TAY/SON - El Diablo
Mehr über Tay/Son
- Genre:
- Crossover / Alternative Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- N-Gage Productions
- Release:
- 24.03.2017
- El Diablo
- Lubrza
- Soul Survivor
- Translucent
- God Zilla
- Better Than The Truth
- Torn
- In The Mud
- Block Of Ice
- Time To Fly
- You Only Live Twice (Bonustrack)
Musikalischer Tanz mit dem Crossover-Teufel.
Viele sehen im Internet und den damit verbundenen Möglichkeiten wahrscheinlich zu recht den entscheidenden Baustein für den Untergang der Musikindustrie, wie man sie noch aus den Neunzigern kennt. Andererseits ermöglicht das World Wide Web auch vollkommen verrückte Kooperationen, die vor zwanzig Jahren nur schwerlich denkbar gewesen wären. So auch beim Quartett TAY/SON, dessen Mitglieder aus Boston, Barcelona und Basel stammen. Trotz dieser räumlichen Distanz fanden sich die Jungs allerdings im Jahr 2012 zusammen, um gemeinsam ihre Vision von modernem Crossover zu verwirklichen und ihr Debüt "Slave To Gravity" aufzunehmen. Inzwischen steht mit "El Diablo" der nächste Langspieler in den Startlöchern, mit dem die Truppe nun die nächste Stufe der Karriereleiter erklimmen möchte.
Rein musikalisch liefert der Vierer dabei auf dem neuen Silberling eine mehr als kuriose Mixtur ab, der die klassische Bezeichnung Crossover nicht wirklich gerecht wird. Viel eher bedient sich die multikulturelle Truppe munter im Hip-Hop und dem New Metal der Neunziger, scheut aber auch nicht davor zurück, melancholische und ruhige Alternative-Rock-Momente in ihren Sound einzustreuen. Bestes Beispiel dafür ist schon der Opener und Titeltrack 'El Diablo', der mit gefälligen Raps, rockigen Riffs und einem Grunge-Refrain, der mit seinen brüchigen Melodien auch aus der Feder von Genre-Ikone Kurt Cobain hätte stammen können, das gesamte Repertoir der Band abbildet. Mutet diese Mischung auf den ersten Blick vielleicht etwas unpassend und willkürlich an, so schafft es das Quartett aber, aus den inkohärenten Einzelteilen ein schlüssiges Gesamtbild zu formen, das sogar gut ins Ohr geht.
Gleiches gilt auch für die Single 'Better Than The Truth', deren bissiger Text bestens zur aktuellen Situation in der globalen Politik passt und fast so wirkt, als würde Rapper Kaotic Concrete sich direkt an den aktuellen US-Präsidenten Donald Trump richten. Leider sind aber nicht alle zehn Kompositionen des Silberlings so gelungen, denn gerade wenn der Vierer in 'Soul Survivor' oder 'Time To Fly' eher in ruhigen Gefilden wildert, überschreiten die Jungs auch gerne mal die Grenze zum poppigen Kitsch und klingen bisweilen wie eine recht austauschbare Radioband. Da gefallen mir die Up-Tempo-Tracks der Platte, die übrigens auch mit einer glasklaren und druckvollen Produktion aufwartet, deutlich besser, auch weil die einzelnen Bandmitglieder hier ihre durchaus vorhandene musikalische Klasse deutlich besser ausspielen können.
Alles in allem gelingt auf "El Diablo" damit der musikalische Spagat noch nicht durchgehend, trotzdem sollten sich Crossover-Fans den Namen TAY/SON dringend notieren, denn dem Vierer könnte eine große Zukunft bevorstehen. Entscheidender Faktor dafür ist, dass sich die Jungs mit ihrem ungewöhnlichen Stilmix eine ganz eigene Nische erspielt haben, was in der heutigen Musiklandschaft schon ein echtes Kunststück darstellt. Wenn jetzt noch die überflüssigen Balladen wegfallen, dann steht hier ein wirklich vielversprechender Newcomer in den Startlöchern.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs