TANITH - Voyage
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2023
Mehr über Tanith
- Genre:
- Heavy Rock / Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Metal Blade Records
- Release:
- 21.04.2023
- Snow Tiger
- Falling Wizard
- Olympus By Dawn
- Architects Of Time
- Adrasteia
- Mother Of Exile
- Seven Moons (Galantia Pt.2)
- Flame
- Never Look Back
Anwärter auf den Jahres-Thron!
Wer sich an meinen Perlen-Artikel zum Jahr 2019 erinnert, mag erahnen, wie süchtig ich auf neues Material von TANITH gewartet habe. Da ist es nun, das Nachfolgealbum zu meinem Jahressieger "In Another Time". Schon rein optisch knüpft das leider in letzter Minute zum Trio mutierte Trüppchen um Sänger/Gitarrist Russ Tippins an den Vorgänger an. Die Farbwahl und das Motiv versetzen den Hörer unwillkürlich in die richtige Stimmung für die musikalische Zeitreise, auf die man auch dieses Mal mitgenommen wird. Aber Schritt für Schritt, nicht dass jemand stolpert. Gitarrist Charles Newton hat nämlich kurz vor Aufnahmebeginn die Band verlassen, die sich somit in der unglücklichen Situation befand, kurzfristig Alternativen zu finden. Das Problem bei einer Band wie TANITH ist nämlich, dass die musikalische Farbenfrische unter anderem von der Interaktion zweier Gitarristen lebt. Es wäre eine einfache Lösung gewesen, wenn Russ nun alles im Alleingang aufgenommen hätte, aber man hat lieber auf Gastunterstützung gesetzt, damit unterschiedliche Spielweisen das Hörergebnis auffrischen.
So viel zu den nackten Tatsachen, jetzt zur subjektiven Objektivität meiner Ohren. Auf "Voyage" geht die Band konsequent den eingeschlagenen Weg weiter und erfreut den Hörer mit Heavy Rock der 70er Jahre, wandelt dabei schlafwandlerisch auf Pfaden von WISHBONE ASH und THIN LIZZY, ohne dabei Originalität einzubüßen. Allein die Tatsache, dass sie Russ Tippins und Bassistin Cindy Maynard den Gesang teilen, ist schon so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal. Beide verfügen über sehr einfühlsame Stimmen, die wunderbar zusammenpassen. Nichts klingt gezwungen oder aufgesetzt, alles kommt völlig ungezwungen und man ist als Hörer sofort am emotionalen Haken. Aber natürlich reicht so etwas allein noch nicht aus, um mich komplett begeistern zu können. Da muss dann auch die Musik noch stimmen. Ich muss kaum erwähnen, dass ich da bei TANITH wenig Bedenken im Vorfeld hatte, denn dazu ist die Band, die als dritten Mann nun Drummer Keith Robinson, der vormals noch als Sessionmusiker gelistet war, mit an Bord hat, mit viel zu viel Herzblut unterwegs. Schon die erste vorab ausgekoppelte Nummer 'Snow Tiger', zu der es ein herzerwärmendes Do-It-Yourself-Video gibt, hat alle Begeisterungssensoren in mir auf 10 gestellt. Warme, übereinander gelegte Gitarrenharmonien, die eben bereits erwähnten Gesangskombinationen und das alles unterlegt von einem mitreißend frischen Rhythmus. Eingebettet in den gewohnt herrlichen Klang, der mich schon beim Vorgänger so begeistert hat und fertig ist ein für mich perfekter Song.
Aber natürlich ist nicht nur der Opener ein ganz toller Song. Auch im weiteren Verlauf bekommen wir acht Mal ganz besonders schöne Akkordfolgen serviert. Es fällt schwer etwas besonders hervorzuheben, denn jeder Song auf "Voyage" ist toll. Da spielt es gar keine Rolle, ob man in 'Adrasteia' mal eben das Tempo deutlich steigert oder ob man gegenteilig im beinahe schweren 'Architects Of Time' mit düsterer Lagerfeuer-Romantik tief in die Gemütsbotanik des Zuhörers eindringt. Immer sind es die wundervollen Melodien, die verspielten Elemente, die zu jeder Sekunde das notwendige Wohlfühl-Gefühl erzeugen. Da kommt dann so ein Orgeleinsatz wie zu Beginn vom hoffnungsvollen 'Flame' dann doppelt überraschend. Wenn man dann auch noch so einen Breitwand-Chorus aus der Schlaghosentasche zaubert, ist es vorbei mit der norddeutschen Contenance. Da wird schon beim zweiten Ertönen Mitgesungen. Na gut, singen kann ich ja gar nicht. Aber das ist in diesem Fall völlig zweitrangig.
Schlussendlich hauen die Damen und Herren dann mit 'Never Look Back' noch einen absoluten Hammer aus der Hinterhand. Geschrieben von Neu-Mitglied Keith, darf man hier sich hier von erstaunlich heftigen Rhythmusgitarren verwöhnen lassen und ich ahne, dass die Nummer live in Kürze zu einem absoluten Kracher mutieren wird. Jetzt habe ich Euch noch verschwiegen, dass mit 'Seven Moons' endlich auch der zweite Teil der Galantia-Trilogie für die Ewigkeit galvanisiert wurde und was soll ich sagen: Er knüpft qualitativ nahtlos an die beiden bereits bekannten Teil an. Fantastisch!
Wie man unschwer aus diesen Zeilen entnehmen kann, bin ich erneut komplett aus dem Häuschen. Anwärter auf den Jahresthron!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae