SWALLOW THE SUN - Plague Of Butterflies
Mehr über Swallow The Sun
- Genre:
- Doom Death Metal
- Label:
- Spinefarm/Soulfood
- Release:
- 19.09.2008
- Plague Of Butterflies - I. Losing The Sunsets
- II. Plague Of Butterflies
- III. Evael 10:00
- Through Her Silvery Body
- Ouf Of This Gloomy Light
- Under The Waves
- Swallow (Horror Pt. 1)
SWALLOW THE SUN haben sich nie zuvor derart abwechslungsreich präsentiert wie in diesem ersten Longtrack der Bandgeschichte. Wer die nötige Zeit und Geduld mit sich bringt, findet hier tolles Kopfkino mit Tiefgang.
Um "Plague Of Butterflies" zu verstehen, sollte man zunächst etwas über den Kontext wissen. Das in drei Abschnitte unterteilte 35-Minuten-Epos wurde von SWALLOW THE SUN nämlich ursprünglich für ein Ballett-Projekt komponiert, welches aus welchen Gründen auch immer dann doch nicht zustande kam. Also entschlossen sich die Finnen, das Ganze als EP zu veröffentlichen, und hoffen auf eine nachträgliche visuelle Umsetzung in Form eines Kurzfilms, für den man gegenwärtig die richtigen Partner sucht.
So ganz leicht zu konsumieren ist der erste Longtrack der Bandgeschichte jedenfalls nicht, und wollte ich vorschnell urteilen, so würde ich ihm gewisse Längen unterstellen. Allein für das leise, sich von Windrauschen über eine zarte Melodie langsam aufbauende Intro lässt man sich zwei Minuten Zeit, und bis das erste sanfte Säuseln von Sänger Mikko Kotamäki ertönt, vergehen noch mal fast drei große Zeigerumdrehungen. Was jedoch den Reiz der Platte ausmacht, ist, dass SWALLOW THE SUN sich wohl nie zuvor derart abwechslungsreich präsentiert haben. Klaren Gesang gab es bereits in der Vergangenheit, aber nicht so rein, so zerbrechlich wie in den ersten verbalen Momenten von 'Losing The Sunsets'. Der Kontrast zwischen Schönheit und Verzweiflung ist ein Markenzeichen der Formation, doch selten trifft er einen mit solcher Wucht wie beim Übergang von der zunächst vorherrschenden Traumwelt hin zur pechschwarzen Finsternis dieses ersten Drittels.
Das Spiel mit den Gegensätzen ist also mehr denn je Programm - allein der Titel "Schmetterlingsplage" verdeutlicht das. In der dazugehörigen Geschichte, welche von "einem alten Eremiten, tiefen Wäldern, Einsamkeit und der Plage" handeln soll, können zarte Geschöpfe zur Last werden, kann Schönheit schrecklich und Schrecken schön sein. Die drei Song-Abschnitte können übrigens auch einzeln betrachtet werden, denn es gibt erkennbare Pausen dazwischen. Und Teil zwei ist der unspektakulärste, weil eher gradlinige und dynamische Abschnitt, der den namensgebenden, eher lautlosen Flattertierchen kaum gerecht wird.
Wieder mehr zu entdecken gibt es im abschließenden 'Evael 10:00', welches zunächst ähnlich leise wie 'Losing The Sunsets' beginnt (Windrauschen, wenige Gitarren-Akkorde und warme Cello-Töne), um dich dann eiskalt zu überrollen. Stell dir einen dieser Psycho-Horror-Filme vor, wo man vorher nie genau weiß, wann's gruselig wird, und du bekommst die Idee. Stand der erste Teil noch für die (verhältnismäßig) melodische Seite der Band und der zweite für die (verhältnismäßig) death-metallische, so kommen hier die Doom-Fans auf ihre Kosten. Doch nicht nur, denn am Ende fährt das Sextett noch mal eine Schubkarre voll harmonieverliebter Atmosphäre auf, die auch ohne die geplante optische Untermalung für ein würdiges Finale sorgt.
Als Einstieg in die sehr spezielle Klangwelt von SWALLOW THE SUN würde ich "Plague Of Butterflies" nicht unbedingt empfehlen, aber wer sein bereits inniges Verhältnis mit den Finnen noch weiter vertiefen möchte, bekommt hier tolles Kopfkino geboten.
Nicht ganz nachvollziehen kann ich allerdings, dass die vier Bonustracks uns als Neuauflage des raren "Out Of This Gloomy Light"-Demos untergejubelt werden, finden sie sich doch in exakt dieser Reihenfolge (und wenn ich meinen Ohren trauen darf auch in exakt der gleichen Aufnahme, aber ich mag mich irren) auf dem Debüt "The Morning Never Came" wieder. Aber weil dieses Debüt ein sehr schönes war, kann ich mich auch heute noch an diesen Stücken erfreuen.
- Redakteur:
- Elke Huber