SUNN O))) & BORIS - Altar
Mehr über Sunn O))) & Boris
- Genre:
- Drone Metal
- Label:
- Southern Lord/ Soulfood
- Release:
- 20.10.2006
- Etna
- N.L.T.
- The Sinking Belle (Blue Sheep)
- Akuma No Kuma
- Fried Eagle Mind
- Blood Swamp
Eine Eiche und eine Laterne in einer Vertiefung im Holz ihres Stammes. Rund herum nackte Schwärze. Und Schatten von Gestalten in schwarzen Kapuzenmänteln. Es ist wieder einmal ein äußerst dunkles Cover, das die Amerikaner von SUNN O))) für ihren neuen apokalyptischen Trip in die Langsamkeit des elenden Daseins verwenden. Für ihre 53-minütige Reise auf "Altar" haben sie sich dieses Mal Hilfe aus Japan ins Studio eingeladen: Das Trio BORIS stammt wie SUNN O))) aus der Doom-Ecke. Zusammen zelebrieren beide Bands den so genannten Drone Metal, also Doom in zehnfacher Zähigkeit, der weniger auf Melodien denn auf langanhaltende Gitarrenrückkopplungen und hypnotisierende Trommeln setzt.
Doch im Gegensatz zu manch anderen ihrer Studiowerke oder ihren bombastischen Laut(!!!)stärke-Konzerten sind SUNN O))) auf "Altar" fast schon zugänglich. Denn es gibt beinahe Stücke, die eine erkennbare Struktur besitzen. 'The Sinking Belle (Blue Sheep)' ist so ein Beispiel: Als eines der zwei Stücke mit Stimmbegleitung darf hier die Sängerin Jesse Sykes melodisch-tief klagen, Zeitlupen-Trommelschläge sowie gedämpfte Akustikgitarren begleiten sie und lassen den Song zu einem der intensivsten Momente auf "Altar" werden. Doch SUNN O))) haben noch ein paar mehr Gäste mit an Bord geholt: Kim Thayil von SOUNDGARDEN zum Beispiel, der als erklärter Drone-Metal-Fan bei 'Blood Swamp' die Gitarre streicheln darf. Auch der MELVINS- und EARTH-Protagonist Joe Preston bereichert die Bremsmusikparty bei 'Akuma No Kuma' mit seiner verzerrten Stimme - wobei diese angesichts der berückenden Blasinstrumentenklänge in diesem Stück freilich in den Hintergrund rückt.
Doch trotz der vielen großen Namen zerfasert das Album an keiner Stelle. Denn SUNN O))) gelingt es, der Scheibe trotz der vielen Facetten und Künstler einen einheitlichen Stempel aufzudrücken. Was dies bedeutet? Die künstlerischen Grenzen von absoluter Langsamkeit sind eng. Doch werden sie auf "Altar" ins Maximale ausgereizt. SUNN O))) erreichen damit endgültig die selbe Stufe wie andere ganz große Post-Rock-Bands dieser Welt, stehen sozusagen mit NEUROSIS auf gleicher Augenhöhe. "Altar" ist der Triumph langsamer Töne über die Schnelllebigkeit moderner Pop- und Rock-Musik, ist Zähigkeit ohne Stillstand, ist brachiale Kraft getarnt als monotone Ruhe. Phänomenal.
Anspieltipps: Alle sechs der überlangen Stücke... Ein Werk...
- Redakteur:
- Henri Kramer