TALIESIN - Faceless
Mehr über Taliesin
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Independent
- Release:
- 15.04.2022
- Awakened By Darkness
- Climbing
- Faceless Women
- The Wilderness
- Reflection
- Not Coming Home
- My Sleeping Prize
- Turbulence
- Truth Of The Hunter
- Widower's Daughter
Ein Serienmörder auf progressiven Pfaden.
Der Name TALIESIN lässt zunächst vermuten, dass es sich hier um eine Gruppe aus dem keltischsprachigen Raum handeln könnte. Weit gefehlt, denn das Quintett stammt aus Australien. Aber die Londoner DEEP PURPLE haben dem walisischen Barden ja schließlich auch ihr zweites Album gewidmet. Die seit 1995 aktive Band aus Canberra hat allerdings eine ziemlich überschaubare Diskografie. Bisher stand auf der Habenseite lediglich die EP "The Tally Of Lies And Sin" aus dem Jahr 2007. Erst jetzt erscheint mit "Faceless" das erste vollwertige Album in Eigenregie, das bereits in der Zeit zwischen Dezember 2014 und Januar 2015 aufgenommen wurde. Die Veröffentlichung hatte sich aufgrund schwieriger Umstände und einem drohenden Verlust der Aufnahmen verzögert. Herausgekommen ist ein Konzeptalbum, das von einem Serienmörder handelt, der unter Prosopagnosie (Gesichtserkennungsschwäche) leidet.
'Awakened By Darkness' ist eine sehr starke Eröffnung und unbedingt einer der Anspieltipps. Hier fallen bereits die wunderbaren Gesangsarrangements auf, die so etwas wie ein Markenzeichen der Band sind. 'Climbing' ist ein melodischer Hard-Rock-Song mit einem an Eddie van Halen gemahnenden Gitarrenspiel. Der Prog-Anteil ist hier verhältnismäßig gering, aber doch hörbar, so dass der Gesamteindruck nicht zu glatt ausfällt. Bei manchen Stücken schimmert eine leichte Andeutung von Grunge durch ('Faceless Women', 'Not Coming Home'). 'Reflection' wiederum ist eine gelungene melancholische Prog-Ballade. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch 'Turbulence' - einer der schönsten Tracks des Albums, der in seiner getragenen Melancholie am ehesten mit FATES WARNING vergleichbar ist. Das großartige Drumming und die interessant akzentuierten Gitarren veredeln diesen besonderen Song. Auch das folgende 'Truth Of The Hunter' sollte vielen Prog-Fans zusagen. 'Widower's Daughter' ist ein langsamer Blues und fällt somit etwas aus dem Rahmen, überzeugt aber mit gefühlvoll gespielten Gitarren und einprägsamen Gesangslinien.
Stilistisch bietet TALIESIN gemäßigten Progressive Metal. Ausufernde Instrumentalpassagen sucht man ebenso vergeblich wie halsbrecherische Tempo- und Taktwechsel. Dabei fällt es relativ schwer, Referenzen zu benennen. Das Riffing im Verbund mit dem Schlagzeug lässt manchmal an ARCH / MATHEOS denken ('My Sleeping Prize', 'Truth Of The Hunter'), ohne dass die Parallelen zu offensichtlich sind. Auch wenn nicht alle Stücke des Albums gleichermaßen überzeugen können, so ist die Band gesanglich und instrumental eine Bereicherung für den Progressive Metal, und es ist gut zu lesen, dass bereits weiteres Material aufgenommen wurde. Immer her damit!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jens Wilkens