SVARDENVYRD - Scarred Lands
Mehr über Svardenvyrd
- Genre:
- (Pagan) Black Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Far Horizon Music
- Release:
- 30.11.2021
- Scarred Lands
- Memories Will Keep Us Alive
- The Horizon Was Clear, Far And Charming
- Forest Shelter
- I Wished To Follow The Sun
- My Journey Ends Here
Da wäre noch mehr drin gewesen
Manchmal muss man mit dem Fazit zu einem Langdreher direkt ins Haus fallen. Das hilft zwar dem Spannungsbogen einer Rezension eher wenig, kann aber dazu führen, dass man das Endergebnis aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Das neue Album "Scarred Lands" von SVARDENVYRD ist nämlich vor allem eine vertane Großchance und führt schlussendlich zu einer gewissen Frustration über den neusten Output der Tschechen, den die Scheibe eigentlich gar nicht verdient hätte.
Im Kern ist das Album Nummer zwei ein grundsolides Black-Metal-Werk, welches sich intensiv paganistischen Strömungen hingibt und somit an Frühwerke von PRIMORDIAL und MOONSORROW erinnert. Gerade die Großmeister aus Irland standen mehrmals Pate bei der Erstellung des Nachfolgers des Debüts "Obyčej Slunovratu" aus dem Jahre 2005. Genau wie bei A.A. Nemtheanga und seinen Jungs gibt es einer Mischung aus naturverbunden Themen ( 'Forest Shelter' ) und der Auseinandersetzung mit der düsteren Vergangenheit der Menschheitsgeschichte. SVARDENVYRD blickt hier insbesondere auf den Zeitraum 1925 - 1945 und die Auswirkungen der Zivilbevölkerung in Polen, Weißrussland, der Ukraine und den baltischen Staaten durch die direkte Einflussnahme zwei der größten Terror-Regime und Diktatoren der Menschheitsgeschichte.
Ob nun in 'The Horizon Was Clear, Far And Charming' direkt auf den Krieg eingegangen wird oder im besten Song des Albums 'Memories Will Keep Us Alive' die Situation aus Sicht einer Person geschildert wird, der in einem Arbeitslager oder KZ inhaftiert wurde. Das ist harter Tobak, welcher aber vom lyrischen Mastermind Einskaldir nie plakativ umgesetzt wird, sondern sämtliche Fettnäpfchen umschifft und, wenn man dafür empfänglich ist, für den sprichwörtlichen Kloss im Hals sorgt. Ganz stark!
Umso ärgerlicher ist die Tatsache, dass diese Intensität und das Niveau der Texte musikalisch nicht aufrechtgehalten werden kann. Analog zu PRIMORDIAL will SVARDENVYRD mit Kompositionen jenseits der sieben Minuten Grenzen überzeugen und zweimal pendeln sich die Songs sogar auch erst bei über elf Minuten ein. Und das ist leider der Knackpunkt und der große Unterschied zu den Vorbildern. Für so lange Songs passiert einfach viel zu wenig und die Spannung kann nicht aufrecht gehalten werden. Es gibt kaum Variationen im Gitarrenbereich, eine Laut-Leise-Dynamik ist nicht erkennbar und es sind in Summe viel zu wenig interessante Ideen im Raum, um diese Zeit für den Hörer spannend zu gestalten. Dazu kommt in meinen Ohren ein schrecklicher, monotoner Drum-Sound, der nach kurzer Zeit mich vom Rest ablenkt und auch dort soweit von Polyrhythmik entfernt ist, wie eine Schildkröte vom 100m-Rekord.
Im Grunde ist "Scarred Lands" fantastische Hintergrundbeschallung, wenn man parallel noch mit etwas anderem beschäftigt ist. Und das ist schade, da die Texte und das lyrische Konzept so viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätten.
Mehr als 5.5 Punkte sind für ein solches Album eigentlich nicht drin. Da aber das Cover-Artwork in seinem Understatement den Geist des Albums kongenial einfängt und insbesondere 'Memories Will Keep Us Alive' mit seiner Kernaussage, dass Vergangenheit sich nicht wiederholen darf, mich persönlich sehr abholt, gibt es noch ein Pünktchen obendrauf.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal