TENHI - Maaäet
Mehr über Tenhi
- Genre:
- Folk / Prog
- Label:
- Prophecy / Soulfood
- Release:
- 10.02.2006
- Varpuspäivä
- Kuoppa
- Kuulut Kesiin
- Salain
- Viimeiseen
- Vähäinen Violetissa
- Sarastuskävijä
- Maa Syttyy
- Tuulenkaato
- Aatos
- Uuvu Oravan Luu
- Rannalta Haettu
Es ist ja gemeinhin bekannt, dass die Finnen ein recht melancholisches Völkchen mit latentem Hang zur Depression zu sein scheinen. Da ist es dann doch erstaunlich, dass der ganze finnische Folk Metal mit seinen Humppa-Einflüssen zumeist doch recht fröhlich aus den Boxen tanzt. Dass sich finnische Folklore nicht darauf beschränken lässt, sollte eigentlich klar sein: So gibt es durchaus auch eine sehnsuchtsvolle, naturverbundene und vor allem melancholisch-traurige Seite der finnischen Volksmusik, und jene ist es, die TENHI seit mittlerweile zehn Jahren am Herzen liegt.
Die drei Finnen machen tiefgründige, entspannte Musik mit einer unheimlich dichten Atmosphäre, die nur vom komplett in Finnisch gehaltenen Gesang, von akustischen Instrumenten und vom wohl dosierten Synthesizer erzeugt wird. Mit Rock und Metal haben sie dabei rein gar nichts zu tun, und das ist es, was sie so interessant und einzigartig macht. Gerade das elegische Piano und die eindringlichen Streicher sind es, die Kompositionen wie 'Varpuspäivä' und 'Sarastuskävijä' prägen. Dazu erscheint vor dem inneren Auge unweigerlich ein fast greifbarer Sonnenaufgang über einer tristen Moorlandschaft. Naturverbundenheit und Selbstreflexion sind die dominanten Stimmungen, die "Maaäet" auf durchaus progressive Art und Weise transportiert. Die Arrangements sind stets anspruchsvoll und detailverliebt, was die tollen Streicherparts und die dramatischen Perkussions- und Schlagzeug-Elemente bei 'Kuoppa' sehr schön demonstrieren. Dazu kommt der düster-melancholische, in aller Regel sehr tiefe, aber immer klare Gesang von Tyka Saarikko und Ilkka Salminen, mal im Chor, mal solo, aber immer sehr emotional und bewegend. Man fühlt sich in eine Zeit versetzt, in der ein Schamane raunend Verse aus alten Tagen rezitiert und wir ihm wie kleine Kinder im Kreis sitzend gebannt lauschen. Auch die Akustikgitarre und der Bass spielen in Stücken wie 'Kuulut Kesiin' und 'Salain' eine tragende Rolle und zelebrieren verträumte Harmonien in warmem Moll, denen immer wieder Streichereinsätze und aufrüttelnde Schlagzeug-Parts zusätzliche Dramatik verleihen.
Doch genug der Beschreibungsversuche: TENHIs Musik muss gefühlt und erlebt werden, denn nur so kann sie ihren vollen Reiz entfalten, der für mich darin besteht, dass sie den Hörer auf sich selbst und auf die Natur zurückführt. Das klingt meditativ und in gewisser Weise ist es das auch, doch vor allem beflügelt "Maaäet" auch nach unzähligen Durchläufen noch die Träume und die Phantasie. Wenn ihr ULVERs "Kveldssanger" verehrt, dann werdet ihr auch TENHI lieben, und wenn ihr euch dieses wunderschöne Album dieser außergewöhnlichen Band intensiv und in Ruhe anhört, dann werdet auch ihr spüren, warum es für Tyko Saarikko wie der "Geruch eines vom Herbstlaub bedeckten Herbstbodens" ist. Da bin ich mir ganz sicher.
Anspieltipps: Varpuspäivä, Kuoppa, Sarastuskävijä, Kuulut Kesiin
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle