TANAGRA - Meridiem
Mehr über Tanagra
- Genre:
- Progressive Power Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenvertrieb
- Release:
- 26.04.2019
- Meridiem
- Sydria
- Etheric Alchemy
- Silent Chamber
- Hidden Hand
- Across The Ancient Desert
- Witness
Im Zaubergarten.
Was soll ich hier noch schreiben? Man braucht sich eigentlich nur das Cover anzuschauen: Ein dunstiger Einblick in grün und blau in einen symmetrischen, märchenhaften Garten mit Berghängen, altertümlichen Säulen und schwebenden Pyramiden. Es ist erstaunlich, wie oft in der Rockmusik Akustik und Optik zusammenpassen, so auch auf "Meridiem", dem zweiten Album der US-Band TANAGRA. Das Quintett spielt einen epischen, sinfonisch-proggigen Power Metal, der eher nach der skandinavischen als der nordamerikanischen Richtung klingt. Doch Vorsicht!
Mit dem über elfminütigen Titelstück zieht die Gruppe den Hörer in ihre Klangwelt. Es fängt in epischer Breite mit gleichartigen Textblöcken an, bald wird es durch instrumentale Abschnitte, in denen die E-Gitarren solieren oder akustische Gitarren, Streicher und Klavier Leichtigkeit schaffen, aufgelockert. Auch die ruhige, dunkle Stimme des Sängers verstärkt die Atmosphäre und trägt dazu bei, den Track über seine Länge nicht zerfasern zu lassen. Danach geht 'Sydria' härter und gitarrenlastiger zur Sache, hält den Hörer jedoch in dem dunstigen Garten des Covers. Es soll das einzige Stück von unter sieben Minuten Spieldauer bleiben. Der Trip geht bei 'Etheric Alchemy' weiter mit dem sonoren Bass und dem Solo der Gitarre, die einen gläsernen Klang ähnlich wie bei Steve Rothery von MARILLION hat. Täusche ich mich oder höre ich hier wirklich einen hypnotisch-gedoppelten Gesang wie bei ALICE IN CHAINS? Jedoch soll nicht der Eindruck entstehen, TANAGRA spiele Softrock. Die Riffs und das Schlagzeug beweisen das Gegenteil.
Und was soll ich nun zu 'Silent Chamber' sagen? Metal, Gothic, KANSAS-Geige - und nicht eine Sekunde klingt es aufgesetzt oder unnatürlich. Können so schnell acht Minuten vorbei sein? 'Hidden Hand': Epische Gitarrenläufe, Chöre, Black Metal, mich wundert gar nichts mehr. Sodann taumeln wir 'Across The Ancient Desert' mit skandinavischem Power Metal, angetrieben von gedämpftem Double Bass und ohne jeglichen Anflug von Tralala und unfreiwilliger Komik. Und der abschließende Long Track 'Witness' bringt noch mal alle Fäden zusammen von Saiten, die in die Stille hinein gezupft werden, bis zum vollen Einsatz von Band und Streichern.
"Meridiem" ist ein Album, dessen Wirkung stark von der Stimmung und der Aufmerksamkeit des Hörers abhängt. Insofern bin ich selber etwas unsicher, ob meine Punktewertung nicht zu hoch oder gar zu niedrig angesetzt ist. Wenn man die Musik nur nebenher hört, kann sie einem einfach wie pompöser Power Metal vorkommen, dem es manchmal an einem Spannungsbogen mangelt. Aber wenn man konzentriert zuhört und sich einlässt, entdeckt man eine Band, die mit bekannten Stilmitteln etwas sehr Eigentümliches geschaffen hat. Insofern birgt der Garten noch Geheimnisse.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser