TEMPLE OF THE SMOKE - ...Against Human Race
Mehr über Temple Of The Smoke
- Genre:
- Kraut/ Postrock/ Metal/ Stoner/ Electronica
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- R.A.I.G - Russian Association Of Independent Genres
- Release:
- 02.05.2011
- Illudium Q-36 Explosive Space Modulator
- Unnatural Regression
- Naked Sun
- Deadly Skies
- Autumn World
- South Of Heaven
- Into The Storm
- Tortoise Du Mars
Wild strudelnder Genres-Jam. Zum Kopfhineinstecken!
Und so unternehmen wir einen Ausflug nach Belgrad. Als hätten die jungen Serben nie etwas anderes im Leben getan, gründen die Rockbands, die sich einen Karst um musikalische Schubladen scheren und jagen die restliche Welt durch eiligst aufgehebelte Spacetüren, tappern auf einem heilvollen Dubrhythmus durch die Szenerie, proggen sich auf einem Krautrockhaufen sitzend die Hirne farbwandig und über und unter und in allem liegt eine Frische, dass sich die Bärte krausen. Vor Spannung natürlich.
Haben wir es nämlich auf dem Silberstrahl sitzend geschafft, das fulminante erste Stück auf "...Against Human Race" zu durchreiten, empfängt uns schon der einmummelnde Dub des Nachfolgers, der sich gegen warmkäsige Hintergrundtasteninstrumente erwehren muss.
Und weil der herumirrende Sirenenstrahl gleich mal Oberwasser bekommt und es fast vermag, 'Naked Sun' mit seiner wohltuenden Penetranz zu dominieren, stellen ihm die Musiker eine weit hallende Slidegitarre aus dem Mittelwesten entgegen, als gäbe es dieses seit Jahren. So selbstverständlich, diese Unverschämtheiten. Herrlich.
Und weil die Gitarre, die jammende und jammernde, gewonnen hat und nun erst recht haushoch gewinnen möchte, wird der nackten Sonne letztlich sechseinhalb Minuten in einer sich wieder und wieder steigernden Ausgangssequenz mit soviel Inbrunst entgegengespielt, dass der Abschied sehr schwer fällt. Dass sich dort im Fahrtwasser eine Funk-Shaft-Gitarre mit herumtreibt, ist hier nur mal nebenbei erwähnt.
Achja, gesungen wird hier übrigens immer noch nicht, dafür nun losgebluest. Als ob uns diese Belgrader Band einbläuen muss, was alles sie an Fertigkeiten auf dem Tableau anbieten kann. Das können sie auch sehr gern tun, wir nehmen das mal gern. Wenn nämlich 'Deadly Skies' weiter so rotiert, kann das einer DER Stonerdoomdauerbrenner im Ausgeh-Anfahrts-Ohrstöpsel-Kosmos werden. Plötzlich nämlich findet man sich in einer herausgewickelten Riffoper wieder, die noch plötzlicher von einem ausflippenden Punkintervall zerhäckselt wird. „Himmel“ wird sowieso überbewertet!
Ganz wie es der Titel schon anmeiert, wird im folgenden 'Autumn World' melancholisiert – auch hier gelingt dies überdurchschnittlich gut, die entspannte Stimmung schlussendlich haben wir uns nun schon redlich verdient.
Ein derberes Stück Metal ist dann 'South Of Heaven', welches sein Heil ebenfalls darin sucht, den Himmel nach Unebenheiten abzusuchen, und diese Entdeckungen in packende Ausuferungen zu vertonen.Wo wir schon mal bei "Atmosphäre" sind: auch der zweite dubbige Beitrag 'Into The Storm' hüllt uns in einer solchen ein und lässt hier und um uns herum kleinere Wirbel aufwellen und wieder verschwinden. So selten gehört.
Mit dem zehnminütigen 'Tortoise Du Mars' können die Serben ein weiteres abgefahren druckvolles und durchgedrehtes, dabei aber fast altmodisch krautig-kauziges Stück vorweisen, das unvermittelt auch einfach durchzudrehen vermag – wir seufzen und freuen uns sehr über diese unverhoffte Belgrader Entdeckung.
Wer freut sich mit?
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben