SYCRONOMICA - Paths
Mehr über Sycronomica
- Genre:
- Melodic Black Metal
- Label:
- Black Attakk
- Release:
- 18.10.2004
- Erased By Light
- Creations Of Mine
- Paths (... Of A Forgotten Time)
- In Silence I Die
- Durch das Geäst
- Vampiric Dances
- Something From The North
- Lost
- The Sound Of Horns
Manchmal gibt es doch noch freudige Überraschungen. Eigentlich assoziiert die Bezeichnung "Melodic Black Metal" ja Langeweile und Kommerz. Aber die Münchner SYCRONOMICA, die sich bereits seit 1996 im Untergrund herumtreiben, erbringen nun mit ihrem ersten Album den Gegenbeweis: Keyboard muss nicht gleichbedeutend sein mit Fluchtalarm! Denn mit höchstem Feingefühl für Atmosphäre eingesetzt, lassen sich auf Tasteninstrumenten doch noch wahre Märchenwelten in Musik bündeln. Auf "Paths" gelingt dieses Holographieren in Einheit mit blackmetaltypischen Gitarrenläufen lebhafter denn je.
Allerdings spielen die Keyboards nie für sich allein, immer ist noch ein extrem schnell blastendes Schlagzeug oder eine bzw. mehrere bizarr dunkle Gitarren dabei. Wird es bombastisch, schaffen SYCRONOMICA immer noch den Spagat zwischen Over- und Underload. Dabei bewahren sie für sich den ursprünglichen Black-Metal-Geist, das Raue, Ungestüme, Eigentümliche. Dazwischen finden sich immer wieder ganz bezaubernde Soli. Und auch Gefühl für Obskures kann man den Jungs nicht absprechen. 'Something Is Coming From The North' rast, wütet, rumpelstilzt und macht einfach Laune zum wilden Herumspringen und Haareraufen. Spätestens jetzt ist der Vergleich mit FINNTROLL fällig. Wirklich, wer mit den verrückten Finnen etwas anfangen kann, kommt um SYCRONOMICA nicht herum!
Ansonsten könnte man ihre Stilmischung kurz gefasst als SUMMONING treffen CRADLE OF FILTH treffen LIMBONIC ART treffen DIMMU BORGIR treffen BORK NAGAR beschreiben. Stellenweise lassen sich sogar ARCTURUS-typische Melodieläufe heraushören. Allerdings werden die für die jeweilige Band charakteristischen Markenzeichen bei SYCRONOMICA viel süffisanter eingesetzt. So gibt es Frauenstimmen immer nur im Hintergrund oder begleitend, dann aber auch manchmal zum verzaubernden Chor anschwellend, jedoch niemals zu dick aufgetragen. Bittersüß verschmelzen die zarten Gesänge mit der Wildheit der Instrumente. Dem gegenüber steht majestätisch das schwarzmetalltypische Gekeife. Auch hier muss man loben, dass der Sänger mal versucht, einen eigenen Keifstil zu verwirklichen, und nicht nur das gängige Klischee erfüllt. Dies gelingt ihm sogar in der Heimatsprache furchteinflößend gut. 'Durch das Geäst' ist seit langem mal wieder ein Song, wo mich die deutsche Sprache nicht stört. Zugeben, man versteht auch nicht viel vom Text. Aber schon das Knirschen von morschen Ästen zu Beginn lässt ahnen, dass es hier um die nächtliche Flucht und Verirrung in einem ausweglosen Walddickicht geht. Genau dahin führen uns SYCRONOMICA: in die Tiefen einer fabelhaften und von Sagenfiguren durchdrungenen Welt der Magie und Mystik. Allerdings besteht die Band darauf, dass sie sich "ausdrücklich von jeglicher Art Satanismus oder Rechtsextremismus distanziert".
Es haben sich hier sechs Musiker zusammengefunden, die mit beachtenswertem Spürsinn für die erzählerischen Qualitäten eines Songs und noch mehr Sinn für das Zusammenspiel als Band herangehen. An dieser Stelle tut es fast schon weh, schreiben zu müssen, dass an manchen Stellen die Produktion den Visionen der Musiker einfach noch hinterherhinkt und der Sound ein wenig flach klingt, wie z. B. in dem recht rau und schnell feuernden 'My Creation'. Das dumpfe Schlagzeug hat der Song einfach nicht verdient! Denn dann könnte dieses Schwarzmetallfeuerwerk noch einmal so mächtig klingen, wie es das eh´ schon tut. Dafür macht das neuere und, auf elf Minuten verteilt, noch mal alle Register der Metall-vs.-Klimper-Kunst ziehende 'Sound Of Horns' auch klangtechnisch wieder alle Mäkeleien wett.
Fazit: Lasst euch mitnehmen auf eine Reise in dunkle Wälder, unendliche Finsternis, in Welten von Gnomen und Elfen, Trollen und Waldgeistern, hin zu kultischen Plätzen, wo Vampire tanzen und Mythen längst vergessener Zeiten wieder lebendig werden! Das liebevoll gezeichnete Coverartwork, das auffällig an EMPERORs "In The Nightside Eclipse" erinnert, setzt der ganzen Verspieltheit nur noch das i-Tüpfelchen auf.
Anspieltipps: Paths, Something From The North, Vampiric Dances, The Sound Of Horns
- Redakteur:
- Wiebke Rost