TAPE - #1
Mehr über Tape
- Genre:
- Crossover
- Label:
- eastwest/Warner
- Release:
- 27.10.2003
- Go Sista
- Mother
- Hate Me
- No Comment
- Yeeha
- Aware
- Try2
- Suck Da Boom
- Unpredictable
- Why
- 18 + A Headset
- Shake
Wer jemals bei Muttern gewohnt hat, dies selbst im hohen Alter noch tut oder zumindest seinen weiblichen Erzeuger einmal zu Gesicht bekommen hat, weiß, was das Geheimnis des Familienzusammenhaltes ist. All das Schöne, welches das gemeinsame Leben zu seinem einheitlichen Glanze erhebt, all das solidarische Sein in der matriarchalischen Heimstätte wird getragen und gestützt von nur einem einzigen Grundpfeiler. Das Fundament der gesamten Gesellschaft ist ... Mamas Linseneintopf. Und so könnte man auch TAPE's Debüt beschreiben.
Kein Wunder, dass ich mich gleich wie daheim fühlte, als ich zum ersten Mal "#1" in den CD-Schuber legte, eingestellt auf zweitklassige Nö-Meddel-Kost aus deutschen Landen, und mich eines Besseren belehren ließ. TAPE machen keinen Hehl um ihre Einflüsse, wobei es durchaus auch so starke Parallelen zu existenten Stücken anderer Gruppen gibt, dass es streckenweise fast an Plagiat anmutet. 'Hate Me' sollte man beispielsweise einmal synchron zu DISTURBED's 'Stupify' hören. Wer Unterschiede bemerkt, bekommt einen Preis. Besagte Helden des erwachsenen Crossover Metal (man möge es auch Nu Metal nennen oder bei Bedarf auch "Flüssigkeitsdosierpumpe") sind auch deutlich als Haupteinfluss des Quintetts TAPE herauszuhören, was ja nicht unbedingt schlecht sein muss, wenn es sich im Rahmen des Eigenständigen verhält. Nebenbei geben sich auf dem Rundling auch KORN, die GUANO APES und, man möge es kaum glauben, der Rhythm and Blues sowie kitsch-triefender Pop als auch "traditioneller" Metal ein inspiratives Stelldichein. Dabei geht alles doch musikalisch sehr basslastig und knatternd zu. Euch da draußen, die ihr das Neue scheut und euch bei dem Wort "Innovation" laut kreischend die Ohren zuhaltet, sei ein Rat gegeben: Lasst unbedingt die Griffel von diesem Album, sonst holt euch die Zeit noch ein!
Wie es sich für ein Debüt gehört, ist "#1" die erste Scheibe von TAPE (was'n Kalauer). Das wären also, die zumindest auf den Promofotos kurz-beschürzte Dacia, welche durch ihren R'n'B-lastigen Gesang und ihre leider recht dünnen Shouts auszeichnet. An den (tiefergestimmten?) Knüppeln hocken Gunnar und Hanz, die ihre Arbeit sehr souverän ablegen ('Mother', 'Yeeha'). Die Rhythmusfraktion hat auch einiges in petto. Drummer Ole beweist sich in Drum'n'Bass-Sequenzen ('No Comment'), als auch in ziemlich mitreißenden Grooves wie in 'Shake'. Am Tieftöner hängt Ike und bringt mit einem tollen Ton das Ganze noch einmal unter Kohlen. Ob die Herren ... Entschuldigung, wie unhöflich ... die Dame und die Herren Nachnamen besitzen, ist dem Autoren zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Die Produktion lässt sich, wenn man die Sparte beachtet, auf ein Adjektiv zusammenfassen: erstklassig.
Den Inhalt zu erwähnen ist eigentlich überflüssig, denn: er ist nicht da. Bis auf einige recht dröge wirkende Parts ist es wirklich nicht der Rede wert. Gewöhnt ist man solches ja sowieso von dieser Schublade, weshalb das nicht wirklich in's Gewicht fällt. Von den Arrangements her bietet sich jedoch mehr Grund zur Freude. Gleich der Opener 'Go Sista' offenbart das Potential des Fünfers und klettert mit R'n'B und DISTURBED'schem Riffing in die Ohren. Das nachfolgende 'Mother' ist wohl der unbedingte Auskopplungskanditat und fließt schön aus den Boxen. Ein Tipp ist sicherlich noch das mit einem selten dämlichen Titel ausgestattete 'Suck Da Boom'. Die Melodiezupfer poltern durch die Gegend, als gäbe es kein Morgen. Positiv fällt auch auf, dass viele Stücke auch nach mehrmaligem Hören nicht langweilig und vorhersehbar werden. Eine nette Abwechslung stellt das Akustikstück 'Unpredictable' dar und trumpft noch einmal ganz groß mit Dacias voller Stimme auf.
Was zu sagen bleibt: TAPE bringen mit "#1" eine Chartbombe auf den Markt, welche sich den Weg in die Top Ten verdient hat. Außergewöhnlich ist die Verknüpfung solch vieler Stile und noch außergewöhnlicher ist es, dass das Ding dabei nicht in die Hose gegangen ist. Über die Lyrics mag man hinwegschauen, sind sie auch nicht mehr als das übliche Palaver. Ein wenig gewünscht hätte ich mir eine nicht ganz so stark zu bemerkende Präsenz der Einflussgeber. Innovativ ist das Vorhaben allemal geworden. Von dieser Band wird man zukünftig so sicher noch viel hören, dass ich meine eigene Großmütter darauf verwetten würde, wenn ich das nicht schon längst bei anderen Gelegenheiten getan hätte. "Shake, what your mama gave ya, shake it, baby, shake it, baby!". Mit diesen großen Worten ... KAUFEN.
Anspieltipps: 'Go Sista', 'Mother', 'No Comment', 'Try2', 'Unpredictable, 'Shake'
- Redakteur:
- Lasse Rosenberger