THAEN RASMUSSEN PROJECT - Thaen Rasmussen Project
Mehr über Thaen Rasmussen Project
- Genre:
- Heavy Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- No Dust Records
- Release:
- 07.10.2022
- Full Tilt
- Surreal
- Fire Burns Blue
- Rise Above
- Imaginary Grace
- In The Night
- Farewell
- Freakshow
- Broken Wings
- Time Will Tell
Wenn Bay-Area-Legenden zu einem heimlichen All-Star-Projekt ausholen!
Lange angekündigt und nun beinahe heimlich veröffentlicht: Das erste Album des THAEN RASMUSSEN PROJECTs. Nicht-Eingeweihten sei hier einleitend kurz erklärt, um wen es sich dabei handelt. Thaen Rasmussen dürfte den meisten Lesern bekannt sein, immerhin hat er von 2005 bis 2017 mit kurzen Unterbrechungen bei VICIOUS RUMORS gespielt. Aber der gute Mann war natürlich bereits Dekaden zuvor als Urgestein in der Bay Area musikalisch aktiv. So gehörte er bereits in der ersten Hälfte der 80er zu den wegweisenden Formationen CONTROL und ANVIL CHORUS, auf deren einzigem Album "The Killing Sun" er auch zu hören ist. Sein Partner in Crime ist heute Sänger Torre Carstensen, der für mich zu den zehn besten Sängern der Metalszene zählt. Oh, den kennt ihr alle gar nicht? Dann wäre es nun an der Zeit wahlweise MY VICTIM, BAD PRESS oder WARNING SF anzutesten. Torres' Stimme verzaubert mich seit ich 1989 das erste MY VICTIM-Demo hören durfte. Sein glockenklarer, kraftvoller Gesang pellt für mich jede Ente. Diese beiden langjährigen Szenegefährten gemeinsame Sache machen zu hören, begeistert mich, seit ich das erste Mal von dem Plan dazu gehört habe. Mit an Bord sind ORCHID-Drummer Carter Kennedy, ANVIL-CHORUS-Keyboarder Phil Bennett, sowie ein zweiter Tastenmann namens Jon Simon. Produziert wurde das Ganze von keinem Geringeren als Will Storckson, dem Gitarristen von MY VICTIM, der unter anderem auch schon ORCHID mit wundervoll warmem Klang ausgestattet hat. Alle Vorzeichen stehen also auf Alarm!
Schmeißen wir das Teil also an und werden sofort vom flotten Heavy Rocker 'Full Tilt' zur wilden Fahrt eingeladen. Torres' Stimme begeistert mich sofort und Thaen zeigt gleich, weshalb es sein Projekt ist. Ein wunderbares 80ies-Flair umgarnt die Ohren und ich fühle mich angenehm an eine Zeit mit heiligen Tauchern erinnert. Optimaler Einstieg also.
Das folgende 'Surreal' kommt dann mit abgestopptem Riffing etwas hardrockender um die Ecke, ohne deutlich an Tempo zu verlieren. Hier kann Torre besonders hell scheinen. 'Fire Burns Blue' ist dann beinahe ein Ohrwurm, denn dieser Chorus packt einen schon beim ersten Durchlauf am Allerwertesten. Hier kommen herrliche 70ies Keys zum Einsatz und der schleppende Beat unterstützt den hypnotischen Charakter dieser Nummer wundervoll. Die akustisch unterlegten Verse schmelzen Marmorsteine, während der Chorus tief in die Ohrrinde schneidet. Bombe!
'Rise Above' kommt dann mit einem ebenso wuchtigen Riff und Beat um die Ecke, überrascht aber im Hintergrund mit schönen Tastenuntermalungen. Das doppelläufige Solo schmilzt dann jeden Eisberg zu Lava und die Gesangsmelodie ist in Wort und Bildern nicht zu schildern. Wie schön Musik doch sein kann!
Ich will jetzt gar nicht auf jeden Song im Einzelnen eingehen, denn ein bisschen Entdeckergeist soll ja auch für Euch noch bleiben. Allerdings muss ich auf das sehr ruhige 'Farewell' einmal gesondert hinweisen. Hier entführt uns Thaen von Beginn an mit wunderschönen Gitarrenharmonien und wenn dann der gefühlvolle Gesang über akustisch-behutsamer Untermalung aus den Boxen gleitet, ist die musikalische Glückseligkeit vollkommen. Da kommt das rabiate 'Freakshow' im Anschluss genau richtig, um die sentimentale Stimmung zu durchbrechen. Schon das gesprochene Intro kann alles. "We're born in this world given a ticket to a freakshow. And when you're born in America you're given a frontrow seat!" Hinten dran hängt ein flotter Rocker, bei dem Torre mal so richtig den Gurgler auspacken kann. Die orchestralen Tastenteppiche sorgen für Volumen und auch hier begeistert das Solo des Meisters. Insgesamt hat man beinahe den Eindruck, dieses Album sei in einer falschen Dekade erschienen, denn der Flair der 70er und 80er scheint hier überall hell und strahlend durch die Noten. Ist das schlecht? Natürlich nicht, denn damals hat man noch Wert auf Musikalität, auf Hooks und Melodien gelegt. Alles Tugenden, die sich beim THAEN RASMUSSEN PROJECT nachhören lassen. Dabei ist die Bandbreite angenehm breit gefächert und mit Torre Carstensen hat Thaen eben auch eine genau die richtige Stimme für solche Musik gefunden. Außerdem hört man der Musik das blinde Verständnis der Musiker untereinander an. Da wirkt nichts verkrampft oder aufgesetzt, alles klingt wie, wenn altbekannte Freunde Musik machen, die schon lange in Ihnen schlummert.
Hoffentlich bleibt dies keine Eintagsfliege!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae