SUNRUNNER - Heliodromus
Mehr über Sunrunner
- Genre:
- Heavy Metal / Progressive Metal / Folk
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Minotauro Records
- Release:
- 25.03.2016
- Keepers Dies Natalis Solis Invicti
- Keepers Of The Rite
- Corax
- The Horizon Speaks
- Star Messenger
- The Plummet
- Technology's Luster
- The Passage
- Heliodromus
Barbarenprog im Weltraum.
Stellt euch vor, eine Gruppe antiker griechischer Piraten, von denen es durchaus viele gab, wie selbst Thukydides bezeugt, fiele durch ein Zeitloch in unsere Zeit. Aus Langeweile und weil das deutsche Spardiktat die heimische Wirtschaft ruiniert hat, beschließen die Herren, Musik zu machen. Ein Stil ist selbstverständlich schnell gefunden und wie könnte es anders sein, man entscheidet sich, solch grandiosen Kapellen wie SLOUGH FEG oder HAMMERS OF MISFORTUNE nachzueifern, denn nichts liegt näher, als kauzigen US Metal mit leicht progressivem Verständnis zu zocken. Aber man kann ja seine Vergangenheit nur schwer abschütteln und so garniert diese Truppe den Sound mit Seemannschören und gelegentlichem Bouzouki- und Geigenspiel und um die Mischung richtig schlüssig zu machen, wird ein philosophisch-versponnenes Science-Fiction-Textkonzept oben drauf gesetzt. Wie genau diese Band an den Bandnamen SUNRUNNER kam und warum sie sich ausgerechnet in Portland niedergelassen hat, müsste zwar noch geklärt werden, aber an dieser Stelle möchte ich vor allem berichten, wie hervorragend das neue Album "Heliodromus" geworden ist.
Dort gibt es nämlich einen äußerst eigenwilligen aber in sich völlig schlüssigen Mix aus mediteranen Folk-Elementen, leicht kauzigem US-Metal mit viel frickeligem Gitarreneinsatz und gelegentliche Ausflüge bis hin zum Punk zu belauschen, eine musikalische Tour de Force, die mit so viel entwaffnender Spielfreude und so packenden Melodien gespickt wurde, dass es nicht nur nie langweilig, sondern auch immer fesselnd und mitreißend bleibt. Was nach dem Intro 'Dies Natalis Solis Invicti' mit 'Keepers Of The Rite' über den Hörer hereinbricht, ist nichts geringeres als ein Sturm an Riffs, Soli, leicht chaotischem Gesang und schließlich, wenn man schon denkt, man hätte alles gehört, was SUNRUNNER so zu bieten hat, setzt die Band mit dem Refrain noch einen drauf. Den singt man spätestens beim zweiten Mal auch schon aus vollem Halse mit und reckt die Faust, während es schon in den - durch eine Violine begleiteten - Solopart geht.
Ähnlich abwechslungsreich geht es weiter und die Band hebt sich ähnliche Überraschungen auf. So etwa den Piratenchor und die Bouzouki in 'The Passage' und die punkigen Parts in 'Technology's Luster'. Das alles wird dann im monumentalen Titelsong gebündelt, der - ganz Prog - in 21 Minuten alles auffährt, was man von der Band in den ersten sieben Liedern so gehört hat und daraus einen Epos komponiert, der es musikalisch mit den ganz großen Space Operas aufnehmen kann. Das erinnert hin und wieder an die frühen HAMMERS OF MISFORTUNE, an SLOUGH FEG und andere Vertreter des verspielten, ungestümen US-Metals wie COLOSSUS. Doch SUNRUNNER hat einen ganz eigenen Charme, etwas ungehobelter, manchmal auch chaotischer preschen die Songs aus den Boxen, so als könnte die Band ihre Kreativität und Spielfreude selbst nur schwer im Zaum halten.
Das lässt scheinbare Makel wie den etwas ungeschliffenen Gesang locker zu Stärken werden und macht "Heliodromus" zu einem absoluten Muss für alle Fans von eigenwilligem, ungezügeltem Heavy Metal mit leicht nerdigem Unterton und viel zu vielen Ideen für nur ein Album, eine Wundertüte, aus der man bei jedem neuen Hördurchgang weitere Überraschungen zieht und die wohl nie langweilig wird. Ich bin begeistert!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Raphael Päbst