SVALBARD - One Day All This Will End
Mehr über Svalbard
- Genre:
- Post Hardcore / Crust / Alternative Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Holy Roar Records
- Release:
- 25.09.2015
- Perspective
- Disparity
- The Vanishing Point
- Expect Equal Respect
- Unequited
- The Damage Done
- Unnatural Light
- Lily
Wo Licht ist, ist leider auch Schatten...
Landauf, landab wird SVALBARD (benannt nach der norwegischen Inselgruppe im Polarmeer) als das nächste große Ding in Sachen Post Hardcore gefeiert, da muss einer ja den Spielverderber geben. Das wäre dann wohl meine Wenigkeit. So sympathisch mir die vier jungen Briten auch sind, und so angenehm mir die melancholisch-atmosphärische Post-Emo-Hardcore-Crust-Mixtur auch reinläuft, so schmerzhaft fährt es mir jedesmal wieder in die Eingeweide, sobald die beiden Sänger des Quartetts ihre Stimmen erheben. Heiseres, eintöniges Krakele zieht sich durch die Songs auf "One Day All This Will End", dem ersten vollwertigen Output der Hopefuls aus Bristol. Da hilft es leider auch nur bedingt, dass SVALBARD rein instrumental betrachtet tatsächlich eine hochdynamische, mitreißende Ladung feinsten Hochspannungs-Post-Hardcores in die Troposphäre pumpt.
Klar, Songs wie 'Unrequited' oder 'Perspective', die sich in einem aufregenden Spannungsfeld zwischen emotional-schwermütigen Postcore-Klängen, Crustcore-Verrücktheiten und atmosphärischem Post-Metal-Ambiente entfalten, überzeugen durchaus mit ihrer magischen Stimmung. Die Leistung der Instrumentalfraktion steht hier auch gar nicht zur Debatte, wobei die Lieder in Teilen auch etwas konturlos und schwammig daherkommen. Das wäre für sich genommen aber kein großes Problem, zumindest nicht für Freunde von nachdenklich rockigen Klängen zwischen PIANOS BECOME THE TEETH, NO OMEGA und FALL CITY FALL. Nein, das Problem liegt in der auch im Genrevergleich ziemlich einseitigen Geschreidarbietung – und das ist umso erstaunlicher, als dass Sängerin und Gitarristin Serena Cherry sich diesen Part eigentlich mit einem ihrer männlichen Kollegen teilt! Beide scheinen sich in jeder Nuance aufeinander eingespielt zu haben, wodurch beide Stimmen kaum noch auseinander zu halten sind und auf "One Day All This Will End" entsprechend durchgängig weinerliches, heiseres Gekrächze zu hören ist. Hochemotional und glaubwürdig mag diese Vokalarbeit sein, spielt sich nur leider in einem stimmlichen Bereich ab, der aufgrund seiner Höhe ziemlich kraftlos wirkt und für meinen Geschmack auch noch allzu sehr auf die Tränendrüse drückt. Nur ein wenig mehr Variabilität, ein bisschen mehr Punch in der Stimme, und dieses Album wäre wohl eine herausragende Angelegenheit geworden.
Insofern teile ich die Lobeshymnen meiner Kollegen aus dem In- und Ausland nur bedingt. SVALBARD ist auf jeden Fall eine authentische junge Truppe mit großem Potential. Das Songwriting weist zahlreiche interessante Ansätze auf, und die Energie und Spielfreude der Engländer steht nicht zur Debatte. Aber "One Day All This Will End" ist das Paradebeispiel eines Werkes, bei dem ein einziger Aspekt genügt, das Gesamtergebnis deutlich abzuwerten – zumal es sich hier um den wesentlichen Bestandteil im Sound einer Rockband handelt. Wer mit besagter Gesangsart keine Probleme hat oder sich mit der Zeit daran gewöhnen kann, darf hier guten Gewissens eine 8er Wertung vergeben und im Plattenladen zugreifen. Die Musik an sich ist nämlich wie gesagt nicht von schlechten Eltern.
Anspieltipps: Perspective, Disparity, Unrequited
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause