TEARGAS & PLATEGLASS - Black Triage
Mehr über Teargas & Plateglass
- Genre:
- Darkest Ambient
- Label:
- Waxploitation
- Release:
- 01.11.2007
- Introduction
- Plague Burial (featuring David Hykes)
- One day Across The Valley
- Kuomintang
- Simplify This Landscape With Darkness
- Behold The Sea Of Ills So Vast
- Pray For Night To Fall
- L'Hopital De Martyrs
- Book Of Black Valentines
- Seduction Of Canned Laughter
- Fury Of An Aroused Spectator
- Rain Falling On Ann's Grave
Düstere Aussichten in Töne gepackt.
Über das hier wertend zu referieren ist schwer, wenn nicht gar unmöglich. Es setzt dunkelsten Langsamst-Trip-Hop, der BOHREN-Club trifft eine Beerdigungsgesellschaft und untermalt deren bedächtigen Schritt mit dem richtigen Tritt. Godfrey Reggio, der Regisseur der Hopi-Trilogie "Koyaanis", "Powaqq" und "Naqoyqatsi" nutzt den Platz der erdigdunklen Aufmachung, um uns aus unserem trübfalschen Wahrheitsempfinden herauszuzerren. Zumindest die technischen Versuche auf dem Album werden literarisch von den Apokalypse-Sätzen unterfüttert.
Aha, bald wird klar: hier ist es bis unter den Stietz politisch, wird nicht sehr zuversichtlich in unserer Zukunft geblättert und überhaupt ist das menschliche Wesen der Technologie ganz und gar ausgeliefert. Lebt nur noch durch sie, für sie, opfert sich für jede neue Erkenntnis im technischen Bereich auf, hetzt den gar nicht mehr fassbaren Nanosekunden hinterher. Ohne zu wissen, warum und wo das alles hinführen soll. Alles düster, überspannt, deprimierend. Im Kern hat das Konsortium ja leider auch recht, aber die Technologie zu hassen, um sie dann selbst sehr minimiert zwar doch selbst zu nutzen - was soll das heißen?
Nun, kaum jemand wird einen friedenspredigenden Wandervogel-Hippie mit abgegriffener Klampfe oder teigigen Prediger im offenen Publikumsverkehr ernst nehmen. Also wird die verdammte Technik daselbst zum Protest an ihr genutzt. Sollte so sein. Wird das verstanden? Die Stimmung, die sich beim Hören ausbreitet, beantwortet das eindeutig. Um so ein wenig in den Kosmos des unbekannten Duos einzudringen, sollte das Statement des "Reggio" wohl als eine Art Maxime verstanden werden. Dessen Auslassung wie auch drei bedrückende Videos sind auf der Webseite der dunklen Konzeptioner zu finden. Wer wächst da heran oder weilt schon so lange angefressen unter uns? Zurück zu den Wurzeln!
Zu welchen? Trotz des täglichen Umgangs mit unseren technologischen Freuden ist kaum herauszufinden, wer eigentlich dahinter steckt. Auch nicht hinter diesem Projekt. Dass der Mensch doch zur Sprache kommt, dafür steht 'One Day Across The Valley' - in der eine weibliche Stimme die systematische Tötung einer Menschengemeinschaft schildert. Genauer ist man Ohrenzeuge eines Genozids. Inspirierend bei diesem Album hat der Dokumentarfilm "Ghosts Of Ruanda" gewirkt, aber angesichts der Hochauflösungs-Bilddokumente des Konflikts im Kaukasus ... ein Paradox; und doch wahrscheinlich der Sinn vieler Existenzen, dieses Reden über und Sterben durch die Technologie.
Das, was uns dieser Trip hier verheißt, lässt einen frieren. Außergewöhnlich und fesselnd.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben