SVARTTJERN - Misanthropic Path Of Madness
Mehr über Svarttjern
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Schwarzdorn Production / Twilight Vertrieb
- Release:
- 13.02.2009
- Code Human
- Ancient Shadows Revelation
- Upon Human Ending
- Upon Human Ending
- Misanthropic Path of Madness
- Finally the World Shall Shape
- Passions of 7
- Ære fra det Indre (Bonus Track)
<strong>Nanu? Was ist das denn? Eine angekettete, blutüberströmte Frau eingesperrt in einem düstren Kerker?</strong>
Der final-suizidale Kopfschuss von MAYHEM’s Dead, der anschließende Besuch seines Kollegen Euronymus, welcher aus den Splittern seines Schädels eine Kette für nah stehende "Angehörige" bastelte, die kirchlichen Brandanschläge, die damit maliziös ironisierte, posthum verkündete, schwarzhumorige Burzum Church Tour '92 ("COMING SOON – to a Church NEAR YOU!"), der Schwarze Zirkel, die Deutsche Black Metal Mafia und nicht zuletzt der Bastelsatz "Brenn Din Egen Kirke" aus dem Osloer Magazine "Gate Avisa" – das alles sind ins Stein des Schwarzmetalls eingravierte "Sensationen" und Klischees bekanntester Art. Sie werden immer wieder aufs Neue durchquasselt, mit feuriger Radotiererei durchdisputiert, textualisiert und das Gedächtnis ihrer zackig durchexerziert; ja teilweise werden diese Phänomene unter dem Altar kultischer Apotheose aufgestellt und bei entsprechender Rückbesinnung wie Leuchtfeuer angezündet. Ob Schwachsinn oder nicht – damit mögen sich eine Schar von Soziologen und Psychologen näher beschäftigen, die nach exotischen Untergrundattraktionen fahnden. Zugekokste Trips würden sie beileibe weniger durchleben, doch sicherlich würden sie die ein oder andere absonderliche Kuriosität in ihrem Notizbuch verzeichnen können. Es ist fast schon nicht mehr lustig vom "True Norwegian Black Metal" zu reden. Es gibt zu viele Bands, der norwegische Markt ist übersättigt von austauschbaren Schwarzheimerlangeisen und pseudo-neoterischen Pestbeulen. Und was haben wir hier vorliegen?
SVARTTJERN mit "Misanthropic Path Of Madness". Auf dem Cover erblicken wir eine recht ästhetische, schöngebaute, mit malerischen Blutlinien verzierte, junge, nackte Frau; förmlich brachliegend auf dem kahlen Boden eines ebenso kahlen Gefängnisses. Sie scheint tot oder zumindest zu Tode abgehärmt… abgemartert. Auf dem Infosheet ist unter der Sparte "Facts" folgendes nachzulesen: "Mit "Misanthropic Path Of Madness" repräsentieren SVARTTJERN eine mehr als verdiente Betitlung des "True Norwegian Black Metal". Die Band aus Oslo mit Hans Fyrste von Ragnarok am Mikrophon machte sich bereits im norwegischen Underground einen Namen durch diverse Live Shows mit Bands wie z.B. KOLDBRANN, TAAKE und NATTEFROST." Weiter lesen wir: "Das Debut-Album der Norweger haut dem Hörer brachiale und frostige Hymnen eiskalt um die Ohren."
Nach dem ersten Hördurchlauf stellt sich demnach unweigerlich die Fragestellung: Ist da etwas dran? Meine Antwort: Ja. Definitiv! Im "Lichte des Listenings" erscheint diese gar als rhetorische Frage. Ich hätte einiges erwartet, jedoch nicht, dass ein sehr ansehnlich abgestimmtes und ebenmäßiges Beinspreizen zwischen Modernität und Traditionalität, zwischen Altem und Neuem in der einschläfernden Erlebniswüste des nordischen Herrschaftsgebietes erreicht werden würde und dass das Ergebnis dabei trotz alledem nicht wirklich "modern" klingt. Die Platte ist "true" bis auf die Knochen und norwegisch ohne Ende. Und trotz allen Traditionalismus besticht "Misanthropic Path Of Madness" durch authentische neuere Kälte, schmutzige Rauheit, ätzend-zersetzender Pestartigkeit und dem Gefühl des selbstherrlichen, für den "mutterländischen Black Metal" typischen Über-Alles-Andere-Stehens. Böse, bösartig, bösartiger, SVARTTJERN! Ein Muss für jeden Fan reinsten Norwegenbrands. Runter damit. Skol!
- Redakteur:
- Markus Sievers