TEA PARTY, THE - The Ocean At The End
Mehr über Tea Party, The
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- InsideOut (Universal Music)
- Release:
- 19.09.2014
- The L.O.C
- The Black Sea
- Cypher
- The Maker
- Black Roses
- Brazil
- The 11th Hour
- Submission
- The Cass Corridor
- Water's On Fire
- The Ocean At The End
Verhinderte Liebeserklärung.
Wenn ich nach der besten kanadischen Band gefragt werde, erwartet mein Gegenüber - sofern er mich ein wenig kennt - die Antwort RUSH oder HAREM SCAREM. Diese Erwartungshaltung kontere ich dann gerne mit eine lässigen "THE TEA PARTY". Aber darin steckt auch eine ganze Menge Wahrheit, denn zu diesem Trio spüre ich einfach eine noch höhere emotionale Verbundenheit als zu den beiden anderen ganz großartigen Bands.
Entsprechend hoch waren meine Jubelsprünge als im Jahr 2012 nach mehr als acht Jahren Pause die Reunion nicht mehr nur temporär für einige Konzerte ausgelegt war, sondern der Dreizack verkündete "back for good" zu sein. Irgendwann im Jahr 2013 wurde dann angekündigt, dass man in Australien an einem neuen Album werkeln würde, woraufhin es dann bedeutend stiller um Jeff Martin, Jeff Burrows und Stuart Chatwood wurde. Als dann ohne vorherige 237 Studio-Updates und News plötzlich "The Ocean At The End" digital in meinem Postfach landete, gab es entsprechend kein Halten mehr. Wo früher die Hände beim Aufreißen des Briefumschlags zitterten, war nun die Mausführung nur noch beidhändig zu bewältigen. Spannung pur.
Ihr merkt schon, Objektivität muss man hier nicht fürchten und ich war vorbereitet auf eine lange Liebeserklärung an die neue Musik des Trios. Aber: nach nun knapp 20 Durchläufen fällt es mir immer noch schwer diese Liebeserklärung zu verfassen, denn den enorm (und wahrscheinlich viel zu) hohen Erwartungen kann "The Ocean At The End" nur bedingt standhalten.
Auf den ersten fünf Alben (von "Splendor Solis" (1993) bis zu "The Interzone Mantras" (2001)) haben sich die Kanadier kontinuierlich entwickelt und verbessert. Angefangen beim psychedelischen Debüt, über das orientalisch geprägte Zweitwerk "The Edges Of Twilight" (1995) und das moderne "Transmission" (1997) hin zu den rockig-epischen "Triptych" (1999) und "The Interzone Mantras" hat man verfeinert, verändert, verstärkt, verbessert. Die orientalische Note wurde mal stärker, mal weniger stark eingebunden, war aber immer präsent und gab der Rockmusik der TEA PARTY eine ganz eigene Note. "Seven Circles" war dann anno 2004 ein kleine Spur glatter, massentauglicher und zugänglicher, vor allem aber im Songwriting nicht mehr ganz so originell und packend, sodass hier ein kleiner Rückschritt zu vermelden war. Allerdings bewegen wir uns hier noch auf extrem hohem Niveau.
"The Ocean At The End" kann auch an dieses Niveau nur streckenweise anknüpfen. Der Opener 'The L.O.C.' verzaubert noch mit Jeff Martins Gänsehautstimme und einigen feinen Gitarrenspielereien, schafft es aber im Refrain nicht so zu fesseln wie einst 'Soulbreaking', 'Heaven Coming Down' oder 'Emerald'. Der Klang ist zwar wohlig warm und raumgreifend, aber daraus wird ein kleines bisschen zu wenig gemacht. Auch das sonst so akzentuierte, originelle Drumming von Jeff Burrows ist hier etwas simplifiziert und kann die Nummer nicht weiter aufwerten.
Auch im weiteren Verlauf sind es einige Male die Refrains die etwas schwächeln und zudem von einem verhältnismäßig unspektakulären Schlagzeugspiel begleitet werden. Sei es in 'The Black Sea', 'Black Roses' oder 'Submission', denen es an Tiefe fehlt und die so den erhofften Gänsehautmoment verpuffen lassen. Und das Country-mäßige, mit Harmonika unterlegte 'The Cass Corridor' stört mich sogar ein wenig. Das sind also gleich (inklusive Opener) fünf Songs, die es nicht komplett auf die Habenseite schaffen, wovon letztgenannter sogar auf der Sollseite verbucht werden muss. Das ist für totale Euphorie dann doch zu viel.
Das ändert aber nichts daran, dass auch "The Ocean At The End" mit einigen tollen Songs aufwaten kann, die das Album insgesamt noch in den grünen Bereich schieben. Da sind vor allem das episch-balladeske 'The Maker' (wie bereits 'The Messenger' eine Coverversion von DANIEL LANOIS), das mit - klar - brasilianischer Folklore unterlegte 'Brazil' und die beiden abschließenden Schönheiten 'Water's On Fire' und 'The Ocean At The End' zu nennen. Gerade die beiden letztgenannten wischen die oben aufgeführten Kritikpunkte einfach weg. Jeff Burrows' Spiel hat den packenden Groove und die originellen Pattern, die Songs wie 'These Living Arms' oder 'Cathartik' so herausragend machen, dazu kommt eine tolle Melodieführung, spannende Arrangements und die tief unter die Haut gehende Stimme von Jeff Martin. Wunderbar.
Da damit das Ende doch absolut versöhnlich stimmt, überwiegt final dann auch die Freude über die Rückkehr die leichte Enttäuschung über das produzierte Material deutlich. Für das totale Glück braucht es nun nur noch eine Deutschlandtour. Willkommen zurück!
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk