THAW - Fading Backwards
Mehr über THAW
- Genre:
- Black Metal / Noise
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Agonia Records
- Release:
- 25.10.2024
- The Great Devourer
- A Place Where Repetition Dwells
- Wartenberg Wheel
- In The Laughter And The Stride
- Dissociate Me / Spreader Bar
- Moral Justification Of Selfishness
Erneut verstörend, erneut irgendwie genial!
Sich immer wieder neu zu erfinden und den Intensitätslevel in der Spur zu halten, diese Herausforderung hat auch THAW zuletzt vor extrem knifflige Aufgaben gestellt. Insgesamt hat die Band sich bereits sieben Jahre nicht mehr zu Wort gemeldet und diese Zeit genutzt, um neue Inspiration zu schöpfen und den experimentellen Extrem-Metal-Sound noch einmal in neue Bahnen zu lenken. Die stete Risikobereitschaft und der Mut, mit alten Traditionen zu brechen und neue Fenster aufzureißen, soll auf "Fading Backwards" nun belohnt werden. Das wird er auch, zumindest wenn man das erste Feedback zum aktuellen Silberling als Maßstab nimmt.
Ob sich in kommerzieller Hinsicht jedoch bei THAW etwas regen wird, bleibt abzuwarten, ist jedoch aufgrund des erneut verstörenden Mixes aus Industrial-Collagen, nosigem Black Metal und beschwörerischen Finstersounds eher unwahrscheinlich - doch darum hat sich die Band bis dato auch nicht geschert. Stattdessen macht man auch auf "Fading Backwards" konsequent sein Ding und zieht seine Kraft aus den sphärischen Abwandlungen, die auch diesmal wieder arg beklemmend und alles andere als einladend gestaltet wurden. THAW experimentiert mit arg verzerrten Gitarrensounds, nutzt elektronische Hilfsmittel, um das unterkühlte Setting zu stärken, wildert in den Grenzbereichen der Drone-Szene, um Dissonanzen und hypnotische Fragmente in das Material einzubauen, setzt zuletzt aber vor allem auf ein nicht mal mehr dezentes Horror-Feeling, das der Platte als eigentliche Basis souverän übergestülpt wird. Herausgekommen ist schließlich ein weiteres Werk voller gewagter Klangexperimente, das der eigentlichen Black-Metal-Natur insofern treu bleibt, als dass es sich als musikalischer Freigeist etabliert, sich aber weiter vom eigentlichen Kern abspaltet und geradezu mechanisch nach dystopisch anmutenden Ausdrucksformen sucht.
Und wie schon zuvor ist auch auf "Fading Backwards" längst nicht alles einer allumfassenden Logik unterworfen, sondern teilweise eher spontan aneinandergereiht, dies aber clever genug, um die bedrückten Stimmungsbilder zur vollen Wirkung zu bringen. Das ist sicherlich kein Genuss, noch fühlt man sich zu den sechs neuen Stücken hingezogen, doch die kunstfertige Verbindung verschiedener Extreme verdient dennoch große Anerkennung, weil sie nicht nur irgendwelchen Launen, sondern trotz der angesprochenen Spontaneität einem klaren Denkmuster folgt.
Inwieweit auch ein konzeptioneller Background zugrundeliegt, ist derweil nicht bekannt, aber auch nicht entscheidend. THAW bindet nämlich alle Abarten des finsteren Metals zu einer nicht nur sinnbildlich morbiden Masse, die einen Stück für Stück in ihren Bann zieht. Eine Eigenschaft, die "Fading Backwards" mit den letzten Alben dieser Ausnahmekünstler gemein hat!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes