TAROT - Crows Fly Black
Mehr über Tarot
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Nuclear Blast / Warner
- Release:
- 19.01.2007
- Crows Fly Black
- Traitor
- Ashes To The Stars
- Messenger Of Gods
- Before The Skies Come Down
- Tides
- Bleeding Dust
- You
- Howl
- Grey
Wenn es so etwas wie Gerechtigkeit gäbe in dieser Welt, dann stünde auf den NIGHTWISH-CDs "featuring Marco Hietala from TAROT" und nicht auf der Promo zum aktuellen TAROT-Album "featuring Marco Hietala from NIGHTWISH". Eben jener mag zwar Bassist der (ex-?)Opera-Metal-Helden sein, für kampferprobte Metal-Veteranen der ersten Stunde bleibt Mr. Hietala in allererster Linie der kreative Kopf und Sänger von TAROT, die er in den frühen 80er Jahren zusammen mit seinem Bruder Zachary gründete. Die frühen Scheiben dieser Truppe, wie "Spell Of Iron" (1986) oder "Follow Me Into Madness" (1988) waren allerdings eher dem Heavy-Rock-Genre zuzuordnen. So richtig ins Bewusstsein der Gemeinde spielten sich TAROT erst mit "Suffer Our Pleasures" (2003), auf dem man härtemäßig einige Briketts nachgelegt hatte und mit knackig-harten, grandios komponierten Power Metal-Hymnen voll ins Schwarze traf.
So haben das wohl auch Nuclear Blast gesehen, die Hietala & Co. flugs unter Vertrag nahmen und nun mit "Crows Fly Black" ein neues Stück TAROT-Edelstahl ins Rennen schicken. Um hier gleich mal alle, die wie ich eine innige Liebesbeziehung zum Vorgänger pflegen, zu beruhigen: An der stilistischen Grundausrichtung hat sich nichts geändert. Und blickt man in die Details, findet man so manches sogar noch verfeinert und verbessert. Der Opener und Titeltrack fesselt den erwartungsvollen Hörer gleich mit einer unwiderstehlichen Strophenmelodie, die entfernt an beste QUEENSRYCHE-Tage erinnert, und einem ebenso einfachen wie wirkungsvollen Monsterchorus. Hinzu kommen geile Keyboardparts, ein fett krachender Mittelteil und ein Marco Hietala, der besser und leidenschaftlicher denn je singt. Mit 'Traitor' folgt eine großartige, höchst eingängige Uptempo-Nummer, die ein bisschen was von METAL CHURCH zu "The Dark"-Zeiten hat. Die Nummer müsste live mächtig abgehen. Spätestens bei 'Ashes To Ashes' hat man dann rausgefunden, warum einen "Crows Fly Black" noch mehr mitreißt und in seinen Bann zieht als es schon "Suffer Our Pleasures" getan hat. Diese Platte ist schlicht und ergreifend ein Lehrstück in Sachen Atmosphäre und Intensität, dezent düster, mit einem wohl dosierten Hang zur großen Geste und Theatralik, aber trotzdem 100% Metal – so etwas kriegt man sonst höchstens noch bei KING DIAMOND geboten. Hinzu kommt, dass TAROT dieses Mal ein ganz wunderbares Händchen für Sahne-Refrains mit Widerhakencharakter hatten. Man höre sich nur mal das anbetungswürdige 'Messenger Of God' an, bei dem die böse geknurrten Strophen von einem gnadenlos nach vorne abgehenden, hoch melodischen Killerchorus kontrastiert werden, der reinläuft wie ein kühles Pils nach einem Drei-Tage-Marsch durch die Wüste Gobi. Und das Schönste ist: dieses Schwindel erregend hohe Niveau wird über fast die gesamte Spielzeit gehalten! Der Midtempo-Groover 'Before The Skies Come Down' jagt mir Wellen von Gänsehaut über den Rücken und kann es mit besten MORGANA LEFAY-Momenten aufnehmen. Das feierlich-getragene 'Tides' sorgt für ein paar besinnliche Momente, bevor es mit dem leicht angethrashten Power-Metal-Kracher 'Bleeding Dust' wieder richtig auf die Zwölf gibt. Hach, ist das schön! Mit der poppigen Melodie von 'You' haben die Jungs in Finnland bereits die Singlecharts gestürmt. Es sei ihnen gegönnt, aber der Song ist der bisher gewöhnlichste der Platte. 'Howl' scheint manchmal OZZY zu huldigen, während der stimmungsvolle, eher ruhige Rausschmeißer 'Grey' von Feeling her am ehesten nach "Suffer Our Pleasures" klingt.
Somit kann man TAROT nur zu einem formidablen Metal-Album mit Champions-League-K.O.-Runden-Format gratulieren. Eine Dreiviertelstunde lang reiht sich ein Killersong an den anderen, erst gegen Ende der Scheibe geht den Finnen ein klein wenig die Songwriting-Puste aus. Doch das kann den hervorragenden Gesamteindruck nicht mehr trüben, "Crows Fly Black" ist für mich das erste ganz große Highlight des noch jungen Jahres 2007 und sollte diese sträflich unterbewertete Formation einen gehörigen Schritt nach vorne bringen. Vielleicht steht dann ja doch eines Tages auf einem NIGHTWISH-Comeback-Album "featuring Marco Hietala from TAROT"...
Anspieltipps: Crows Fly Back, Traitor, Messenger Of God, Before The Skies Come Down
- Redakteur:
- Martin van der Laan