SWAN CHRISTY - Julien
Mehr über Swan Christy
- Genre:
- Avantgarde
- Label:
- Shureshot / Black Lotus Records
- Release:
- 20.11.2003
- Comedy/Drama
- Second Opinion
- But...That Was Before
- Great Day, Great Day
- Pure Inspiration
- Old Man's Ego
- Julien Just Died
- Sense And Possibilities
- The Audition
Die Griechen SWAN CHRISTY waren mal eine Metalband, wenn auch eine recht avantgardistische, soviel ist mir persönlich von den drei Alben hängengeblieben, die sie veröffentlicht haben.
Was wir auf ihrem vierten Output "Julian" zu hören bekommen, lässt diese Vergangenheit allerdings wie einen Anachronismus erscheinen: Low-Fi Elektronik, Midtempo-Beats, ein paar Akustikgitarren, sphärische Klangteppiche im Stile der neueren ULVER, Klavierpassagen und DEPECHE MODE-meets-TIAMAT-Vocals von Sänger Kosta Makris dominieren ein recht schiefes und schizophrenes Bild, welches sich vor allem formt, wenn die Truppe, was sie auf dieser Platte ziemlich oft macht, unvermittelt in recht progressive Trance und technoide Beats abdriftet, die es nicht immer einfach machen, ohne kurzes Umdenken zu folgen.
Bei ersten richtigen Song 'Second Opinion' treffen die NINE INCH NAILS auf ihren eigenen Remix, vermischen sich mit einem Avantgarde-Pop-Song und lassen kurz aufhorchen: Das hier hat was. Genre laut Promo-Info: "Sountrack of a schizophrenic movie". Klingt vom Terminus her bescheuert, klingt aber von der Musik her genau so. Im Anschluss wirds zwar kurz ein bisschen kitschig, denn 'But... That Was Before' blickt etwas zu wehleidig in die Vergangenheit und besteht fast ausschließlich aus Tasteninstrument und Stimme, aber ansonsten kommen SWAN CHRISTY auf "Julian" fast immer auf den eigentlich nach der Konzeption dieses Albums gar nicht vorhandenen Punkt und überraschen mit zahlreichen ungewöhnlichen Songstrukturen und -gebilden: Mal verschwinden sie ganz in instrumentalen Electro-Parts ('Great Day, Great Day'), spielen kammermusikalisch-moderne Mini-Operetten am Klavier ('Pure Inspiration'), spielen TripHop-artige Stücke ('The Audition') oder malen einfach wirre und zähflüssige Klang-Apokalypsen, unter deren instrumentaler Gestaltung pathetische Gothic-Songs ihr Leben fristen ('Old Man’s Ego').
Am Ende bleibt "Julian" dann aber trotz der richtig guten Ansätze eine zwiespältige Sache, weil eben doch zu viele Fragen ungeklärt bleiben, die allein von der (durchaus vorhandenen) Qualität des Materials alleine nicht aus dem Weg geräumt werden können: Was wollen SWAN CHRISTY uns mit diesem Album sagen? Dass man progressive Musik auch auf einem ziemlich niedrigen, elektronischen und relaxten Level machen kann? Das können andere, man denke nur an die bereits erwähnten ULVER, an SIGUR ROS und BJÖRK oder auch die neueren RADIOHEAD, leider ein bisschen besser. Was "Julian" leider trotz des guten und durchaus spannenden Ansatzes ein wenig zur b-Ware deklassiert. Schade eigentlich um die streckenweise wirklich guten Songs.
Anspieltipps: Second Opinion; Pure Inspiration; Old Man‘s Ego
- Redakteur:
- Sebastian Baumer