine eigene kompositorische Handschrift hat, verdeutlicht als einziges nicht selbstgeschriebenes Stück das INDIO-Cover 'Hard Sun'. Ob der "Bonus Track" 'Fainted Core' tatsächlich auf einigen Ausgaben fehlt, ist mir nicht bekannt. Doch weil diese akustische Nummer mit zweistimmigem Gesang und einigen eigenwilligen Akkordwechseln - wieder muss ich an ALICE IN CHAINS denken - wie ein Fremdkörper auf diesem Album wirkt, ist es dramaturgisch geschickt, sie vom übrigen Programm abzugrenzen.
Wer nicht nur eine Anzahl Lieder, sondern auch wirklich Alben gerne hört und außerdem eine Neigung zu einem modernen, alternativen Frickel-Prog hat, sollte diese Scheibe antesten.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser