TAUNUSHEIM - Nebelkämpfe
Mehr über Taunusheim
- Genre:
- Pagan Metal
- Label:
- Schwarzdorn / Twilight
- Release:
- 02.05.2005
- Sleipnir
- Getrunken das Bier
- Nebelkämpfe
- Wundenschmiede
- Taunusheim
- Followed By The Raven
- Die Reise zum Aar
- Taunusheim (Bonusvideo)
Die drei Jungs und das Mädel von TAUNUSHEIM stammen aus Oberursel, und das liegt, wie der Bandname indiziert, im Taunus, dessen Natur es unter anderem zu sein scheint, welche die Band zu ihren heidnischen Hymnen inspiriert, die meist in deutscher Sprache von alten Sagen und Schlachten künden. Dabei legt die Band selbst gesteigerten Wert darauf, sich von der braunen Szene abzugrenzen. Deshalb distanziert sich die Gruppe ausdrücklich von dem Missbrauch heidnischer Mythologie und Symbolik durch die rechtsradikale Szene, was ja erstmal schon recht positiv ist.
Bei TAUNUSHEIM handelt es sich also um unpolitischen Pagan Metal, der seine musikalischen Haupteinflüsse vor allem aus dem Black Metal, jedoch auch aus dem Pagan-Folk zu beziehen scheint. So wird 'Sleipnir', der Opener dieses Debütalbums, dem drei Demos vorangingen, von Luren- bzw. Nebelhorn- und Maultrommelklängen eingeleitet, zu denen ein doomiges Marschriff tritt, das von mit viel Pathos gesprochenen Vocals veredelt wird, später treten auch keifender Black-Metal-Gesang und zum Schluss ein Blastpart hinzu. Das episch-dramatisch angelegte 'Getrunken das Bier' weist ebenfalls metallische Teile auf, aber auch sehr ruhige Folkparts, deren Flötentöne durchaus ein wenig an CRUACHAN gemahnen. Hier gibt es im Vers sehr verständlich artikulierte schwarzmetallische Vocals, im Refrain klaren Gesang. Für die weiblichen Backing Vocals und Leadgesang-Passagen ist Ilona von der deutschen Pagan-Folk-Band CARVED IN STONE zuständig, die auch das Keyboard und die Flöte bedient. Gerade beim Sologesang am Anfang zu 'Nebelkämpfe' erinnert mich ihre Stimme ein ganz klein wenig an Kari Rueslåtten, ist aber trotzdem sehr eigenständig und im Mittel etwas tiefer. Später wird das Stück zu einer extrem epischen Pagan-Metal-Hymne im meist getragenen Midtempo, mit einem kurzen Geschwindigkeitsausbruch am Anfang des letzten Drittels. Das folgende 'Wundenschmiede' atmet mit seiner aggressiven Grundstimmung, den diversen Blastparts, und dem dramatischen, wuchtigen Keyboard im ersten Teil ein wenig den Geist der ganz frühen SATYRICON, bevor das Keyboardinterludium mit den Growls eine etwas andere Facette einbringt, um das Stück in der zweiten Hälfte wieder in nordisch anmutende Bahnen zurückkehren zu lassen.
Sodann leitet ein mit heftigem Akzent vorgetragenes Erzählerintro in englischer Sprache die schön zwischen schnellem Vers und folkloristisch-epischem Refrain wechselnde Bandhymne ein, die auf der CD auch als nettes Lowbudget-Video enthalten ist, bei dem sich die Band durch die Wälder des Taunus kämpft und etliche schöne Naturaufnahmen präsentiert. Beim Stück gefällt mir vor allem die große gesangliche Vielseitigkeit. 'Followed By The Raven' ist das finsterste Stück der "Nebelkämpfe", das zwischen dramatischer Düsternis und rasendem Wahn hin und her pendelt und gegen Ende mit einem Folkpart überrascht, der mich irgendwie positiv an SPINAL TAPs mächtiges Epos 'Stonehenge' erinnert. Abgeschlossen wird die Scheibe von 'Die Reise zum Aar', das sehr melancholisch, mit viel akustischer Gitarre ausstaffiert ist, dabei aber auch harte Elemente und düstren Gesang enthält.
Sicher mag "Nebelkämpfe" vielen Hörern übertrieben pathetisch oder gar kitschig erscheinen, aber ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich diese Art des Pagan Metal sehr gerne mag. Mir gefallen die irgendwie verklärte Naturmystik, der Pathos der heidnischen Hymnen und die musikalische Ausprägung zwischen der Epik des Viking Metal, der Raserei des norwegischen Black Metal und der naturverbundenen Lockerheit des Pagan Folk ... und ich mag Cover mit verschneiten Landschaften. Außerdem kann man bei TAUNUSHEIM positiv hervorheben, dass die Musiker sich um Vielfalt bemühen und auch die folkloristischen Instrumente selbst spielen und nicht aus der Konserve holen. So gelingt den Heiden aus dem Taunus ein erfreulich eigenständiges Werk, das allerdings sicher auch etliche Kritik ernten wird. Das wird der Truppe aber egal sein, denn ich bin überzeugt, dass sie dieses Album ihren Vorstellungen gemäß perfekt umgesetzt hat und denke, dass auch die angesprochene Zielgruppe sehr wohl großen Gefallen daran finden wird.
Anspieltipps: Sleipnir, Nebelkämpfe, Taunusheim
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle