TANNED CHRIST - Antipodean Sickness
Mehr über Tanned Christ
- Genre:
- Grindcore
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Grindhead Records
- Release:
- 18.09.2015
- Insolvent Self
- Global Priest
- Street Change
- Antipodean Sickness
- No Love Ever
- Call Of The Meat
- Abscond
- Mooncalf
- Prowler I
- Prowler II
Solides Genre-Release, aber (noch) kein Highlight.
Es gibt Genres, die einem immer wieder das Gefühl geben, dass eigentlich alles bereits gesagt und jeder Song schon gespielt wurde. Dieses Gefühl wird stärker, je mehr das Genre in sich abgeschlossen ist und den Varianten der Spielart dadurch enge Grenzen gesetzt werden. Ich persönlich habe bei Grindcore häufig den Eindruck, dass besagte Gesetzmäßigkeit greift. Ultrakurze Highspeed-Songs mit relativ klar definiertem, genretypischem Klangspektrum bieten einfach nicht sonderlich viel Spielraum für Experimente. Warum habe also ausgerechnet ich mich für "Antipodean Sickness" von TANNED CHRIST gemeldet? Nun, einerseits, weil ich immer auf der Suche nach neuen Bands bin, die ich noch nicht kenne, und andererseits, weil ich mich gerne überraschen lasse und auf Genre-Highlights hoffe.
Ist also das zweite Full-Length-Album der Australier das erhoffte Highlight geworden? Nun, zunächst handelt es sich bei "Antipodean Sickness" um ein Release, das die genreüblichen Trademarks einhält: Kein Song ist länger als dreieinhalb Minuten, die Mehrzahl der 10 Tracks bleibt sogar deutlich unter der Zwei-Minuten-Marke. Nun hatte ich bereits eingangs erwähnt, dass ich glaube, die Anzahl der anderthalbminütigen Vollgas-Songs, die noch nie gespielt wurden, ginge gegen Null. Trotzdem gelingt es den Aussies immer wieder mich zu überraschen. Zwar ist die Darbietung von TANNED CHRIST keine Offenbarung und wird nicht als Revolution eines Genres in die Musikgeschichte eingehen - trotzdem agiert die Band erfreulich frisch und weicht auch mal von den (viel zu) oft gehörten Grind-Schemata ab. Dadurch bekommt "Antipodean Sickness" eine für das Genre eher unübliche Halbwertszeit, die auch mehrere Durchläufe des Albums am Stück erträglich machen.
Doch all diese Frische und Offenheit sorgt leider nicht dafür, dass von "Antipodean Sickness" mehr hängen bleibt als von anderen Genre-Veröffentlichungen. Klar, das was die Australier da machen, hat hohes Niveau und kann immer wieder überzeugen. Um zu den Grind-Highlights gezählt zu werden, fehlt allerdings noch die eigene Note, die das Songwriting nicht nur unverwechselbar macht, sondern auch dafür sorgt, dass die Songs Langzeitwirkung entfalten. Das schafft TANNED CHRIST bei aller Liebe leider nicht, stattdessen sind die meisten Songs auch so schnell wieder vergessen wie sie vorbei sind.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Ben Kettner