TALES OF MIKE - Human
Mehr über Tales Of Mike
- Genre:
- Epic Heavy/Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Fetzner Death Records
- Release:
- 31.10.2025
- Nomen Est Omen (Intro)
- Nevermore
- Money Tree
- Human Masquerade
- Ancient Mirror
- Hourglass
- Abandoned
- Swan Song
Vielschichtiges und episches Heavy Metal-Kaleidoskop.
Die Rezension der 2023er-EP "Landscape Of Sorrow" war seinerzeit mein schreiberischer Einstand in der Welt von powermetal.de. Ehrensache also, dass ich nun auch die Rezension für den ersten Langspieler "Human" übernehmen darf.
War der Debüt-Release musikalisch größtenteils noch sehr im epischen Doom verhaftet, so überrascht Mastermind Mike Hess auf dem neuen Opus musikalisch mit einer interessanten Bandbreite an verschiedensten Einflüssen. Wird im Intro 'Nomen Est Omen' erst noch gediegen der tollen österreichischen Doom Metal-Radioshow "Seeds Of Doom" gehuldigt, in der die Band völlig zurecht gefeatured wurde, geht bereits 'Nevermore' schon gut in die Vollen und zeigt eindrucksvoll, wo der Frosch so überall die Locken hängen hat.
Klassischer, angenehm treibender Heavy Metal im Midtempo, mit amtlichen Riffs versehen und einem kräftig-rauhen Gesang von Gonzalo Civita obendrauf, der dem ganzen somit noch den entsprechenden Stempel draufsetzt. Überhaupt ist das ganze Songmaterial hier unterm Strich um einiges kraftvoller und härter angelegt als auf der doch eher introspektiveren Vorgänger-EP. Der Eindruck manifestiert sich sogleich im darauffolgenden, schön räudigen Song 'Money Tree', der mit einer ansprechenden Thrash-Note und einem Gesang, der an den guten, alten Jason MacMaster (WATCHTOWER, IGNITOR) erinnert, zu überzeugen weiß. Dass die musikalische Untermalung hierbei auch noch großartige HELSTAR-Vibes zum Vorschein kommen lässt, ist dann auch für mich Grund genug, hier wieder einmal meine schon länger nicht mehr genutzte und schon leicht verstaubte Luftgitarre rauszuholen.
Weiter geht's mit dem Titelstück, das mit einem brillanten Anfangsriff eröffnet und die eingespielten Jubelgeräusche einer angepeitschten Meute gar nicht wirklich nötig hat, ist der Song für sich doch schon eine Granate par excellence. Wieder einmal sticht mir der extrem kraftvolle und aggressive Gesang von Civita ins Ohr, der als unbeschriebenes Blatt mich ja auf der EP schon absolut zu begeistern wusste, hier aber noch mal so was von einem qualitativen Quantensprung vollzogen hat, dass es einem wahrlich die Kauleiste runterhängen lässt.
Dass die nächste Nummer 'Ancient Mirror' heißt, dürfte indes vermutlich kein Zufall sein, führt sie stimmungsmäßig doch mitten hinein in CANDLEMASSsche Klanglandschaften zu "Ancient Dreams"-Zeiten ('Mirror, Mirror', ick hör dir trapsen). Zum ersten Mal bin ich bei dem Song im Geiste überhaupt wieder bei den eher elegischeren und feinfühligeren Songs der EP. Allerdings wechselt Civita hier gekonnt zwischen IN AEVERUM AGERE-artigen Vocal Lines und friedhofsgeschwängerten Death-Growls, was dem Stück, wie eigentlich fast allen Mike Hess-Kompositionen auch, enorme Dynamik verleiht. On top dazu noch ein irres eigenwilliges Gitarrensolo von (dem wieder virtuos abliefernden) Henrik Schaller im Mitteilteil - und viel zufriedener kann ein Freund von vielschichtiger Metalmusik gar nicht mehr sein.
Das etwas komplexere Stück 'Hourglass' erweist sich als Uptempo-Kracher allererster Güte und dürfte nicht nur DEATH ANGEL-Fans die Fäuste gen Himmel strecken lassen. Das sehr intensive 'Abandoned' startet mit einem verzweifelten Monolog über die Tiefen der Einsamkeit und von Mike Hess typisch in Szene gesetzten schwirrenden Gitarrennoten, bevor auch hier wieder finstere Growls und epischdoomig hoher Gesang Hand in Hand gehen. Der 'Swan Song' fungiert dann als Albumcloser, was sich ebenfalls als hervorragende Entscheidung erweist, kann mich das Stück aufgrund des mir etwas zu cheesig geratenen Refrains nämlich nur bedingt abholen. Auch sonst wirkt der Song auf mich doch eher ein wenig uninspiriert und orientierungslos, an diesem Umstand kann dann auch das famose Gitarren-Tapping leider nicht mehr viel ändern. Aber das ist dann auch wirklich der einzige Song mit leichtem Abzug in der Haltungsnote.
Im Endergebnis ist "Human" nämlich wieder ein verdammt starkes Stück Heavy Metal geworden. Nicht, dass ich das nach der starken Debüt-EP nicht irgendwie erwartet hätte, aber die Vielschichtigkeit und Emotionalität, die Mike Hess hier sowohl in episch-düsteres als auch schnelles, aggressives Songmaterial gießt, sucht schon ihresgleichen und lässt mich schon jetzt wieder hoffen und spekulieren: Wohin mag die interessante Reise beim nächsten Mal wohl gehen? Bis dahin wird mir aber die aktuelle LP und die EP definitiv ein guter und treuer Begleiter bleiben.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Lenze


