SYSTEM OF A DOWN - Hypnotize
Mehr über System Of A Down
- Genre:
- CrossOver
- Label:
- Sony BMG
- Release:
- 18.11.2005
- Attack
- Dreaming
- Kill Rock'n'Roll
- Hypnotize
- Stealing Society
- Tentative
- U-Fig
- Holy Mountains
- Vicinity Of Obscenity
- She's Like Heroin
- Lonely Day
- Soldier Side
Was haben BRITNEY SPEARS und SYSTEM OF A DOWN gemeinsam? Beide fabrizieren Alben, die nach dem ersten Durchgang alles andere als begreifbar sind. Und was unterscheidet die beiden? Zweitere braucht dann noch mal vierhundertdreiundsechzig Durchläufe, bevor man sagen kann, dass man die Hälfte der eingebrachten Ideen rausgefiltert hat, während Erstere … na ja …
Serj Tankian und Co. machen es einem echt nicht einfach, was man vielerorts für ihr Markenzeichen hält und mit Sicherheit massiv zu ihrer Popularität beigetragen hat. Schließlich bekommt es nicht jede Band gebacken, einigermaßen eingängig zu klingen, und dabei gleichzeitig einige sehr starke Knoten in den Ohrwurm zu drehen. So werden seit nunmehr sieben Jahren konsequent Gehörgänge verwirrt, gebügelt, gestreichelt und wieder in Konstellationen verquirlt, die jeden Seemann stolz machen würden.
Dieses Jahr war für SYSTEM OF A DOWN-Fans definitiv ein gutes Jahr. So wurden unter dem Vorwand einer "extremen Kreativphase", beziehungsweise einer "kreativen Extremphase" gleich zwei Alben im Abstand von sechs Monaten rausgehauen. Die "Mezmerize" war dabei wohl der Prototyp eines Blockbusters, die Scheibe überraschte vor allem durch kompositorische Kniffe, die man Berufsrockern zutraute, aber niemals den Chaoten von SOAD. Die Scheibe kam natürlich trotzdem an und verkaufte sich wie blöde.
Mit der "Hypnotize", der kürzlich veröffentlichten Schwesterscheibe, soll sich wohl nun alles ändern: kein Knüppelbrett wie 'B.Y.O.B.', kein Getrickse wie 'Old School Hollywood', keine Gesangsleistungen wie 'Question!', und vor allem keine genialen Querschläger wie 'This Cocaine Makes Me Feel Like I'm On This Track'.
Wenn man vorab mit einem Wort erklären möchte, wie die "Hypnotize" denn nun klingt, stellt "anstrengend" wohl den Spitzenkandidaten. Zuerst die Bretter: 'Vicinity Of Obscenity' ist ein ziemlich stoischer Bastard von CrossOver-Song, der mit knallharten Punkattacken nur so um sich wirft, und während 'Dreaming' sich noch im Spagat aus ruhigeren Gesangspassagen und abgedrehten Stakkato-Riffs übt, ist der Opener 'Attack' schon eine echte Zerreißprobe fürs Nervengerüst.
Dabei ist Zerrissenheit wohl auch eins der Schlüsselwörter für dieses Album; wo SOAD es auf ihren vergangenen Werken noch mehr oder weniger perfekt verstanden, Chaos nebst andächtiger Ordnung zu positionieren, prügeln sich beide Parteien dieses Mal verbissen um jeden Takt, was auch nach dem x-ten Durchlauf für Verwirrung sorgt. Natürlich, die großen Songs sind wie immer dabei.
So ist 'Kill Rock'n'Roll' wohl einer der besten SOAD-Songs ever, 'Holy Mountains' punktet als eindringliche Rockballade, 'Stealing Society' ist schon fast Indie-esque in seiner spannenden Mischung aus Tempi und Gitarrenspielarten, 'Lonely Day' klingt in seiner unkomplizierten und gewollt-melancholischen Art schon fast nicht mehr nach SYSTEM OF A DOWN.
"Hypnotize" ist ohne Frage ein Album, das gewaltige Stärken aufweist, vor allem, was die ruhigeren Passagen angeht, aber irgendwie scheinen die Jungs in der "extremen Kreativphase" den Faden verloren zu haben. So reihen sich die ruhigeren Passagen zwischen unübersichtliche und ziemlich gewollte Gitarrenangriffe, die bei weitem nicht an das mitreißende Gebolze der älteren Scheiben heranreichen.
So ist diese Scheibe für Fans sowieso ein Pflichtkauf, kann und will den Erwartungen aber nicht gerecht werden und stellt somit die schwächste Scheibe der Amerikaner dar.
Anspieltipps: Attack, Kill Rock'n'Roll, Tentative
- Redakteur:
- Michael Kulueke