THARSYS - Under Her Dead Hands
Mehr über Tharsys
- Genre:
- Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Yonah Records (ALIVE)
- Release:
- 29.01.2010
- The Price Of Empathy
- Under Her Head Hands
- Coldblood
- Seven
- Infernal Love
- Master Of Humanity
- Halls Of Desolation
- Black
- Devilseed
Abwechslungsreicher, kitschfreier und anspruchsvoller Düstermetal mit spannendem Songwriting.
In der metallischen Enzyklopädie wird das nordrhein-westfälische Sextett kurz und knapp als "Gothic Metal" eingestuft, was meines Erachtens ein wenig zu kurz greift, vor allem wenn man bedenkt, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der Leserschaft beim Betrachten dieses Aufhängers wahlweise finnische Schmachter mit androgyner Optik, Wodkaflasche und Strick um den Hals, oder aber stoische teutonische Tastendrücker im Kopf herum spuken werden. Mit beiden Vergleichen könnte man kaum weiter daneben liegen, denn THARSYS sind ungleich metallischer als die einen, weitaus abwechslungsreicher als die anderen und zu guter Letzt deutlich weniger kitschig als alle miteinander.
Klar, eine melancholische Grundstimmung bringt die Band mit und sie zieht sich durch die meisten Stücke, aber weder spielen die beiden Frontleute Sara und Frank das abgedroschene Spielchen von der Schönen und dem Biest, noch wird es zugelassen, dass die Tasten die Gitarren ihrer Zähne berauben. Die klangliche Mischung ist sehr schön ausdifferenziert, jedes Instrument kommt zu seinem Recht und gerade der feine Kontrast zwischen den vom Keyboard und den von der Gitarre dominierten Passagen macht einen großen Teil des Reizes der Scheibe aus. 'Coldblood' ist hierfür ein hervorragendes Beispiel, das zudem auch dadurch besticht, dass es eine erhebliche gesangliche Bandbreite abdeckt, ohne in alte Genre-Klischees zu verfallen. Während das erste Drittel von gezupften, klaren Gitarrenarrangements und der angenehmen, sanften aber dennoch kraftvollen weiblichen Stimme geprägt wird, zu denen gelegentlich im Duett die männliche Klarstimme hinzu tritt, führt ein orchestrales Break ins Mittelstück mit leidenschaftlichem männlichen Gesang, bevor das dramatischen Finale schwarzmetallischem Keifen und einem gehörigen Schuss Aggression das Feld überlässt.
Auch die übrigen Stücke sind spannend arrangiert und komponiert, wobei immer wieder kleine funkelnde Facetten dafür sorgen, dass es dem Hörer nicht langweilig werden kann. Legt beispielsweise 'Seven' noch ordentlich gruftrockig mit einer nicht zu verleugnenden FIELDS OF THE NEPHILIM-Schlagseite los, wächst es sich schon bald zu einem modernen Extrem-Metal-Stück aus, das mit Growls, wuchtigen Riffs und elektronischen Loops aufwarten kann, die mich hier ausnahmsweise mal gar nicht stören. Zwischendurch kommt auch die weibliche Stimme wieder zu Zuge, und das alles, ohne dass das Stück verzettelt oder unschlüssig wirken würde. Das eine Stück ('Infernal Love') dominiert vorwiegend Saras Gesang, während das folgende 'Master Of Humanity' allen Stimmvarianten des Bandkopfes Frank Kronnagel freien Lauf lässt und so im Finale gar dem elegischen Doom/Death der Herren PANTHEIST oder FUNERAL ein Stückchen weit nahe tritt.
Ihr seht, für Abwechslung ist sowohl beim Songwriting als auch bei der Umsetzung gesorgt, so dass jeder, der sich ansatzweise dem unkitschigen Düstermetal verbunden fühlt, angesprochen fühlen sollte, dieser Band eine Chance zu geben. "Under Her Dead Hands" ist jedenfalls alles andere als ein alltägliches Gothic-Scheibchen, das sogar mich immer wieder in seinen Bann schlägt, obwohl ich ja gemeinhin kein allzu großer Freund gemischtgeschlechtlicher Duette im Bereich des melancholischen Metals bin.
Anspieltipps: Coldblood, Seven, Master Of Humanity
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle